Der FC Bayern und Robert Lewandowski, das war nie die einfachste Beziehung. Trotzdem hält Uli Hoeneß den Stürmer für „unersetzlich“. Ob der über das Saisonende hinaus in München bleibt, könnte die große Frage seiner Karriere endgültig beantworten.
Es war der Moment nach dem 1:1‑Ausgleich gegen den FC Liverpool am Mittwoch. Nach diesem Eigentor von Joel Matip, der Robert Lewandowski den sicheren neunten Treffer dieser Champions-League-Saison gestohlen hatte. Bayerns Stürmer holte mit enttäuschtem, ja wütendem Blick den Ball aus dem Netz und wollte zurück zum Mittelkreis joggen. Nur, weil sich seine Mitglieder in einer Jubeltraube in Richtung Eckfahne bewegten, ließ er ihn wieder fallen und gesellte sich etwas unwillig zu ihnen.
Nach dem Spiel sah man einen aufgebrachten Lewandowski mit Mats Hummels diskutieren. Wild gestikulierend versuchte er seinem Kollegen zu erläutern, wie man ihn hätte in Szene setzen sollen. Mal wieder wusste Lewandowski es besser. Geklappt hat es trotzdem nicht. Lewandowski hatte 29 Ballaktionen, schoss einmal aufs Tor. Bayern kam auf einen Expected-Goals-Wert von desolaten 0,17. Die Mannschaft habe zu defensiv gespielt, beklagte Lewandowski anschließend. „Weil ich oft auf mich alleine gestellt war“, sei es sehr schwer für ihn gewesen. Virgil van Dijk, der vielleicht beste Innenverteidiger der Welt, meldete den laut Sportdirektor Hasan Salihamidzic womöglich besten Stürmer der Welt nahezu vollkommen ab.
„Aus nichts kann ich nichts machen“
Die Niederlage und das damit besiegelte Aus in der Champions League weckten Erinnerungen an schlechtere Münchner Zeiten, die schon vergessen schienen. Dabei liegen sie gar nicht so lange zurück.
Im Herbst 2018 war der sich beklagende Lewandowski fast zum gewohnten Anblick geworden, als der FC Bayern nach gutem Saisonstart zwischenzeitlich auf Platz sechs abrutschte und den Anschluss zu verlieren drohte. Die Mannschaft spielte schwach, Niko Kovacs Offensivkonzept griff nicht, soweit es denn überhaupt existierte, und Lewandowski wirkte von Spiel zu Spiel frustrierter. Im Oktober und November, als Bayern von sechs Ligaspielen nur zwei gewinnen konnte, sah man ihn trotz vier Treffern und drei Vorlagen immer wieder mit den Mitspielern diskutieren.
Es erinnerte ein wenig an die WM 2018, als Lewandowski mit Polen in der Gruppenphase die Segel streichen musste und von Spiel zu Spiel mehr Frust in seinem Spiel durchschien. „Aus nichts kann ich nichts machen“, kritisierte er den Rest der Mannschaft nach dem Ausscheiden überdeutlich. Während der mittelschweren Krise in München äußerte er zumindest öffentlich keine Kritik, sondern begnügte sich mit Durchhalteparolen. Es ist die ewige Gratwandlung des Robert Lewandowski: zwischen Egoismus und Mannschaftsdienlichkeit.