„The Special One“ in der Fürther Trolli-Arena – Sachen gibt’s. Was sonst noch so passierte, lest ihr in unserer Elf des Spieltags.
José Mourinho
Illustren Besuch gab es beim Spiel Fürth gegen Dortmund, und es ist eine Frage des Respekts, dass wir José Mourinho als ersten in dieser Liste nennen. Madrids Trainer-Zampano saß am Samstag nämlich auf der Tribüne der „Trolli“-Arena und sah dabei zu, wie der BVB den überforderten Fürthern gnadenlos aufzeigte, in welche Liga sie gehören. Nach 60 Minuten hatte „The Special One“ genug gesehen, immerhin fünf Dortmunder Tore, und verließ das Stadion, um irgendwo etwas mourinhohaftes zu machen. Nachdenklich ein Glas „Biondi Santi Brunello di Montalcino“ vor einem Kaminfeuer zu schwenken zum Beispiel oder ein Kunstwerk bei Sotheby’s zu ersteigern oder so. Bleibt zu hoffen, dass er nicht kopfschüttelnd im Flugzeug gesessen hat, ungläubig darüber, dass die seltsamen Deutschen ihre Mini-Stadien nach Fruchtgummi benennen.
Mario Götze
Bleiben wir direkt in Fürth. Da legte nämlich Mario Götze einen weiteren Gala-Auftritt hin, machte zwei Tore selber und bereitete noch ein drittes vor. Der gefühlt tausendste überragende Auftritt in seiner Karriere, die ja so alt noch gar nicht ist. Der Junge ist erst 20, ungefähr so alt sind die Bierbäuche einiger 11FREUNDE-Mitarbeiter. Und trotzdem ist Götze den anderen schon meilenweit voraus. Götze ist so herausragend gut, wenn er sich schnäuzt, hat er hat mehr Talent im Taschentuch kleben, als andere Bundesligakicker in ihrem gesamten Körper versammeln. Über sein zweites Tor hat er sich nicht einmal mehr gefreut. Warum auch? Er hat sich dafür ja nicht anstrengen müssen.
Tom Starke
Neben all den anderen hundert Dingen, die in Hoffenheim in dieser Saison schief liefen und laufen, war die Demission des Tom Starke mit die unnötigste Baustelle. Beliebt beim Publikum, bodenständig, loyal und sportlich solide – Es gab nicht einen Grund, Tom Starke vom Hof zu jagen. Dementsprechend enttäuscht war Starke, fand aber schnell sein Glück beim FC Bayern, wo er jüngst als verlässlicher Ersatzmann von Manuel Neuer Deutscher Meister wurde, während es in Hoffenheim jetzt nicht unbedingt allzu gut läuft. Am Wochenende durfte Starke zur Belohnung gegen Nürnberg ran und hielt prompt einen Elfmeter – passend zur Überlegenheit der Bayern mit dem Kopf. Und schrieb so an der Meisterschaftsgeschichte der Münchner ein kleines Kapitel mit .
Timm Klose
Weniger glimpflich ging der Kopfball von Nürnbergs Timm Klose aus. Der Schweizer bekam gegen die Bayern einen Ball auf die Schläfe und war danach derart neben der Spur, dass er ausgewechselt werden musste. Was er aber partout nicht wollte. So rang er mosernd mit dem Mannschaftsarzt und wirkte ein wenig wie ein trotziges Kind, das von den genervten Eltern nörgelnd an der Eisdiele vorbei geschleift werden muss. Allerdings unverständlich, schließlich stand es bereits 3:0 für den FC Bayern und Klose konnte froh sein, das Elend nicht mehr über sich ergehen lassen zu müssen. Bei der armseligen Vorstellung, die der Club ablieferte, lässt sich sogar mutmaßen, dass der ein oder andere Kollege Kloses eine Gehirnerschütterung dankbar angenommen hätte, um endlich in die Kabine flüchten zu können.
Jérome Boateng
Am laufenden Band stellen die Bayern derzeit die Rekorde auf und wirken schrecklich unterfordert. Aus Langeweile fangen sie jetzt sogar an, ihre Gegner zu demütigen. Elfmeter werden mit dem Kopf pariert (siehe Tom Starke) und Abwehrspieler, die sonst gerade so das Wasser treffen, wenn sie vom Boot pinkeln, schießen plötzlich Seitfallziehertore. So gesehen bei Jérome Boateng, der zuvor in 134 Ligaspielen ein einziges Törchen geschossen hatte und nun gegen Nürnberg spektakulär netzte. Was sich die Bayern demnächst wohl ausdenken, um ihre Dominanz noch klarer zur Schau zu stellen? Ob der Busfahrer mitspielen darf? Ob die Gegner zwei Tore Vorsprung bekommen? Ob sich die Spieler vor dem Spiel gegenseitig die Bänder zerren? Wir wissen es nicht. Aber fair wäre es schon.
