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Es war schwei­ne­kalt im Stade de France, viel­leicht null Grad, viel­leicht weniger. Ich konnte mir selbst beim Atmen zusehen. Doch was sich gekleidet hatte wie ein dunkler Win­ter­abend, fühlte sich ganz anders an. Denn da unten im glei­ßenden Licht mach­test Du Dinge, die selbst ver­härmte Män­ner­herzen erglühen lassen.

Und ja, ich schäme mich meiner Gefühle nicht: auch mein dunkles Herz wurde licht.

Özil – oder darf ich: Mesut! – was haben wir, was habe ich Dich ver­misst in all den Jahren vor, nunja, Dir. Ich wusste es nicht mal. Lange Zeit, eigent­lich ewig, hatten die Fran­zosen ja zum Bei­spiel Zidane, und der führte alle vor, wie er wollte. Immer und immer wieder. Auch uns.

Da Zizou, hier der deut­sche Rum­pel­fuß­ball

Es gab da mal ein Spiel auf Schalke, 0:3 ging das aus, glaube ich – nicht so wichtig, denn viel ein­drück­li­cher als das Ergebnis war das Gefühl der Demü­ti­gung, so grausam, diese Schmach durch Zizous Pirou­etten, und die Befürch­tung, nein, die Gewiss­heit, dass der deut­sche Rum­pel­fuß­ball nie­mals einen solch großen Meister her­vor­bringen würde.

Und jetzt, Mesut, jetzt dieser magi­sche Abend von Paris. Dieses Raunen der Fans, Deut­sche wie Fran­zosen, wenn Du den Ball berühr­test! Dieser Hacken­trick in der ersten Hälfte, mit links hinter dem Stand­bein ent­lang, oh, ich habe alles genau sehen können von meinem kalten Sitz hoch oben unterm Dach!

Den Ball gelöf­felt wie ein Klümp­chen Kaviar

Um mich herum jauchzten kaum ver­hohlen Männer mitt­leren Alters über Deine Rich­tungs­än­de­rungen, die Kör­per­täu­schungen, die kleinen Demü­ti­gungen – mit­unter löf­felst Du den Ball ja wie ein Klümp­chen Kaviar – und dann diese Pässe wie der vor Khe­diras 2:1, Pässe wie eine straffe Gitar­ren­saite, nie im Ton ver­griffen.

Wer ist noch Refe­renz für Dich an sol­chen Abenden? Wem, außer Messi und viel­leicht Ronaldo, musst Du Dich über­haupt noch unter­ordnen in der welt­weiten Hit­liste der Tech­niker?

Dabei wirkst Du in Deinen Bewe­gungen zunächst immer so, als habest Du Dich nur von Deinem großen Bruder zu einem Spiel im Käfig über­reden lassen. Na gut, ich mach dann auch mal mit. Schlep­penden Schrittes, den Ober­körper gebeugt, ziehst Du scheinbar gleich­gültig Deine Kreise.

Ein kurzer Sprint, ein Haken

Aber dann, dann, oh, wehe dem, der sich davon täu­schen lässt, dann eine blitz­schnelle Aktion, ein kurzer Sprint, ein Haken oder eben eines dieser blitz­ge­scheiten, zau­ber­haft schnur­stra­cken Zuspiele.

Nein, wirk­lich, ich kann es nicht anders sagen: Es is‘ so schön, dass es Dich gibt! Denn Mesut, Du genialer Zau­ber­mensch, wir haben Dich lange, viel, oh, allzu lang ver­misst.