Nigel Pearson holte mit Leicester City 22 Punkte in den letzten zehn Saisonspielen und bewahrte sein Team vor dem Abstieg. Nun muss er gehen. Seltsam, oder?
In England lieben sie verrückte Hunde. Typen, die mit einer nonchalanten Arroganz und einer ordentlichen Portion Härte erklären, dass sie die Besten, Geilsten und Größten sind. Trainer wie Brian Clough, der einst verkündete: „Ich würde nicht sagen, dass ich der beste Trainer bin. Aber ich bin unter den Top 1.“ Oder Spieler wie Vinnie Jones, der vor einem Spiel gegen den FC Liverpool seinen Gegenspieler Kenny Dalglish mit den Worten begrüßte: „I’m gonna rip your head off and shit down the hole!“
Typen wie Nigel Pearson.
Dieser Pearson, so sagt man, kann mit seinem Blick die Sonne schmelzen lassen. Er kann vermutlich auch übers Wasser gehen und Nägel essen. Pearson selbst erzählt gerne die Geschichte, wie er in den Karpaten einmal eine Horde Wildhunde alleine in die Flucht geschlagen hat.
Journalisten oder Fans, die ihm unbequeme Fragen stellen, würde er am liebsten noch im Presseraum mit einem Amboss die Schädeldecke zertrümmern. Diese Saison schrie er beim Spiel gegen Liverpool einem Anhänger zu: „Fuck off and die!“ Und als ein Reporter ihn nach einer Niederlage kritisierte, nannte er diesen „dumm“ und „verrückt“ und fragte: „Sind Sie ein Strauß? Hatten Sie in den letzten Monaten Ihren Kopf im Sand?“
„Wo ist Ihr Problem?“
Der Vollständigkeit halber muss man sagen, dass auch englische Journalisten gerne mal auf den Putz hauen. In diesem Falle war es BBC-Mann Pat Murphy, der seinen Kollegen verteidigte, indem er Pearson in ein siebenminütiges Kreuzverhör nahm: „Sie wirken paranoid. Sind Sie es? Machen Sie Anti-Aggressions-Training. Wo ist Ihr Problem?“ Pearson sagte danach nichts – und kurzzeitig galt Murphy als der verrückteste Hund Englands.
Trotz dieser Eskapaden durfte Pearson bis zum Ende der Saison bleiben. Und er legte ein Comeback der besonderen Art hin.
Noch im Februar 2015, nach einer Heimpleite gegen Crystal Palace, war Pearson gefeuert worden. So informierte jedenfalls der englische Guardian, und selbst Pearson nahm an, dass er seine Sachen packen könnte. Später gingen die Stunden nach der Niederlage als „Night of confusion“ in die Vereinsgeschichte ein. Am Tag darauf teilte der Verein mit, dass Pearson niemals entlassen wurde. Drei Monate später feierte man ihn als Held von Leicester.
Trainer des Jahres?
Pearson rettete seine abgeschlagene Mannschaft vor dem Abstieg aus der Premier League. Leicester City holte in den letzten zehn Saisonspielen sagenhafte 22 Punkte. „Nigel Pearson“, japste Torwartlegende Peter Schmeichel danach, „muss Trainer des Jahres werden!“