Jahr für Jahr gibt es dutzende Beinahe-Transfers. Aber keiner war so schön wie der von Edgar Davids zu Schalke.
Nur noch wenige Tage, dann schließt das Transferfenster. Höchste Zeit, zurückzublicken auf die absoluten Lieblingstransfers unserer (ehemaligen) Redakteure.
George Turklebaum saß fünf Tage lang tot an seinem Schreibtisch, ohne dass es einem Kollegen aufgefallen wäre. Diese Meldung gilt als Paradebeispiel für eine „urban legend“, eine moderne Sage. Dutzende seriöse Medien druckten sie ab, obwohl sie einer Scherznachricht entsprungen sein soll.
Edgar Davids wechselt zu Schalke 04. Das war in den Jahren 2000 und 2001 so eine moderne Sage, die erst im Ruhrgebiet, später in ganz Deutschland, dann in ganz Europa Verbreitung fand. Die Quellen hätten fadenscheiniger kaum sein können und doch sah sich kein Geringerer als Zinedine Zidane in einem Interview genötigt, seinen Kollegen Edgar Davids öffentlich von einem Wechsel zu Schalke 04 abzuraten.
Rudi Assauer dementiert: „Das war der Mpenza mit Brille“
In der heutigen Zeit verbreiten sich Mythen und Gerüchte noch viel schneller als zur Jahrtausendwende, als noch nicht jedermann ein Handy oder Netzzugang besaß und sich an windigen Spekulationen in Internetforen beteiligen konnte. Das Problem: Die Gerüchte, die im Jahr 2000 von Mund zu Mund und vom Hörensagen weitergetragen wurden, schlugen noch schlimmere Kapriolen. Und: Sie konnten auch nicht so schnell aus der Welt geräumt werden.
Heute begegnen Berater, Spieler, Vereine über Facebook oder Twitter den Meldungen sofort mit Dementis oder zumindest Stellungnahmen. Zum damaligen Zeitpunkt versuchte Schalkes Manager Rudi Assauer auf Pressekonferenzen alles, um das „Gerücht Edgar Davids“ ins Reich der Fabeln zu verweisen. Jemand habe wohl Edgar Davids mit dem damaligen Schalker Angreifer Emile Mpenza verwechselt. Doch die Lawine war nicht aufzuhalten.
Hausbesichtigung in Dorsten
Es fing damit an, dass verbreitet wurde, der holländische Star Edgar Davids habe ein Konto bei der Stadtsparkasse Gelsenkirchen eröffnet. Neben dem Trainingsplatz des FC Schalke übertrafen sich die Kiebitze in Windeseile mit Mutmaßungen und abstrusen Geschichten.
Schon hatte ein Schwager des Nachbarn mitbekommen, dass Davids ein Haus im benachbarten Dorsten angemietet habe. Die Hobby-Spione sahen in jedem schwarzen Mann zwischen Herne und Gladbeck den leibhaftigen Edgar Davids.