Viele kennen ihn nur als „den russischen Linienrichter“, in seiner Heimat Aserbaidschan ist er jedoch ein Held. Tofik Bachramow, „Mr. Wembleytor“. Wir sprachen einst mit seinem Sohn.
Bachram Bachramow, wann hat Ihr Vater Ihnen das erste Mal vom Wembley-Tor erzählt?
Bachram Bachramow: Kurz nach seiner Rückkehr von der WM 1966. Ich war damals 13 und kann mich noch genau erinnern. Alle seine Verwandten und Freunde gratulierten ihm damals.
Wie sprach er in den Jahren danach vom WM-Finale 66? War er sich sicher, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte?
Bachram Bachramow: Auch in den Jahren nach der WM 1966 zweifelte er nie die Richtigkeit seiner Entscheidung an. Und die Entscheidung meines Vaters wurde später, als sich die Technik weiter entwickelt hatte, schließlich auch bestätigt.
Wurde er oft nach dem Tor gefragt?
Bachram Bachramow: Jedes mal wurde ihm diese Frage gestellt – egal wo er war. Und mein Vater gab immer die gleiche Antwort: „Der Ball berührte das Netz und fiel ins Tor“.
Stimmt es, dass Uwe Seeler auf dem Bankett nach dem Spiel zu Ihrem Vater kam, sich entschuldigte und sagte, der Treffer sei doch korrekt gewesen?
Bachram Bachramow: Ja, das stimmt. Uwe Seeler kam zu meinem Vater und entschuldigte sich im Namen der ganzen deutschen Mannschaft für deren unsportliches und unkorrektes Verhalten auf dem Platz.
Taten ihm die deutschen Spieler leid?
Bachram Bachramow: Im Sport, und so auch im Fußball, gibt es keinen Platz für Mitleid. Dieses Gefühl passt nicht zum Wettkampfcharakter des Sports. Der Stärkste gewinnt. So ist das eben.
Was bedeutete Ihrem Vater der Einsatz beim WM-Finale 1966?
Bachram Bachramow: Der Einsatz beim WM-Finale 1966 spielte in der Karriere meines Vaters natürlich eine große Rolle. Später wurde er dafür immer wieder ausgezeichnet. Nicht jeder Schiedsrichter hat die Ehre, die „Goldene Pfeife“ und Göttin „Niki“ aus den Händen der englischen Königin überreicht zu bekommen. Seine Professionalität wurde bei der UEFA, der FIFA und dem Fußballverband der UdSSR sehr geschätzt. Aserbaidschan war und ist heute noch stolz auf seinen berühmten Sohn Tofik Bachramow.