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Die Span­nung war groß in Ham­burg am ver­gan­genen Sonntag. Zum ersten Mal seit acht­ein­halb Jahren emp­fing der FC St. Pauli den Ham­burger SV wieder am Mill­erntor. Das 92. Ham­burger Stadt­derby sollte ein großes werden, schließ­lich galt es nach dem Unent­schieden in der Hin­runde, die Nummer eins der Stadt zu ermit­teln.

Gefühlt war die ganze Stadt auf den Beinen. Auch schon am Abend zuvor, als Gruppen von jeweils meh­reren hun­dert St. Pauli- und HSV-Fans durch die Stadt zogen, der Alte Schwede an der Elbe braun-weiß-rot gestri­chen wurde und St. Paulis Szene auch andere Teile der Stadt künst­le­risch ver­schö­nerte. Die Span­nung rund ums Mill­erntor war nahezu greifbar, die Erwar­tungen ent­spre­chend groß. Beste Der­by­stim­mung eben. Doch die anschlie­ßenden 90 Minuten auf dem Platz und daneben haben sie beim FC St. Pauli gründ­lich rui­niert. Die sport­liche Leis­tung bei der 0:4‑Niederlage war desolat, im Derby schmerzt sie umso mehr. Was auf den Tri­bünen pas­sierte, scheint aber fast noch schwerer zu wiegen.

Ihr seid Scheiße wie der HSV“

Was war pas­siert? Vor Spiel­be­ginn waren meh­rere hun­dert mit roten Hals­tü­chern und Sturm­hauben ver­mummte St. Pau­lianer durch die Ein­lass­kon­trollen an der Süd­tri­büne gestürmt. Ein bedeu­tend klei­nerer Teil dieser Gruppe bewegte sich mit Beginn der Choreo von Ultra Sankt Pauli (USP) mit dem Titel Sankt Pauli – Vom Wahn­sinn besessen“ vor Spiel­be­ginn von der rechten Seite weiter in die Mitte der Kurve und machte sich am und auf dem Zaun breit, von 50 oder maximal 75 Leuten war die Rede. Im wei­teren Ver­lauf des Spiels und ins­be­son­dere nach der Halb­zeit­pause zün­deten diese Gruppe immer wieder und fast kon­ti­nu­ier­lich beträcht­liche Mengen Ben­galos und Rauch­töpfe, prä­sen­tierte HSV-Fan­ma­te­ria­lien und sorgte für meh­rere Spiel­un­ter­bre­chungen und kurz vor Schluss bei­nahe für den Spiel­ab­bruch.

Es war nicht so, dass man das noch nie erlebt hätte in diesem Ausmaß. Es war eher merk­würdig, wie wenig orches­triert das alles ablief“, sagt Ben*, der seit neun Jahren auf der Süd­tri­büne steht. Aber nach der Halb­zeit wurde es extrem. Da sind die alle auf den Zaun und haben gezündet. Das war der Moment, wo es anfing, andere Leute im Sta­dion zu nerven: Als sie das geklaute Geg­ner­merch raus­ge­holt haben, spä­tes­tens da fanden viele andere es nicht mehr cool.“ Sowohl auf der Süd­tri­büne, aber auch und ins­be­son­dere von anderen Teilen des Sta­dions schlug den Jungs auf dem Zaun Ableh­nung ent­gegen. Der Gipfel waren Rufe wie Ihr seid Scheiße wie der HSV“ oder Wir sind St. Pauli und ihr nicht“, zum Bei­spiel von der Gegen­ge­rade. Solche Aus­ein­an­der­set­zungen und Miss­bil­li­gungen zwi­schen nor­malen“ Fans und Ultra­kurven kennt man auch aus anderen Sta­dien, auch beim Bran­den­bur­gi­schen Lan­des­po­kal­fi­nale zwi­schen Babels­berg und Cottbus zog sich so eine Spal­tung durch die Babels­berger Fans. Doch auf St. Pauli ist die Lage etwas kom­pli­zierter.