In der Nachwuchsarbeit sieht es beim DFB längst nicht mehr so gut aus wie noch vor ein paar Jahren, nicht nur Mehmet Scholl hat das erkannt. Verliert der DFB den Anschluss?
Das Leben als leitender Angestellter beim Deutschen Fußball-Bund bringt einige Annehmlichkeiten mit sich. Frank Kramer zum Beispiel, der Trainer der U‑20-Nationalmannschaft, durfte in dieser Woche fünf Tage am Montiggler See in den Südtiroler Bergen verbringen und war unter anderem zum Grillen beim Bundestrainer Joachim Löw eingeladen. Es gibt schlimmere Dienstreisen.
Eine dieser schlimmeren Dienstreisen hat den 46 Jahre alten Kramer Anfang Mai nach England zur U‑17-Europameisterschaft geführt. 17 Spiele hat er sich angeschaut, darunter auch die Niederlagen des deutschen Teams gegen den späteren Turniersieger Holland (0:3) und Spanien (1:5). Die U 17 schied als Gruppendritter bereits in der Vorrunde aus – und Kramer war nach seinen Eindrücken weit davon entfernt, an eine üble Laune des Schicksals zu glauben. „Es ist schon grundlegend“, sagt er. Man müsse sich ja nur die U‑17-Mannschaften der Bundesligaklubs anschauen, die gerade wieder vermehrt ausländische Spieler holten. Spieler, die sie im Klub, in ihrer Region oder und im eigenen Land offenbar nicht finden.
Längst nicht mehr so rosig wie vor ein paar Jahren
Die Nationalmannschaft ist Weltmeister, sie ist Confed-Cup-Sieger, die U 21 noch Europameister dazu. Man könnte also meinen, dass der deutsche Fußball international das Maß aller Dinge ist. Vielleicht trifft das auf die Männer zu. Im Nachwuchs aber sieht es längst nicht mehr so rosig aus wie noch vor ein paar Jahren.
Von den U‑21-Europameistern des vergangenen Sommers hat es kein einziger Spieler in den Kader für die anstehende Weltmeisterschaft in Russland geschafft. „Viele glauben, in Deutschland gäbe es Talente wie Sand am Meer. Das stimmt nicht.“ Hat Joachim Löw gesagt. Vor drei Jahren. Seitdem hat sich die Situation eher nicht verbessert.