Am Samstag wird die erste Runde des DFB-Pokals ausgelost. Mit im Lostopf sind dieses Mal auch 21 Amateurteams, die sich teilweise spektakulär in ihren Landespokalendspielen durchsetzten. Wir stellen die größten Paradiesvögel vor.
FC Nöttingen
Es ist nicht auszuschließen, dass das gesamte 2500-Seelen Dörfchen Nöttingen geschlossen zum Erstrundenmatch ins heimische Panoramastadion pilgern würde, allerdings will der Klub bei einem möglichen Hammerlos in das Karlsruher Wildparkstadion umziehen. Dieses Mal will sich der Oberligist noch beachtlicher aus der Affäre ziehen, als bei der Pokalpremiere im vergangenen Jahr, als man mit 1:6 in der ersten Runde gegen Hannover 96 verlor. Trainer in Nöttingen ist übrigens das ehemalige Karlsruher-SC-Schlachtross Michael Wittwer, der die Auslosung aber nicht live mitverfolgen wird, weil er zu diesem Zeitpunkt im Urlaubsflieger nach Mexiko sitzt. „Ich hoffe, dass der Pilot mich mit die Neuigkeiten versorgen kann“, sagte er eine Regionalzeitung. Bei der Frage nach dem Traumgegner blieb Wittwer hingegen offen: „Am liebsten wäre mir Bayern München, aber auch Dortmund, der FC Schalke 04 oder der VfB Stuttgart wären toll.“ Neben dem Fußball und Tischtennis unterhält der SVN auch eine eigene Abteilung für die Sportart „Schnürles“, eine Art Fußballtennis. Süß!
FV Illertissen
Fun fact: Das Vöhlin-Stadion, Heimstätte des FV Illertissen, ist nach dem Patriziergeschlecht der Vöhlin benannt, welches über mehrere Jahrhunderte in und über Illertissen herrschte. Nach dem sensationellen dritten Platz in der abgelaufenen Regionalliga-Saison herrscht aber sowieso längst König Fußball. Auffällig: ein Viertel der 16.000-Einwohner Stadt heißt Au, Illertissen unterhält außerdem einen Städtepartnerschaft mit dem Ort Elbogen. Der Ausflug in den Landkreis Neu-Ulm könnte für den Erstrunden-Gegner also durchaus schmerzhaft werden. Noch so ein fun fact: Illertissen qualifizierte sich über eine Sonderregel für die erste Hauptrunde. Der Regionalligist hat sich neben Landes-Pokalsieger TSV 1860 Rosenheim als bestplatzierter Amateurverein Bayerns qualifiziert.
SG Aumund-Vegesack
Den schönsten Namen der ersten Runde hat wohl ein Bremer Vertreter, die SG Aumund-Vegesack. Die gesamte Mannschaft bereitet sich derzeit bei der Mannschaftsfahrt auf Mallorca auf die anstehende Auslosung vor. Doch wer immer auch in der ersten Runde kommen mag, einen Pokal haben die Nordlichter bereits sicher: Trainer Kristian Arambasic wurde jüngst vom DFB unter die besten Jugendfußballtrainer 2013 gewählt. Glückwunsch!
TSG Neustrelitz
Bei der TSG Neustrelitz läuft es derzeit einfach rund. Nach dem Aufstieg in die Regionalliga 2012 konnte sich der Traditionsklubs gleich auf Platz acht festsetzen, zudem konnte man Hansa Rostock im Finale des Landespokals überraschend deutlich mit 3:0 abfertigen. Das Finale musste leider unterbrochen werden, weil ein paar Hansa-Idioten ihre eigenen Spieler auf dem Platz attackierten. Bereits 2007 und 2008 stand die TSG in der ersten Pokalrunde, schied aber jeweils knapp mit 0:2 gegen den Karlsruher SC (2007) und 1860 München (2008) aus.
SV SCHOTT Jena
Der SV SCHOTT Jena wurde im Jahr 1896 von Arbeitern und dem Firmengründer Otto Schott der Firma Jenaer Glaswerk Schott & Genossen als Turnverein der Glashütte Jena gegründet und ist damit wohl einer der ältesten Werksklubs der Republik. Seit 1946 hatte der Klub nun auch bereits zehn verschiedene Namen – ein Umstand, den sonst nur Kinder von Bundesliga-Profis für sich beanspruchen können. Der Klub nimmt erstmals am DFB-Pokal teil, Doch so richtig freuen kann sich darüber derzeit niemand: Das Hochwasser beschädigte unter anderem auch das heimische Sportzentrum an der Oberaue.
