Held oder Bratwurst? Top und Flop der Woche
Thy Time
Lennart Thy macht bei St. Paulis 4:0-Sieg gegen Düsseldorf vier Tore, und Diego Costa beschwert sich über den Körpergeruch seines Gegners. Wer ist wohl die Bratwurst der Woche?
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Held der Woche: Lennart Thy
Es gab mal eine Zeit da lief es für Lennart Thy wie am Schnürchen. Für verschiedene DFB-Jugendmannschaften traf der Stürmer, wie es ihm gefiel. Alleine zwischen 2008 und 2009 kam er für die U17- und U18-Nationalteams auf 19 Tore in 29 Spielen. 2009 feierte er mit dem U17-Team um Mario Götze und Marc-André ter Stegen den Europameistertitel. Gemeinsam mit Luc Castaignos, der später zu Inter Mailand ging, wurde er außerdem Toptorjäger des Turniers. Im Juli 2010 schrieb die »Sportbild«: »Thy hat das Potenzial, der neue Thomas Müller zu werden.«
Eher der neue Sandro Wagner
Allein Thy entpuppte sich bald eher als der neue Sandro Wagner. Ein robuster Stürmer, der an guten Tagen ordentlich Räume schafft und ganz solide kickt, bei dem man sich angesichts seiner Torquote aber fragte, ob er nicht auf der falschen Position spielte. Für Werder Bremen machte er in zwei Jahren gerade mal fünf Spiele und schoss kein Tor, und selbst bei der zweiten Mannschaft war er von einstigen Torquoten weit entfernt (70 Spiele, neun Treffer).
2012 wechselte er zum FC St. Pauli. Hier kam er in den vergangenen Spielzeiten immerhin auf mehr Einsatzzeiten, Knipserqualitäten ließ er dennoch vermissen. In seiner ersten Saison traf er einmal, in seiner zweiten vier und in seiner dritten fünf Mal.
Aber manchmal braucht es eben einen längeren Anlauf. Gestern Abend explodierte der Stürmer jedenfalls. Beim 4:0-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf machte Thy alle vier Tore, zweimal mit rechts, einmal per Kopf, einmal mit links. Und plötzlich war er wieder da: der perfekte Stürmer, der neue Thomas Müller, zumindest der Thomas Müller der Zweiten Liga, des 14. Spieltags.
Zieh die Hose hoch!
Einige Zuschauer dürften sich jedenfalls ordentlich gewundert haben, denn in den 13 Spielen zuvor hatte Thy nur ein Mal getroffen. So erging es auch Stefan Schnoor, der am Montagabend bei »Sport1« als Co-Kommentator agierte. Bei Angriffen der Hamburger sagte der Ex-Bundesligaprofi irgendwann nur noch: »Das kann nichts werden, Thy ist noch nicht in Sichtweite.«
Natürlich gibt es einen simplen Grund für die Leistungssteigerung, Thy erklärte sie gleich nach dem Spiel. So soll Fitnesstrainer Janosch Emonts ihm geraten haben, er solle die Hose mal höher ziehen und die nicht immer so tief tragen. »Das habe ich heute zum ersten Mal gemacht.«
Schön jedenfalls, dass endlich der Knoten geplatzt ist. Den Tipp mit der Hose hätte ihm Thorsten Legat aber auch schon früher geben können. - Smells like Ryan
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Bratwurst der Woche: Diego Costa
Der FC Chelsea ist momentan ein fruchtbarer Nährboden für Bratwürste. José »The Special Bratwurst« Mourinho tut Woche für Woche viel für sein Ätzknochen-Image, doch mittlerweile macht ihm einer seiner Schützlinge ernsthaft Konkurrenz. Diego Costa, der Chelsea letzte Saison noch mit 20 Treffern zur Meisterschaft schoss, trifft momentan weniger das gegnerische Tor, als vielmehr gegnerische Körperteile und den falschen Umgangston.
Die Arsenal-Profis Laurent Koscielny und Gabriel Paulista sowie Liverpools Emre Can machten in dieser Saison bereits unangenehme Erfahrungen mit dem übel gelaunten Chelsea-Stürmer. In den jeweiligen Spielen setzte Costa hauptsächlich Akzente auf Schienbeinen und Knöcheln. Auch ein gekonnter Tritt in die Magengegend Martin Skrtls zählt zu den bisherigen Highlights des 27-Jährigen.
Nicht nur Costas Noten leiden, auch sein Sozialverhalten
Costa spielt derzeit erfolgreich die Rolle des Schulhof-Tyrannen, der morgens nur mit der einen Mission das Haus verlässt, seine Schulkameraden zu schikanieren. Nicht nur Costas Noten leiden, auch sein Arbeits- und Sozialverhalten lässt arg zu wünschen übrig.
Am vergangenen Spieltag gegen Stoke City hatte sich Costa besonders auf den Verteidiger Ryan Shawcross eingeschossen. Dem fummelte er nicht nur im Gesicht herum, sondern beschwerte sich mittels unmissverständlicher Pantomime auch über dessen Körpergeruch.
Wenn Costas psychologische Kriegsführung wenigstens funktionierte und seiner Mannschaft einen dreckigen Sieg bescherte, könnten die Spielchen des spanischen Nationalspielers immerhin als Mittel zum Zweck verkauft werden. Doch bisher konnte Costa mit seinen Sticheleien den Gegner nicht annähernd erfolgreich schwächen. Ganz im Gegenteil verloren die Blues das Spiel bei Stoke City nach einer akrobatischen Volley-Einlage Marko Arnautovics. Damit kassierte Chelsea bereits die siebte Niederlage in der Premier League.
»Habe dafür gesorgt, dass Ryan heute Abend sein Deo aufträgt«
Shawcross konterte Costas Aktion später bei Twitter, indem er stolz mit einem Deo-Fläschen posierte. »Habe dafür gesorgt, dass Ryan heute Abend sein Deo aufträgt«, untertitelt dessen Ehefrau das Bild. Nicht einmal an einer geglückten Mobbing-Attacke kann sich Stinkstiefel Costa also erfreuen.
Wenigstens etwas hat der gebürtige Brasilianer von seinem Trainer Mourinho gelernt: Wenn es mal nicht läuft, einfach die Schuld bei Schiedsrichtern, Mannschaftsärztinnen, dem Universum oder eben bei stinkenden Gegenspielern suchen. Für uns ist Diego Costa damit die Bratwurst der Woche. Und irgendwo steigt Ryan Shawcross beißender Grillgeruch in die Nase.