Am Ende konnte Deutschland auch in Frankreich nicht gewinnen. Doch die Leistungen der vielen jungen Spieler und die taktische Ausrichtung gegen den Weltmeister machen Mut. Schafft Löw doch noch den Umbruch?
Deutschland droht der Abstieg. Ein Satz, der vor einigen Jahren noch überhaupt keinen Sinn ergeben hätte. Doch nach der 1:2‑Niederlage gegen Frankreich braucht Deutschland ein kleines Wunder, um nicht in die Liga B der neuen Nations League abzustürzen.
Dennoch fällt das Fazit nach der knappen Niederlage gegen den Weltmeister überraschend positiv aus. Joachim Löw hatte sein System und sein Personal im Vergleich zur 0:3‑Niederlage gegen die Niederlande komplett umgekrempelt. Wir liefern die Gründe, warum Löws neues Spielsystem mit Dreierkette und flexiblem Dreier-Sturm viele Probleme der DFB-Mannschaft gelöst hat.
1. Mehr Tempo
Das Hauptproblem der deutschen Mannschaft in den vergangenen Monaten war das fehlende Tempo im Angriffsspiel. Die DFB-Elf passte und passte sich den Ball zu, rückwärts und quer, von einer Seite zur anderen. Sie war selten bis nie in der Lage, das Tempo zu verschärfen oder nach Ballgewinnen Konter zu initiieren.
Gegen Frankreich stellte Löw seine Offensive radikal um. Thomas Müller musste auf die Bank, dafür starteten Timo Werner, Leroy Sane und Serge Gnabry als Stürmer im 3 – 4‑3-System. Alle drei haben ihre Stärken in ihrem hohen Tempo sowie ihrer Fähigkeit, schnell hinter die gegnerische Abwehr zu gelangen. Gnabry ließ sich als zentraler Stürmer häufig fallen und bot sich zwischen den Linien an. Werner und Sane wiederum starteten immer wieder hinter die gegnerische Abwehr.
Somit hatte Deutschland nach Ballgewinnen sofort eine Anspielmöglichkeit hinter der französischen Viererkette. Doch auch bei längeren Ballbesitz-Passagen richtete sich der Blick von Werner und Sane immer nach vorne. Nicht jeder Laufweg ergab Sinn, nicht jeder Spielzug funktionierte, doch die grundsätzliche Spielanlage war wesentlich vertikaler und schneller.
2. Mehr Flexibilität im letzten Drittel
Das neue Sturm-Trio löste ein weiteres Problem der deutschen Elf: Bei der Weltmeisterschaft waren die Angriffsstrukturen in der gegnerischen Hälfte starr und festgefahren. Die Spieler hielten ihre Positionen. Überraschungen? Fehlanzeige. Deutschland war berechenbar wie eine mathematische Gleichung.
Das neue Sturm-Trio brachte etwas Anarchie in die eigenen Angriffsbemühungen. Immer wieder tauschten die Angreifer die Positionen, stellten ihre Gegenspieler vor neue Herausforderungen. Dennoch war das Spiel nicht unstrukturiert: Die aufrückenden Außenverteidiger hielten ihre Position und sorgten für die Breite, die Doppelsechs hinter dem Dreiersturm besetzte das Mittelfeld. Gerade in der ersten Halbzeit stimmte die Mischung aus Anarchie und Struktur.