Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Die größte Nie­der­lage der neueren deut­schen Fuß­ball­ge­schichte verlor sich in einem schönen Som­mer­abend von Kazan. Die Men­schen in der Stadt gingen ihren Ein­käufen nach oder schwammen in der Wolga, ohne viel davon mit­be­kommen, was da am Rande ihrer Stadt in der Kazan Arena pas­siert war. Sie hatten nicht gesehen, wie die deut­sche Mann­schaft ihre schlech­teste Welt­meis­ter­schaft seit acht Jahr­zehnten been­dete. Sie hatten nicht die absurde Nie­der­lage gegen so eif­rige wie limi­tierte Süd­ko­reaner erlebt und die Implo­sion des Titel­ver­tei­di­gers, der ihre Stadt gede­mü­tigt ver­ließ.

Im Fuß­ball gibt es eine ewige Regel, die heißt Form schlägt Klasse.“ Damit gemeint ist, dass es nicht darauf ankommt, wie gut einer spielen kann oder seine Mann­schaft, son­dern wozu er an dem Tag in der Lage ist, an dem es zählt. Die deut­sche Mann­schaft ver­fügt über viele Spieler, die zu Recht in der ganzen Welt bewun­dert werden. Sie heißen Toni Kroos und Mesut Özil, Mats Hum­mels und Thomas Müller, Manuel Neuer und Sami Khe­dira. Die Kinder kennen ihre Namen in Tokio, Sao Paulo und Kap­stadt. In Kazan waren Tai­wa­nesen, Russen und sogar Kolum­bianer in deut­schen Tri­kots unter­wegs, auf denen die Namen dieser Spieler standen. 

Das letzte über­zeu­gende Spiel war im Herbst 2017“

Sie haben groß­ar­tige Spiele gemacht und ein traum­haftes Tur­nier, vor vier Jahren in Bra­si­lien, wo sie Welt­meister wurden. Ihre Klasse ist unbe­streitbar, aber hier in Russ­land waren sie nie in Form. Toni Kroos hatte einen magi­schen Moment gegen Schweden und schien sich zum Anführer auf­zu­schwingen. Aber so recht war nie­mand da, den er hätte anführen können. Marco Reus bei seiner tra­gisch späten ersten Welt­meis­ter­schaft, manchmal Timo Werner und Julian Brandt in seinen wenigen Spiel­mi­nuten strahlten so etwas wie Fri­sche und Lust auf Fuß­ball aus. Die anderen ächzten sich eher durch das Tur­nier, schwer­gängig und müde. Oder sie hatten kom­plett den Faden ver­loren wie Thomas Müller, der die Deu­tungs­ho­heit über die Räume ver­loren hatte.

Das letzte über­zeu­gende Spiel, das wir abge­lie­fert haben, war im Herbst 2017“, sagte Mats Hum­mels. Dabei unter­schlug er den guten Test gegen Spa­nien, aber es stimmte schon, dass die Form­kurve abfiel. Man hätte sie als Durch­hänger inter­pre­tieren können, aber in Wirk­lich­keit waren die letzten Monate ein Vor­bote gewesen. Den nie­mand richtig gedeutet hatte. 

Löw wirkte das ganze Tur­nier über seltsam

Auch Jogi Löw nicht. Er wirkte das ganze Tur­nier über seltsam. Vor dem ersten Spiel gegen Mexiko fahrig und genervt von den ganzen Holp­rig­keiten der Vor­be­rei­tung mit der Affäre um Özil und Gün­dogan oder der Debatte um das deut­sche Lager in Vat­u­tinki. Vor dem Spiel gegen Schweden schien er dann in demons­tra­tiven Bestimmt­heit fast zu über­drehen. Erst am Tag vor dem Süd­korea-Aus erreichte er wieder Nor­mal­modus. Aber offen­sicht­lich hatte er seine Mann­schaft da erneut nicht richtig gelesen.