Was zu befürchten war: Die mächtigen Geldgeber von Paris Saint-Germain wagen sich ans Allerheiligste Ihres neuen Spielzeugs – und wollen nun das Klubwappen ändern lassen. Das wiederum ruft die Fans des Pariser Kliubs auf den Plan. Bleibt die Frage: Wie wichtig ist bei all den Ölmillionen noch die Meinung der eigenen Anhänger?
Mon Dieu, PSG! Erst kam es beim neureichen Haupstadtklub französischen Medien zufolge zu Gezanke zwischen einhemischen Profis und den Neuzugängen aus der Serie A, sportlich erreichte das Starensemble nach zwei Niederlagen in der Ligue 1 und dem Aus im Ligapokal vorerst eine neue Talsohle. Doch die katarische Investmentgesellschaft QSI, die der Stadt von Welt mit ihren Ölmillionen ein entsprechendes sportliches Antlitz verleihen will, hatte keine Probleme noch einen draufzulegen: Nun wollen die Investoren auch noch dem Vereinsemblem ihren Stempel aufdrücken – und ernten Spott und Zorn der Anhänger.
Die provinzielle Wiege wollen die Geldgeber aus Katar verbannen
1970 aus einer Fusion zwischen Vorortklub Stade Saint-Germain aus Saint-Germain-en-Laye und dem Paris FC hervorgegangen, trug das Mischlingskind Paris St. Germain seit jeher eine Babywiege samt darüber schwebender Lilie im Vereinsemblem – als Symbol für den Geburtsort des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Nun schwingen seit 2011 neue Sonnenkönige aus dem Wüstenstaat Katar das Zepter bei den Hauptstädtern, die auf Blumendeko und Babykrippe getrost verzichten können: wie die Zeitung Le Parisien berichtet, wollen die neuen Geldgeber zur Betonung der Weltmetropole Paris die allzu provinzielle geographische Wiege Saint-Germain-en-Laye aus dem Logo verbannen. Auch das Gründungsjahr 1970 soll für die Neugeburt einer globalen Fußballmarke Platz machen.
„Unsere Strategie ist es, uns von PSG weg auf Paris SG hinzubewegen – denn das Paris im Namen hat ungleich mehr Gewicht als das Saint-Germain“, erklärte PSG-Marketingchef Michel Mimran bereits auf der Konferenz „Hub Forum 2012“ Mitte Oktober. Mit dem neuen Anstrich des altehrwürdigen Emblems will Mimran nichts weniger erreichen, als dem Fußballverein einen Platz unter den zehn führenden Sportmarken weltweit zu sichern. Doch hat man die Rechnung da wirklich mit dem Fundament einer solchen Marke gemacht – den Fans?
In einem Interview mit einem deutschen Kundenmagazin PREMIUM hatte der Marketing-Manager erst vor Kurzem betont, dass man sich um „eine nicht allzu kommerzielle Ansprache“ bemühen würde, weil die Anhänger schließlich „in gewisser Weise Teil unseres Vereins und nicht einfach Kunden oder Verbraucher“ seien. Die Logo-Änderungspläne persiflieren diese Aussage nun in mehrerlei Hinsicht: der Eiffelturm soll demnächst in 3D-Optik vom Wappen prangen – das Herumdoktern am Wahrzeichen lässt nicht gerade auf behutsame Kosmetik schließen.
Noch viel größeren Unmut rief jedoch eine geplante Farbkorrektur auf den Plan: Statt royalem Dunkelblau wollen es die Investoren schonmal farblich den Kollegen von Manchester City gleich tun und Ibrahimovic und Co. demnächst in Himmelblau auf den Platz schicken. Pikanter als die farbliche Ähnlichkeit zur englischen Millionentruppe ist allerdings die Tatsache, dass auch Erzfeind Olympique Marseille Schlumpfenblau in den Vereinsfarben trägt. Da dürfte auch der gut gemeinte Erklärungsversuch, man wolle das Logo an die Farben des im Januar auf die Straßen gehenden neuen Vereinsbusses anpassen, bei eingefleischten PSG-Fans auf wenig Verständnis treffen.
Wie wichtig sind PSG die eigenen Fans?
Entsprechend deutlich ist die Nachricht der restlos bedienten Anhängerschaft an die milliardenschweren Klubbesitzer: „Fass mein Logo und meine Farben bloß nicht an“ ist Titel und Message einer Online-Petition, die binnen weniger Stunden bereits über 1500 Unterschriften sammeln konnte. Ein Aufbäumen, das dem Geschrei eines hilflosen Neugeborenen aus der Babywiege gleichkommt? Beispiele dafür gibt es viele, auch bei Retortenklubs wie Red Bull Salzburg haben Fan-Proteste allenfalls zur Neugründung des ursprünglichen Vereins geführt. Man darf also gespannt sein, wie konsequent die Kataris den Pinsel schwingen – und ob bei den Fans nach dem ersten Einlaufen des mit weiteren Millionentransfes gespickten Vereinsbusses der babyblaue Facelift nicht doch plötzlich in Vergessenheit gerät.