Er galt als Wunderkind und einer der besten Stürmer der Welt. Jetzt ist Schluss für Fernando Torres. Warum das furchtbar traurig und schön zugleich ist.
Der Papst heißt Johannes Paul II., Johannes Rau ist Bundespräsident und Fernando Torres absolviert sein erstes Erstliga-Spiel für Atletico Madrid. Das war 2002.
Da ist Fernando Torres gerade mal 18 Jahre alt. Sie nennen ihn „El Niño“, das Kind. Dabei sieht er viel mehr aus wie eine Sagengestalt. Wie eine Fleisch gewordene Statue, die von der Muse geküsst über die Erde kommt, um aus ihr einen besseren Ort zu machen. Und sei es nur für den Augenblick eines Treffers. Als würde er, dieses so unschuldig und blütenrein wirkende Geschenk, wissen: Das Glück kennt nur Sekunden, der Rest ist Warteraum.
Wunderkind und Lebensversicherung
Fernando Torres scheint damals über den Platz zu fliegen. Zumindest von Deutschland aus gesehen. Denn zu Beginn dieser Karriere, von der Torres heute auf einer Pressekonferenz sagte, dass sie beendet sei, ist zwar auch der Fußball ein anderer, vor allem aber seine Wahrnehmung.
Spiele und Tore der spanischen Liga sieht man höchstens im wöchentlichen Zusammenschnitt. Mal eben im Internet nach einem Spielbericht oder Best-Of suchen? Keine Chance. 2002 dauert es durchschnittlich 16 Sekunden, bis eine Internetseite geladen und 12,5 Minuten, bis das High-End-56k-Modem ein einziges Lied auf dem Rechner gespeichert hat.
Das Informationszeitalter hat längst begonnen und steckt doch noch in den Kinderschuhen. So wie die Karriere von „El Niño“. Der in den ersten zwei La-Liga-Saisons 33 Tore in 64 Spielen erzielt. Der mit 19 Jahren zum Nationalspieler und Kapitän von Atlético Madrid wird. Dem Verein, bei dem er als Jugendlicher auf der Tribüne steht, wenn die erste Mannschaft spielt. Dem Verein, bei dem es im Umfeld schnell heißt, da wachse mitten unter ihnen ein Wunderkind heran, das zugleich Lebensversicherung sei.