Sportfreunde Baumberg
Ein Vereinsname wie von den Macher von Kick-Off 2 erdacht. Doch die Sportfreunde Baumberg gibt es tatsächlich. Das mussten auch die Spieler von Rot-Weiß Oberhausen erfahren, die dem Oberligisten im Landespokal mit 0:1 unterlagen. Trainer in Baumberg ist Markus Kurth, der seinerseits auf eine solide Profikarriere beim 1. FC Nürnberg, 1. FC Köln und dem MSV Duisburg zurückblicken kann. Zudem scheint Baumberg ein schlafender Riese zu sein, immerhin ist man seit 2011 Kooperationspartner von Fortuna Düsseldorf. Ob es nach einer möglichen Sensation in der ersten Runde im heimischen MEGA-Stadion ebenfalls zu einem Platzsturm der Liebe kommen wird, ist nicht bekannt. Am Tag der Auslosung überlassen die Bamberger jedenfalls nichts dem Zufall: Ab 15 Uhr geht die 1. Mannschaft auf große Traktorfahrt durch Baumberg und Mohnheim, anschließend gibt es beim Public-Viewing Live-Musik von der Band Gardenier. Da wäre man doch wirklich gerne dabei.
VfR Neumünster
Nicht Holstein Kiel, nicht der VfB Lübeck, sondern der VfR Neumünster vertritt in diesem Jahr den Landesverband Schleswig-Holstein im DFB-Pokal. Nach Jahren zwischen Insolvenz und gescheiterten Angriffen auf die regionalen Platzhirsche hatte man sich schließlich im Stadion an der Geerdtsstraße so richtig an das Siegen gewöhnt, blieb die erste Mannschaft des VfR in den Jahren 2010 und 2011 doch in insgesamt 49 Spielen ungeschlagen. Die abgelaufene Regionalliga-Saison schloss man als Sechster ab.
Bahlinger SC
Der Bahlinger SC hat durchaus Erfahrungen mit Pokalsensationen, konnte man sich in der Saison 2002/03 doch überraschend mit 1:0 gegen den Zweitligisten Alemannia Aachen durchsetzen. Auch der Besuch von namhaften Teams auf dem heimischen Sportgelände ist dem badischen Klub nicht fremd. Seit Jahren veranstaltet der BSC im Kaiserstuhlstadion ein beachtlich besetztes Vorbereitungsturnier, bei dem unter anderem schon Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen, der 1. FC Kaiserlautern und Roter Stern Belgrad zu Gast waren. Mit Benjamin Pfahler haben die Rot-Weißen sogar einen waschechten Nationalspieler in den Reihen. Der 29-Jährige ist derzeit mit der Studenten-Nationalmannschaft bei einem Turnier in Brasilien.
TSG Pfeddersheim
Die Vereinsgeschichte der TSG Pfeddersheim liest sich wie einer Achterbahn-Fahrt. In den Neunzigern schoss die Mannschaft von der Bezirksliga bis in die Oberliga hoch, landete in den Nuller-Jahren jedoch wieder auf den Boden der Tatsachen. Seit 2007 geht es aber wieder bergauf, Pfeddersheim schloss die Mannschaft von Trainer Norbert Hess nach einem Horrorstart letztendlich auf dem 11. Platz ab. Pfeddersheim steht bereits zum sechsten Mal im DFB-Pokal, damit hat der Klub immerhin halb so viele Teilnahmen wie die TSG Hoffenheim zu verbuchen.
Neckarsulmer Sport Union
Die Neckarsulmer Sport Union ist Nutznießer des Pokalausschlusses von Dynamo Dresden, so rückte der Landesligameister trotz eine 1:3‑Niederlage gegen Heidenheim im Landespokalfinale doch noch in das Starterfeld der ersten Runde. Damit ist die NSU der nominell der unterklassigste Teilnehmer der ersten Runde. Bei soviel Sensation kann man auch über das unglückliche Vereinskürzel hinwegsehen.