Hienghene Sport aus Neukaledonien ist wohl der größte Exot in der Geschichte der FIFA-Klub-WM. Kein Witz: Die Mannschaft besteht großteils aus Strandfußballern.
Felix Tagawa versteht den Aufruhr um das Thema nicht: Strandfußball sei doch auch Fußball – wenngleich auf einem viel kleineren Spielfeld, mit einer etwas anderen Spielweise, doziert der Trainer des ozeanischen Klub-WM-Teilnehmers Hienghene Sport vor dem heutigen Auftaktmatch gegen Al-Sadd aus Katar (18.30 Uhr MEZ). Tagawa weiß genau, wovon er spricht, denn nebenbei coacht er die Beachsoccer-Nationalmannschaft Neukaledoniens. Was heißt hier: nebenbei? Der Kick im schneeweißen Sand ist in der sonnigen Südsee-Republik fast die größere Nummer als Fußball auf dem grünen Großfeld. Gleich sechs Spieler von Hienghene Sport gehen hauptsächlich am Strand auf Torejagd.
„Beachsoccer“, erklärt Tagawa der britischen BBC, mache einen Spieler „vielseitiger in Bezug auf seine Sinne, seine Wahrnehmungs- und Reaktionsschnelligkeit, sein Passtempo und seine Spiel-Antizipation. Barfuß im Sand zu spielen, festigt außerdem die Fußgelenke und macht den Schuss härter, weil es die Kontaktzonen an den Füßen verhornen lässt.“ Und während der gute Mann so vor sich hin doziert, könnte man meinen, da kommt ein perfekt gepanzerter, nahezu unbesiegbarer Endgegner zur diesjährigen Klub-Weltmeisterschaft – eine bislang unbekannte Fußballmacht aus dem fernen Neukaledonien, die den FC Liverpool, Flamengo, Espérance Tunis & Co. das Fürchten lehren will.
Die Fußstapfen von Christian Karembeu
Dabei hat der erst 1997 gegründete Liliput-Klub von der kleinen Südsee-Inselgruppe Neukaledonien (300.000 Einwohner) ausschließlich Amateurkicker im Kader und spielt daheim in einem 1.800-Zuschauer-Stadion, das so gut wie nie ausverkauft ist. Dennoch gewannen die Himmelblau-Weißen am 11. Mai dieses Jahres völlig überraschend die ozeanische Champions League und sind erst der zweite Titelträger in der Geschichte dieses Wettbewerbs, der nicht aus Neuseeland oder Australien stammt (nach Hekari United aus Papua-Neuguinea im Jahr 2010). Ganz nebenbei ist Hienghene Sport mit Sicherheit der erste Klub-WM-Teilnehmer, der großteils aus Strandfußballern besteht.
Auch Mannschaftskapitän Bertrand Kai zählt zur Strandkicker-Fraktion seines Vereins. Der 36-Jährige wurde nach dem Triumph in der ozeanischen Champions League (durch einen glücklichen 1:0‑Sieg im rein neukaledonischen Finale gegen AS Magenta) zu Ozeaniens „Fußballer des Jahres“ gekürt. Zur Information: Der bis dato einzige Kicker aus Neukaledonien, dem diese persönliche Ehre zuteil geworden war, hieß Christian Karembeu. Der kurz gewachsene Mann mit den langen Rastazöpfen spielte jedoch für die ehemalige Kolonialmacht Frankreich und errang 1998 immerhin den Weltmeister-Titel mit „Les Bleus“.