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Herr Rudolph, sind Sie an jedem Wochen­ende im Sta­dion?

Naja, zumin­dest unser Banner hängt an fast jedem Wochen­ende in irgend­einem Sta­dion.

Was hat es mit diesem Banner auf sich?

Das war anfangs eine Ein­zel­ak­tion von Tennis Borussia Berlin Fans, zu denen auch ich zähle. 2011 hatten wir die Idee ein Banner zu malen, um auf das Thema Homo­phobie im Fuß­ball auf­merksam zu machen. Auf dem Banner küssen sich zwei männ­liche Fuß­baller vor der Regen­bo­gen­fahne, links davon steht unser Slogan. Das Banner schickten wir dann zu befreun­deten Ver­einen, damit es dort für einen Spieltag in der Kurve hängt. Das Banner ist erst ein Jahr später wieder bei uns gelandet, es tourte von Sta­dion zu Sta­dion.

Bei wie vielen Ver­einen war das Banner mitt­ler­weile?

Wir sind bei etwa 150 Sta­tionen national. Dann noch etliche inter­na­tio­nale Sta­tionen, denn 2013 kam noch ein eng­li­sches Banner dazu. Das sieht gleich aus, nur lautet es hier eben Foot­ball fans against homo­phobia“.

Ganz all­ge­mein gefragt: Worin äußert sich Homo­phobie im Sta­dion?

Zum einen durch die direkte Ableh­nung. Das heißt durch das laut­starke Äußern von Homo­phobie, wenn zum Bei­spiel Schwuchtel“ gerufen wird oder homo­phobe Banner gezeigt werden.

Gibt es da aktu­elle Fälle?

Spontan fällt mir ein Spruch­band von Dort­mund gegen Bremen ein, das ist aller­dings schon ein paar Jahre her. Da hieß es: Lieber eine Kurve in der Kritik, als Lut­schertum & Homo­fick“. Das war schon sehr ein­deutig. Dann gab es auch einen Angriff von BFC Dynamo Fans auf ein schwules Paar in unmit­tel­barer Nähe zum Sta­dion. Das Paar wurde zusam­men­ge­schlagen und schwer ver­letzt.

Worin äußert sich Homo­phobie im Fuß­ball noch?

Da ist noch die Ableh­nung schwul und les­bisch zu sein, durch wit­zige und abfäl­lige Bemer­kungen, die sich aber nicht direkt gegen Per­sonen richten.

Was wäre dann eine ver­meint­lich wit­zige Bemer­kung?

Warm­du­scher“ oder Spiel nicht wie ein Mäd­chen“. Oder wenn ein Trainer sagt: Jetzt ist mal Schluss mit Schwuchtel-Trai­ning“. Das ist dann kein direkter Angriff. Aber die Leute sind sich oft nicht bewusst, wen sie damit aus­grenzen und was sie damit anrichten.

Wenn wir den deut­schen Fuß­ball im Jahr 2017 betrachten: Wo steht er hin­sicht­lich Homo­phobie in den Sta­dien?

Ich glaube, dass in den Fan­szenen das größte Enga­ge­ment statt­findet. Die Fans suchen das Gespräch mit Ver­einen und Ver­bänden. Sie machen auch auf homo­phobe Aktionen auf­merksam und begleiten diese kri­tisch.