1979 gewann Nottingham Forest mit einer Mannschaft, die es heute im Profifußball so nicht mehr geben würde, den Europapokal der Landesmeister in München. Das Finale gegen Malmö FF war deshalb so besonders, weil die Protagonisten es auf den ersten Blick nicht waren.
Das Teilnehmerfeld, das in der Saison 1978/79 antrat, den Europapokal der Landesmeister zu gewinnen, mag nicht das erlesenste gewesen sein, der ganze Jahrgang eben nicht der beste. Hinzu kam, dass mehrere Favoriten und Träger berühmter Namen schon früh scheiterten: Glasgow Rangers warf bereits in der ersten Runde Juventus Turin aus dem Wettbewerb, Grasshoppers Zürich, die Eintracht Braunschweigs einstiger Meistertrainer Helmut Johanssen betreute, in der zweiten das große Real Madrid. Dies jedoch – mal offen, und mal versteckt – dem späteren Sieger, der angeblich – wie es so oder ähnlich schwammig hieß – „nicht die Ausstrahlung einer Klassenmannschaft besaß“, zum Vorwurf zu machen und seinen Erfolg so abzuwerten, das war schon gleichermaßen absurd und arrogant. „Das Faszinierende an dem Triumph der Engländer ist bestenfalls, in welch kurzer Zeit ein bislang international nahezu unbekannter Verein die Nr. 1 in Europa wurde. Einen Qualitätsbeweis für den britischen Fußball bietet Nottingham Forest nicht“, mäkelte leicht pikiert Dr. Friedebert Becker, die Edelfeder des „Kicker“.
Doch Hand aufs Herz: Malmö FF gegen Nottingham Forest, das klang, wenn man es positiv sehen wollte, nach einer zünftigen Klopperei zwischen einer Horde Wikinger und Robin Hood und seiner Bande von Wilddieben, weniger wohlwollend gedacht, schien das ein Betriebsunfall des Fußballgeschäfts zu sein, eine jener Kapriolen der Geschichte, die es in allen Lebensbereichen hin und wieder gibt. Allerdings fragt sich, ob das von vielen präferierte Endspiel zwischen den beiden Verlierern des Halbfinales, 1. FC Köln und Austria Wien, viel prickelnder gewesen wäre.
Finalpaarung als Zeichen des Reformbedarfs
Zugegeben, das Spiel war schlecht, phasenweise sogar richtiggehend gruselig. Es war ein klassischer Fall von „die einen konnten nicht und die anderen wollten nicht“. Und mit Sicherheit zählte es, obwohl auch manche seiner Vorgänger umgehend dem Vergessen anheim fielen, zu den bis dahin niveauärmsten Endspielen im EC I. Aber komme nun niemand mit solchen Jahrhundertereignissen wie Real Madrids 7:3 gegen die tapfere Frankfurter Eintracht anno 1960 oder Benficas 5:3 gegen die Königlichen zwei Jahre später. Diese Messlatte wäre einfach unfair. Andererseits: Auch die drei Finalsiege von Ajax Amsterdam waren nicht gerade Festtage für Fußballfeinschmecker und mit wie viel Dummenglück und Schiedsrichterbegünstigung ( man frage in Leeds nach ) kamen die Bayern in vier Endspielen zu ihren drei Titeln? Nein, solche Vergleiche laufen sämtlich ins Leere und Weltvereine wie Steaua Bukarest und der PSV Eindhoven als angebliche Nummer1 des Kontinents standen einem seinerzeit ja noch bevor.
Gut möglich, dass die Endspielpaarung Nottingham Forest gegen Malmö FF ein gutes Jahrzehnt später als Begründung dafür herangezogen wurde, dass mit dem Europacup alter Prägung inzwischen so einiges im Argen lag, dass der Modus seiner Austragung reformbedürftig war. Wäre es sportlich nicht ungleich attraktiver und, wichtiger noch, finanziell weitaus lukrativer, wenn von den Namhaften, den Arrivierten und den Reichen möglichst viele möglichst lange unter sich blieben? Ob man diesen runderneuerten und gehörig erweiterten Wettbewerb, bei dem – wie im richtigen Leben – die Kleinen, Schwachen und Armen möglichst früh zur Seite geschoben werden ( Stichwort Vorqualifikation ), dann Champions League ( obwohl zwangsläufig zahlreiche Vereine mitmachen würden, die keine solchen sind, aber viel Renommee und noch mehr Geld besaßen ) oder sonst wie nennen würde, war nebensächlich. Allein die mahnende Erinnerung an ein Finale zwischen englischen Emporkömmlingen aus der Provinz und unbedarften schwedischen Halbprofis, das dann auch noch fußballerisch von bescheidener Qualität und schwach besucht war, dürfte genügt haben, so manchen Zauderer davon zu überzeugen, dass sich etwas ändern musste.