Ob im Pub oder im Stadion – für Fans gelten beim Finale strikte Regeln. Dortmunder und Bayern hadern mit der Uefa, doch der Verband versteht die Aufregung nicht. Und warnt vor Skateboards im Stadion.
Selbst Jürgen Klopp war kurzzeitig sprachlos. Die Choreografie der Dortmunder Fans vor dem Viertelfinalspiel gegen Malaga beeindruckte nicht nur den Trainer der Borussen, sondern auch viele internationale Beobachter. Im Finale am Samstag wird es diesmal keine Choreografie der Schwarz-Gelben geben. Der Grund: die harschen Reglementierungen der Uefa.
Die Dortmunder Ultragruppierung „The Unity“ erklärte den Schritt in ihrer Publikation „Vorspiel“ so: „Abgesehen von den maßlos übertriebenen Brandschutzauflagen, wurde uns in Wembley nun auch noch verboten, den kompletten mittleren Tribünen-Rang mit in unsere Aktion einzubeziehen. An ein geschlossenes Kurvenbild war so nicht mehr zu denken.“ Alle bereits eingegangen Spenden werden für Choreografien und Aktionen in der kommenden Saison verwendet, hieß es in der Mitteilung. Die Gruppe sei „über alle Maße frustriert, dass es uns die Uefa förmlich unmöglich macht dem Champions-League-Finale einen würdigen Rahmen zu verleihen“.
Zum Wohle der Logenbesucher
Der „Club Nr.12“, eine Vereinigung aktiver Bayern-Fans, teilte in einer eigenen Mitteilung die Auffassung der Dortmunder Fans und fand deutliche Worte zu den Anforderungen des Verbandes: „So ein Finale setzt beträchtliche Teile des Großhirns außer Kraft, was ja auch in anderen Bereichen rund um das Finale (z.B. Ticketpreise) deutlich wird.“ Dennoch entschieden sich die Münchener, die Choreografie durchzuführen.
Den Bayern-Fans zufolge habe die Uefa eine Sichtbehinderung für die Logenbesucher zwischen Ober- und Unterrang gefürchtet und so die Bestimmungen verschärft. Eine Blockfahne in diesem Mittelrang sowie ein Spruchband sollen den Fans verboten worden sein. Zudem gab es Wirbel um den Zeitpunkt der Vorbereitungen, die Fans dürfen nun nicht am Spieltag, sondern nur am Freitag ins Stadion. Die Folge: Viele Fans mussten ihre Flüge umbuchen. Es gebe bei der Organisation immer Hürden, schrieben die Bayern-Anhänger, „aber im aktuellen Fall kommt es uns so vor, als hätten wir uns vom Hürdenlauf zum Stabhochsprung verirrt“.
Uefa: Unterstützen Fan-Choreografien
Der Verband versteht hingegen die Aufregung nicht. Auf Nachfrage von 11FREUNDE verwies die Uefa auf die „Eigenheiten des Stadions sowie die lokalen Gesundheits- und Sicherheitsbestimmungen“. Bei einem Treffen zwischen dem lokalen Organisationskomitee, den Vereinen und der Uefa seien diese „im Vorhinein abgeklärt“ worden. Die Uefa sagt: „Beide Vereine werden darin unterstützt, beim Finale Fan-Choreografien zu gestalten.“ Im Fanbereich der Bayern werde eine Choreografie stattfinden, „von Borussia Dortmund gab es keine offizielle Anfrage“.
1500 Pfund für ein Banner
Wie strikt die Bestimmungen im Stadion selbst sind, musste ein Fan von Yeovil Town erfahren. Dan Cabell zeigte vor knapp zwei Wochen beim Halbfinalspiel um den Aufstieg gegen Brentford ein Banner mit der Aufschrift „Little Old Yeovil“. Ihm wurde mitgeteilt, dass er 1500 Pfund zahlen müsste, sollte er das Banner ins Wembley-Stadion mitbringen.
Ein Sprecher des englischen Fußballverbandes erklärte dies in einem Statement ebenfalls mit Verweis auf die Sicherheit. „Unser Vertragspartner müsste acht Personen aufbringen, um zu gewährleisten, dass das Banner sicher über den Köpfen der Zuschauer gezogen wird. Dadurch entstehen zusätzliche Kosten.“ Cabell selbst kommentierte die Rechnung so: „Der moderne Fußball ist verrückt geworden.“
Wembley macht ernst. Nicht nur Fahnen können die Fans vor Probleme stellen, sondern auch Schilder oder Trommeln. In der offiziellen Informationsbroschüre der Uefa werden 31 Gegenstände genannt, die der Zuschauer nicht mit ins Wembley Stadion nehmen darf. Darunter unter anderem: Trompeten, Frisbees und ähnliche Gegenstände, Roller, Skateboards, Kinderwagen und Buggys, Mottoradhelme, Dartpfeile, Körbe und Kühltaschen. Oder auch: versiegelte Wasserflaschen.
Pubs: Dortmund und Crystal Palace
Doch Regeln existieren nicht nur für das Verhalten im Stadion, sondern auch außerhalb. So werden die Pubs rund um das Stadion bestimmten Fangruppen zugeordnet. Dies gilt sowohl für das Endspiel der Champions League als auch für das Aufstiegsspiel zwischen Crystal Palace und Watford am darauf folgenden Montag. Die Metropolitan Police hat eine Aufteilung vorgenommen, die hier eingesehen werden kann. Die Erfahrung aus England zeigt, dass die Aufteilung strikt durchgehalten wird und manchen Fans gegebenenfalls der Zutritt verwehrt wird – wenn sie den falschen Schal tragen.
Dortmund feiert Fanfest in London
Dortmunder Fans haben aber bereits die passenden Lokalitäten gefunden. Am Donnerstag und Freitag findet im Troxy in der Commercial Road das BVB-Fanfestival statt, am Samstag geht es im Karma Club weiter. Einen offiziellen Treffpunkt der Dortmunder am Samstag gibt es im Gegensatz zum Gastspiel bei Arsenal 2011 diesmal nicht. Die „Südkurve München“ trifft sich am Samstag um 15 Uhr im Barham Park und will von dort zusammen zum Stadion laufen.
Dort soll dann vor dem Anpfiff die Choreografie präsentiert werden. Zur Sicherheit legt der FC Bayern selbst aber auch Klatschpappen und Fähnchen auf den Plätzen aus. Und vielleicht wurde auch von offizieller Seite für eine optische Untermalung gesorgt. Beim Finale in Wembley vor zwei Jahren zwischen Manchester United und Barcelona soll eine englische Firma beide Choreografien der Fanlager inszeniert haben.