Christian Schulz
Ein wirklich wunderschönes Eigentor gelang Hannovers Christian Schulz. Nicht, weil es sonderlich spektakulär war, viel eher, weil es so ein absolut nachvollziehbares Eigentor war. Eine Flanke der Freiburger hatte 96-Keeper Zieler knapp unterschätzt und überraschend durchgelassen, Unglücksrabe Schulz stand dahinter und man konnte seine Gedankenfetzen in den Sekundenbruchteilen nach Zielers Abtauchen quasi hören: „Fuß hin, nee, wegziehen, durchlassen, nee, oder? aber wenn hinter mir?, also lieber doch den Fuß?, zur Seite?, aber nicht zu sehr zur Seite! Oder doch durchlassen? Fuß hin? Weg? Hin? Kacke, Eigentor.“
Rafael van der Vaart
Eigentlich sollte hier Heung-Min Son stehen, denn schließlich war es der Koreaner, der dem HSV mit einem Doppelpack den ersehnten Dreier in Mainz bescherte. Wir haben uns aber für Rafael van der Vaart entschieden, für den die letzten Monate nicht ganz so dolle liefen. Der Holländer kam vergangenes Jahr aus England zurück nach Hamburg, seither dümpelt der HSV durchs Mittelfeld der Tabelle, die Mannschaft scheint zerstritten, seine Ehe ging in die Brüche und zu allem Überfluss ist Van der Vaart nun mit der Ex-Frau von Khalid Boulharouz liiert. Wir können nur dunkel mutmaßen, welche Art Ur-Angst es auslöst, die Verflossene eines Mannes zu daten, der gemeinhin „Kannibale“ genannt wird und man den Alltag in der steten Furcht bestreiten muss, aus Rache hinterrücks in die Welt der Schmerzen gegrätscht zu werden. Umso bemerkenswerter ist es, wie souverän Van der Vaart den HSV als Kapitän in Mainz zum Sieg führte. In schwierigen Situationen braucht es eben Eier, und die hat Van der Vaart – auf und neben dem Platz. Wir applaudieren und kontrollieren nebenher verängstigt unseren Kleiderschrank, ob nicht vielleicht der „Kannibale“ darin sitzt.
Marko Arnautovic
Der goldene „11FREUNDE-Stehgeiger“ geht diese Woche an Marko Arnautovic. Werders verhinderter Weltklasse-Spieler trat beim Spiel gegen Fortuna Düsseldorf gegen Ende des Spiels zwei derart lasche Freistöße, dass man als Bremen-Fan versucht war, aus Zorn seinen Schal zu verspeisen. Beide Standards fanden aus aussichtsreicher Position statt, Arnautovic gockelte die Bälle aber lieber aus dem Stand in die Mauer, anstatt etwas sinnvolles damit anzustellen und eventuell noch drei Punkte aus Düsseldorf mitzunehmen. Anschließend winkte der Österreicher ab, schüttelte den Kopf und trabte dem Ball hinterher – ein Move, den wir in der Redaktion wahlweise den „Arroganz-Klassiker“, den „Quaresma“ oder seit Samstag auch den „Arnautovic“ nennen. Glück für den Österreicher, dass zuvor eine seiner Hereingaben vom Düsseldorfer Latka ins eigene Tor gelenkt wurde, so wurde es zumindest ein Punkt.
Teemu Pukki
Wie nennt man einen Matchwinner, wenn das Spiel keinen Sieger hat? Einen Match- äh, ‑drawer? Einen Spiel-Unentscheider? Einen Ausgleicher? Wir wissen es nicht. Vielleicht hat Teemu Pukkis wundervolle Muttersprache ein Wort dafür, mit schön vielen doppelten Is und Ks. Töör-Skkoorer zum Beispiel, oder Puunkt-Rettar vielleicht? Schalkes Finne war auf jeden Fall genau das am Samstagabend: Kam rein, machte ein Tor selber und holte noch einen Elfmeter raus, der den Schalkern das Remis rettete. Wuunderbaar.
Dong-Won Ji
Auch hier waren wir uns uneins, ob nicht Stefan Reisinger den Platz in der „Elf des Spieltags“ verdient gehabt hätte, denn schließlich hatte der Düsseldorfer das Kunststück fertig gebracht, jeweils kurz nach Anpfiff und Wiederanpfiff zu netzen. Wir entschieden uns dann für Dong-Won Ji, weil der zum einen den Vornamen trägt, den wir unseren Söhnen geben werden (ohne das –Won); und zum anderen, weil sich Ji für seinen Doppelpack besondere Mühe geben und drei Tore schießen musste. Das eigentlich zweite wurde ihm unberechtigterweise aberkannt. Machte aber nichts. Ji nahm alles zusammen, was sein Vorname an Potenz und Entschlossenheit bietet, und hämmerte den Ball in der zweiten Halbzeit zum 2:0 ins lange Eck. Wichtige drei Punkte durch zwei Tore, die sicherlich nicht gefallen wären, da sind wir uns sicher, wenn Ji mit Vornamen anders hieße als Dong!-Won!
Maximilian Arnold
Herzlich Willkommen in der Bundesliga, Maximilian Arnold. Fünf Mal durfte der 18-jährige Mittelfeldspieler des VfL Wolfsburg bereits in der Liga ran, nun machte er sein erstes Tor. Und wie: Arnold legte sich eine verunglückte und eigentlich zu harte Hereingabe von Ricardo Rodriguez bei der Annahme hoch und drosch den Ball ins lange Eck – alles in einer fließenden Bewegung, die so schön war, dass es dafür auf der PlayStation sicherlich eine eigene Tastenkombination gibt. Unbezahlbar war auch sein fassungsloser Blick danach. Hier hatte sich ein junger Kicker gerade selber mit seinen Fähigkeiten überrascht. Wir wünschten, dass würde uns auch mal passieren. Also im positiven Sinne.