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Wenn man als Fan von Arminia Bie­le­feld eines gelernt hat, dann dies: Am Ende zeigt uns das Leben die lange Nase. Nun tragen wir an diesem Schicksal nicht exklusiv, Anhänger etwa des 1. FC Nürn­berg wissen, wovon die Rede ist. Aber wenn der Club a Depp is, wie eine ver­bit­terte Redensart meint, dann is Arminia Bie­le­feld min­des­tens a Ober­depp.

Die abge­lau­fene Saison lie­ferte dafür wieder mal erst­klas­siges Anschau­ungs­ma­te­rial. Nach schweren Jahren war Arminia Bie­le­feld im letzten Sommer zumin­dest wieder in die Zweite Bun­des­liga auf­ge­stiegen, mit einem limi­tierten, aber wil­ligen Team und einem sym­pa­thi­schen Kauz auf der Trai­ner­bank, der sich vor lauter Begeis­te­rung nach dem Auf­stieg erst mal ein last­wa­gen­großes Arminia-Tattoo in die Brust ste­chen ließ.

Ein weniger sym­pa­thi­scher Trainer, der auch noch Sicher­heits­fuß­ball spielen ließ

Doch je kürzer die Tage wurden, desto dunkler wurden die Zeiten. Unser Klub verlor ein Spiel nach dem anderen, die Ver­eins­füh­rung ent­ließ den sym­pa­thi­schen Trainer und ver­pflich­tete einen weniger sym­pa­thi­schen, der auch nicht mehr Punkte holte als der sym­pa­thi­sche. Da der weniger sym­pa­thi­sche zudem ein Sicher­heits­fe­ti­schist ist, endeten drei Heim­spiele nach­ein­ander 0:0. Wir ertrugen es klaglos, solange das zarte Pflänz­chen Hoff­nung gedieh, in dessen Mut­ter­erde geschrieben stand: Ihr müsst am letzten Spieltag in Dresden gewinnen, dann könnt ihr dem Teufel noch von der Schippe springen.

Nun aber mel­dete sich unsere Lebens­er­fah­rung höh­nisch zu Wort: Wann bitte ist Arminia Bie­le­feld je am letzten Spieltag dem Teufel noch von der Schippe gesprungen? Wenn sich diesem Verein die Gele­gen­heit zum Abstieg bittet, dann sagt er gewöhn­lich: Wo ist der Teufel? Wo seine Schippe? Und wann darf ich Platz nehmen?

Kein Wunder, dass wir mit einem klammen Gefühl vor dem Fern­seher saßen, als unser Klub am Sonntag in Dresden antrat. Wir fühlten uns wie ein Rentner, der seit 40 Jahren die glei­chen Lot­to­zahlen abgibt und noch nie was gewonnen hat. Unsere Spieler frei­lich schienen davon unbe­rührt. Ihr Auf­tritt war nicht ver­zagt, son­dern selbst­be­wusst. Sie erspielten sich eine Reihe von Tor­chancen.

Dann flog unser Abwehr­chef vor der Pause mit Gelb-Rot vom Platz. Aha!“, dachten wir. So läuft das also diesmal mit dem Teufel und seiner Schippe.“

Dann schossen wir mit zehn Mann das 0:1.

Dann flog auch ein Dresdner vom Platz.

Dann schossen wir das 0:2.

Dann bombten die Dresdner Fans das Sta­dion zu Klump (na ja, fast).

Dann wurde das Spiel unter­bro­chen.

Dann ging es weiter und Dresden schoss 20 Sekunden später das 1:2. Aha!“, dachten wir. So läuft das also diesmal mit dem Teufel und seiner Schippe.“

Dann schoss Dresden das 2:2. Aha!“, dachten, ach was, schrien wir unseren Schmerz in die Welt. Scheiß Teufel! Scheiß Schippe! Immer das­selbe!“

Dann schossen wir das 2:3. Nanu“, dachten wir.

Dann war Schluss.

Ihr habt eine Stunde Zeit, unsere Stadt zu ver­lassen“

Und wir, wir saßen ungläubig vor dem Fern­seher und kratzten uns ratlos am Kopf: Wie, nicht abge­stiegen??? Wir sahen Dresdner Idioten, die – unzu­frieden mit der Gesamt­si­tua­tion – ein rie­siges Spruch­band auf­hängten, auf dem stand: Ihr habt eine Stunde Zeit, unsere Stadt zu ver­lassen.“ Damit meinten sie wohl ihre eigenen Leute, aber auch die Bie­le­felder ließen sich nicht lange bitten. Unser wenig sym­pa­thi­scher Trainer bekam vor lauter Auf­re­gung Kreis­lauf­stö­rungen und wurde uns plötz­lich ziem­lich sym­pa­thisch. Wir aber sahen kopf­schüt­telnd die wei­nenden Dres­dener Spieler und fragten uns: Kann es sein, dass diesmal wirk­lich andere die Arsch­karte gezogen haben?“

Bis uns ein­fiel, dass wir gar nicht gerettet, son­dern ledig­lich in der Rele­ga­tion waren.

Wir sehen uns Freitag in Darm­stadt“, sagte der Teufel und grinste.