Dort­munds 3:2‑Erfolg gegen Bayern Mün­chen elek­tri­siert Fuß­ball-Deutsch­land. Die Süd­deut­sche bezeichnet die Partie als Super­wer­bung für die Bun­des­liga“, die FAZ schreibt von einem magi­schen Gefühl“ ange­sichts des Dort­munder Tri­umphs. In fast allen Gazetten taucht ein Wort auf, das man nach sechs Mün­chener Meis­ter­schaften in Folge lange nicht mehr gelesen hat: Eine Wach­ab­lö­sung“ des FC Bayern sei im Gange.

Die Hoff­nung, end­lich einen Gegner auf Augen­höhe für die Bayern gefunden zu haben, liegt nicht in erster Linie am Ergebnis – schließ­lich hatte Borussia Mön­chen­glad­bach den Rekord­meister jüngst wesent­lich deut­li­cher demon­tiert beim 3:0‑Auswärtssieg. Es war das Wie, das landauf, landein die Fan­ta­sien von Fans und Jour­na­listen beflü­gelte: Der BVB schlug den Bayern nicht dank einer Beton-Defen­sive, son­dern mit dessen eigenen Waffen. Fünf Gründe für den Dort­munder Tri­umph.

1. Jung gegen alt – schnell gegen langsam

Dass der Abend mit einer Wach­ab­lö­sung enden würde, war nach der ersten Halb­zeit kaum zu erwarten. Bis dahin glich die Partie den zahl­rei­chen Duellen, die Dort­mund und die Bayern in den ver­gan­genen Jahren aus­ge­fochten haben. Die Dort­munder fokus­sierten sich in ihrem 4−4−1−1 auf eine kom­pakte Defen­sive und schnelle Konter, wäh­rend die Bayern im eigenen 4 – 3‑3-System den Ball laufen ließen. 

Schon in dieser ersten Halb­zeit wurde deut­lich, wie unter­schied­lich beide Teams sind. Die Dort­munder Elf (Durch­schnitts-Alter: 25 Jahre) hatte klare Tem­po­vor­teile gegen den Rekord­meister (Durch­schnitts-Alter: 28,7). Schon in der Anfangs­phase gelangten sie meh­rere Male mit Tempo hinter die lang­same Bayern-Abwehr. Gerade die Außen­stürmer Jadon Sancho und Jacob Brun Larsen hatten klare Geschwin­dig­keits­vor­teile, zeigten sich vor der Pause in ihren Aktionen aber glücklos.

2. Favre kor­ri­giert seine Fehler

Trotz des Geschwin­dig­keits­vor­teils: Die erste halbe Stunde ent­wi­ckelte sich zum Schau­laufen des Rekord­meis­ters. Sie bewiesen, dass ihre klas­si­sche Spiel­phi­lo­so­phie auch im Jahr 2018 funk­tio­nieren kann. Die Innen­ver­tei­diger lei­teten das Spiel mit langen Flü­gel­wech­seln auf die Außen ein, die Außen­stürmer gingen sofort ins Dribb­ling über. Gerade Franck Ribery spielte auf wie zu seinen besten Zeiten. Er drib­belte mehr Gegner aus als jeder andere Spieler auf dem Platz und schoß sechsmal auf das geg­ne­ri­sche Tor.

Dort­mund hatte in der ersten Halb­zeit auch mit tak­ti­schen Schwä­chen zu kämpfen: Ihr 4 – 4‑1 – 1‑System war zu eng, sodass sie kaum Druck auf den Flü­geln her­stellen konnten. Im Pres­sing blieben sie zudem zu passiv, sodass die Bayern-Innen­ver­tei­diger zu viel Zeit am Ball bekamen. Julian Weigl war zudem im defen­siven Mit­tel­feld eine Fehl­be­set­zung. Dass Ribery so viele Frei­räume fand, lag auch daran, dass Weigl als unter­stüt­zender Akteur man­ches Mal fehlte.

In der Halb­zeit­pause kor­ri­gierte Favre diese Fehler. Er brachte Mah­moud Dahoud für Weigl und schickte Axel Witsel auf die halb­rechte Seite. Defensiv sta­bi­li­sierte Witsel diese Seite. Zudem agierte Dort­mund nun wesent­lich aggres­siver im Pres­sing, sodass die Bayern-Innen­ver­tei­diger mehr Druck bekamen. Später nahm er zudem den blassen Mario Götze vom Feld und ersetzte ihn durch Stürmer Paco Alcacer – ein wei­terer Schritt, um mehr Offen­siv­kraft in das eigene Spiel zu bringen.