Gibt es tatsächlich Fans, die ihre Kinder nach Klubidolen benennen? Eine Umfrage bei deutschen Standesämtern zeigt: Die kleinen Antes, Arjens, Ailtons und Dedes können mittlerweile schon sitzen und sprechen.
Die kleine Lanesra dürfte jetzt fünf Jahre alt sein. Bald kommt sie in die Schule, dann lernt sie lesen und schreiben, und irgendwann wird ihr dämmern, dass ihr wunderschöner Name nicht viel mehr ist als ein semilustiger Gag ihres Vaters. Der nämlich ist ein großer Fan des FC Arsenal, und weil seine Frau dem Namen „Arsenal“ einen nachvollziehbaren Riegel vorschob, dachte der Vater um die Ecke und schlug Lanesra vor – was nun aber nichts anderes ist als Arsenal rückwärts gelesen. Und seine Frau? Die war begeistert. Naja, zwei Jahre später, als ihr Mann den kleinen Namenstrick beichtete, nicht mehr so sehr.
So zumindest ging die Geschichte 2016 durch die englische Presse. Nun hat man in hiesigen Kitas zwar noch keine kleinen Schalkes im Sandkasten buddeln oder Borussias stolz ihre Schultüte tragen sehen. Aber: Hin und wieder geht die Liebe von Fans zu ihrem Verein doch so weit, dass sie sich im Namensregister niederschlägt. Das muss ja nicht immer gleich ein ganzer Vereinsname sein – auch wenn man dem kleinen Tropsllabnesar auf dem Spielplatz gern mal das Beinchen stellen würde. Stattdessen sind es vor allem die Fußballer selbst, die in den Statistiken der Standesämter Spuren hinterlassen.
Drei kleine Kugelblitze
So korreliert das Aufkommen des in den Niederlanden zuvor nahezu unbekannten finnischen Vornamens Jari direkt mit dem erfolgreichen Wirken des großen Jari Litmanen bei Ajax Amsterdam. Ähnliches ist von Hans-Peter Briegel überliefert, der das albanische Publikum bei einem Länderspiel in den Achtzigern derart beeindruckte – wahrscheinlich durch seine Schenkel –, dass ihn Jahre später, die Walz aus der Pfalz war ausgerechnet Nationaltrainer Albaniens geworden, junge Albaner begrüßten, die auf den exzentrischen Vornamen Briegel hörten. Und in Deutschland?
Es bedarf ein wenig Recherche und der freundlichen Mithilfe hiesiger Standesämter, um herauszufinden, dass auch hierzulande Vereinslegenden in der Ju-gend fortleben. Etwa der jüngst von den Bayern geschiedene Arjen Robben, dessen Vorname in der Münchner Bevölkerung vor seinem Transfer 2009 zum FCB quasi nicht existent war, seither allerdings gleich 13 Mal vorkam. Manchmal ist es auch ein singuläres Ereignis, das sich im Geburtenregister niederschlägt. So ist, kein Scherz, für 2004, das Doublejahr Werder Bremens, der Zweitname Ailton gleich drei Mal belegt. Ohne zu wissen, wo der echte Ailton gerade ist oder was er so treibt: Über die drei kleinen Kugelblitze, die sich höchstwahrscheinlich just in diesem Moment pomadig im Schulsport warm machen, würde er sich bestimmt freuen.