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Um das Pro­blem des Ras­sismus im ita­lie­ni­schen Fuß­ball zu ver­stehen, reicht eigent­lich schon der Blick auf ein Gerichts­ur­teil aus dem Mai 2015. Zwei Jahre nach den ras­sis­ti­schen Belei­di­gungen gegen Kevin-Prince Boateng bei einem Freund­schafts­spiel des AC Mai­land gegen Pro Patria wurden die sechs in erster Instanz ver­ur­teilten Anhänger frei­ge­spro­chen. In der Begrün­dung hieß es, die Rufe seien nur ver­ein­zelt auf­ge­treten und, hier wird es zynisch: Es gab keine Äuße­rungen gegen den Spieler Ema­nu­elson.“

Der Nie­der­länder Urby Ema­nu­elson, damals auch in Diensten der Mai­länder, ist eben­falls dun­kel­häutig. Das Gericht sprach die Ange­klagten, die Boateng solange mit Buh-Rufen, Pfiffen und Affen­lauten pro­vo­zierten, bis dieser den Ball auf die Tri­büne schoss und das Feld zusammen mit seinen Mit­spie­lern ver­ließ, also frei, weil sie nur einen dun­kel­häu­tigen Spieler belei­digt hatten und nicht alle.

So schlimm war es noch nie

Seitdem sind mehr als drei Jahre ver­gangen, Ver­bes­sert hat sich in Ita­lien und seiner Fuß­ball­kultur aber nichts. Es ist eher schlimmer geworden. Mit der Lega ist eine rechts­ge­rich­tete Partei an der Regie­rung und die Flücht­lings­de­batte ist auch in Ita­lien eines der größten Themen. Innen­mi­nister Matteo Sal­vini führt die Spal­tung der Gesell­schaft mit seinen popu­lis­ti­schen und teils ras­sis­ti­schen Äuße­rungen fort und befeuert damit das ohnehin schon auf­ge­la­dene Klima. Im Februar erschoss ein Neo­fa­schist in der Klein­stadt Mace­rata sechs afri­ka­ni­sche Migranten auf offener Straße und das ist nur der schlimmste der ras­sis­ti­schen Vor­fälle der jün­geren Ver­gan­gen­heit.

Diese gefähr­li­chen Ten­denzen drü­cken sich auch im Fuß­ball aus, der wie überall ein Spiegel der Gesell­schaft ist. Letztes Opfer ist Kalidou Kou­li­baly. Der über­ra­gende Innen­ver­tei­diger des SSC Neapel wird auf­grund seiner Haut­farbe in den Sta­dien immer wieder belei­digt, so schlimm wie am Zweiten Weih­nachts­fei­ertag war es aber noch nie. Beim Aus­wärts­spiel gegen Inter Mai­land war es immer wieder deut­lich zu hören. Sobald Kou­li­baly den Ball berührte, schallten Pfiffe und Uh-uh-uh“-Rufe durch das Giu­seppe-Meazza-Sta­dion.

Kein Abbruch wegen Sicher­heits­be­denken?

Dass Inter eben­falls einige dun­kel­häu­tige Spieler in seinen Reihen hat und schon durch den Ver­eins­namen eigent­lich auf Viel­falt aus­ge­richtet ist, war den Idioten auf den Tri­bünen egal. Es waren auch nicht nur ein paar ver­ein­zelte Zuschauer, die ihren Ras­sismus aus­lebten. Die Wahr­heit ist, dass sich nichts ver­än­dert hat“, sagte Boateng, der seit dem Sommer zurück in Ita­lien ist und für Sas­suolo Calcio spielt, der Gaz­zetta dello Sport“ in einem Inter­view. Ganz im Gegen­teil: Bei mir waren es 50 Leute, die ras­sis­ti­sche Buh-Rufe machten, in San Siro vor ein paar Tagen waren es 5000, viel­leicht sogar 10000.“

Die Spieler von Neapel und Trainer Carlo Ance­lotti wiesen Schieds­richter Paolo Maz­zo­leni mehr­fach auf die Belei­di­gungen hin und for­derten eine Spiel­un­ter­bre­chung. Doch es gab ledig­lich Durch­sagen des Sta­di­on­spre­chers, die von vielen Inter-Fans umge­hend nie­der­ge­pfiffen wurden. Laut Regle­ment hätte das Spiel abge­bro­chen werden können, wenn nicht müssen. Offenbar hatten die Zustän­digen wegen der Kra­wallen außer­halb des Sta­dions, bei denen später ein rechts­extremer Ultra aus Varese getötet wurde, aber Sicher­heits­be­denken.