Ja ja, am Betze brennt’s mal wieder. Diesmal sucht der Verein nach mindestens zwölf Millionen Euro – um die Lizenz für die 3. Liga zu erhalten. Doch der Fall zeigt ein viel größeres Dilemma auf.
Wer plant, am 16. Februar nach Heidelberg zu reisen, sollte einen Schirm mitnehmen. Sehr wahrscheinlich wird es an diesem Tag regnen. Fritz-Walter-Wetter wäre passend, wenn im „Kunst & Kuriosa“ der Nachlass des DFB-Ehrenspielführers versteigert wird. Über eintausend Erinnerungsstücke Walters werden angeboten, darunter das Silberne Lorbeerblatt und eine Replik des WM-Pokals von 1954. Für Fans des 1. FC Kaiserslautern ein trauriger Tag, denn es gilt als sicher, dass die Einzelteile der Sammlung in alle Himmelsrichtungen verstreut werden. Walters Verein, der 1.FCK, hatte auf einen Kauf verzichtet.
Zwölf Millionen Euro fehlen
Denn dort haben sie gerade ganz andere Probleme. Der Verein, dessen Mitglieder nur allzu gerne beim Bestaunen rarer Memorabilien in Erinnerungen schwelgen, muss sich gerade mal wieder mit der Zukunft beschäftigen.
Bis zum 1. März hat der Drittligist noch Zeit, um sich zukunftssicher zu machen – was in diesem Fall bedeutet, dass der 1. FC Kaiserslautern für mindestens ein Jahr überlebensfähig sein sollte. Doch dazu fehlt am Betze ein dicker Berg Geld. Mit dem Abstieg hat sich der Verein in eine Schieflage gebracht. Alllein fünf Millionen Euro gehen jährlich für die Stadionmiete drauf. TV-Gelder und Vermarktungserlöse sind hingegen eingebrochen. Mindestens zwölf Millionen Euro benötige der Klub deshalb aus externen Quellen, wie der Aufsichtsratsvorsitzende Patrick Banf im Dezember vorgerechnet hatte. „Wir gehen davon aus, dass uns nach vorsichtigen Schätzungen für die kommende Drittliga-Lizenz eine Liquidität von 5 Millionen Euro fehlt, dazu kommen die 6,7 Millionen aus der Fan-Anleihe.“ Die vereinbare Auszahlung wäre am 1. August fällig. Und nur wenn das Geld vorliegt, wird der Verein vom DFB die Zulassung für die neue Saison erhalten.
Doch an der Frage, woher das Geld für die nächste Saison kommen soll, hat sich in Kaiserslautern ein Streit entbrannt, der am Montag fast explodiert wäre. Denn es geht nicht allein um den Geldgeber, sondern auch um die Frage, wie sich der Klub in Zukunft aufstellen will. Mit einem potenten, aber möglicherweise auch undurchsichtigen Investor? Unterstützt von einem breiten Sponsorenpool, der jedes Jahr neu aufgestellt werden müsste? Oder möglicherweise durch eine erneute Anleihe von Mitgliedern und Fans?
Kontakte zu KFC-Investor Ponomarev
Glücklicherweise hatte der Verein schon im vergangenen Jahr, als die Ausgliederung der Profiabteilung beschlossen wurde, scheinbar eine Antwort auf diese Frage gefunden. Mit dem „Lautrer Modell“ sollten fortan alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Blöd nur, dass die potenten Großinvestoren da nicht mehr mitspielen.
Dass der Verein, der gerade erst aus der zweiten Liga abgestiegen war, auf Dauer mit Finanzproblemen zu rechnen habe, schien der Aufsichtsrat schon zu Saisonbeginn zu ahnen. Und so kam es, dass sich das Aufsichtsratsmitglied Michael Littig beim Heimspiel der „Roten Teufel“ gegen den KFC Uerdingen auf ein Glas Wein mit dem KFC-Investor Mikhael Ponomarev getroffen haben soll. Ein loses Gespräch, eine Anbahnung, ein Hinweis darauf, dass der 1. FC Kaiserslautern für Geldgeber offen stünde. Und Ponomarev, der laut Littig mit glänzenden Auge auf die gewaltige Stehtribüne am Betzenberg geschaut haben soll, sprang an.