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Herr
Innen­mi­nister Joa­chim Herr­mann
Bay­ri­sches Staats­mi­nis­te­rium des Inneren

Augs­burg, 28.01.2013

Sehr geehrter Herr Innen­mi­nister,

der bei­lie­gende Bericht unseres haupt­amt­li­chen Fan-Beauf­tragten schil­dert Vor­fälle, die sich vor, wäh­rend und nach dem Spiel des FCA am 15.12.2012 in Fürth zuge­tragen haben.

Bitte gehen Sie davon aus, dass der Bericht äußerst objektiv und sehr zurück­hal­tend for­mu­liert ist; ich selbst habe mit meh­reren Betrof­fenen gespro­chen, die noch Wochen nach den Ereig­nissen völlig ent­setzt waren, dass staat­liche Organe sich so ver­halten können.

So ist in dem Bericht von einem Fan“ die Rede, der einen Fin­ger­bruch erlitten und dar­aufhin Anzeige erstattet hat; ich kenne diesen Fan seit Jahren, bin mit ihm befreundet und bürge für ihn und seine Fried­fer­tig­keit.

Da ich in den 12 Jahren meiner Prä­si­dent­schaft hin und wieder mit den Fans zu Aus­wärts­spielen gefahren bin und im eigenen Sta­dion oft im Fan­block stehe, kann ich aus eigenem Erfahren berichten, dass das Ver­halten des USK nicht selten extrem aggressiv, pro­vo­zie­rend und damit kon­tra­pro­duktiv aus­fällt.

Ich selbst habe in zwei Fällen im Sta­dion ver­sucht, mich dees­ka­lie­rend und ver­mit­telnd ein­zu­schalten; ich habe mich vor­ge­stellt und darum gebeten, den Ein­satz­leiter des USK zu spre­chen; in beiden Fällen wurde ich auf arro­gante und igno­rante Weise abge­wiesen.

Wenn ich unsere bis­he­rigen Erfah­rungen mit dem USK reka­pi­tu­liere, dann komme ich zu der Erkenntnis, dass die Fuß­ball-Fans und auch nor­male Zuschauer als Aus­bil­dungs­ob­jekte (Stich­wort Ter­ror­be­kämp­fung) für das USK her­halten müssen und dass die Kon­fron­ta­tionen pro­vo­ziert werden, um einen Aus­bil­dungs­ef­fekt zu erzielen.

Bitte haben Sie Ver­ständnis dafür, dass ich diesen Brief und den Bericht ver­öf­fent­liche; ich möchte errei­chen, dass eine objek­tive und unag­gres­sive Dis­kus­sion in Gang kommt und die zustän­digen Per­sonen Abhilfe schaffen.

Mit freund­li­chem Gruß
Walther Seinsch
 

Stel­lung­nahme zu den Vor­fällen SpVgg Greu­ther Fürth gegen FC Augs­burg

Am Samstag, 15.12.12 reisten ca. 1800 Fans des FC Augs­burg zum Aus­wärts­spiel ihres Teams nach Fürth. Die meisten Anhänger trafen per Zug oder mit Fan­bussen in der Stadt ein. Ins­ge­samt eine ruhige, fried­liche und auch mit der Polizei unpro­ble­ma­ti­sche Anreise auf allen Ebenen.

Zu betonen ist dabei, dass die aktive Szene des FCA bereits mor­gens nach Fürth fuhr, um dort in einer Innen­stadt-Kneipe etwas zu trinken. Dies wurde vom USK der Bereit­schafts­po­lizei Nürn­berg unter­bunden und die Fans wurden zum Sta­dion begleitet. Dort war­teten sie meh­rere Stunden an ihren Bussen auf den Ein­lass. Dies geschah fried­lich und ohne Pro­bleme.

Auch wäh­rend des Spiels gab es keine nen­nens­werten Vor­fälle, die das spä­tere Han­deln des USK recht­fer­tigte.

Ca. 17.30 Uhr, also kurz nach Spie­lende, kam es zum ersten Ein­satz des USK. Ca. 300 Per­sonen bewegten sich 200 Meter Rich­tung Park­platz der Shut­tle­busse, die alle Zug­fahrer zum Haupt­bahnhof bringen sollten. Dabei über­querten sie eine Sei­ten­straße. Von dort wurden die Augs­burger Fans von Für­ther Anhänger ange­griffen. Das USK, das hier absi­chern sollte, war nicht bzw. zu spät vor Ort um dies zu ver­hin­dern. Erst nach dem Angriff der Für­ther Fans, griff das USK ein und zwar in dem Sinne, dass jetzt die Augs­burger Fans mit Schlag­stock­ein­satz zusam­men­ge­trieben wurden. Unbe­tei­ligte wurden getroffen, Per­sonen wurden belei­digt.

Hier stellt sich ganz klar die Frage, warum nach einem Angriff der Für­ther Anhänger Augs­burger die Opfer von einem mas­siven Ein­satz des USK wurden?! Auch dees­ka­lie­rendes Ein­wirken von Mit­ar­bei­tern des Fan­pro­jekts und auch der Augs­burger Fan­be­treuung wurde bewusst unter­bunden. Im Gegen­teil, dies wurde mit har­schen Worten und zum Teil mit Schlägen gegen den Körper beant­wortet. Begründet wurde das Ein­setzen von Schlag­stö­cken mit einer soge­nannten Ein­satz­taktik“, um die Per­sonen gesam­melt zu den Shut­tle­bussen zu treiben.

Gewalt von Augs­burger Fans gegen­über der Polizei ging keine Sekunde aus.

Ca. 18.30 Uhr, nach der Abreise der zug­rei­senden Fans, eska­lierte ein wei­terer Ein­satz des USK am Gäs­te­park­platz. Zwei Busse der aktiven Szene war­teten auf einen Fan, der nach einem Sturz noch im Kran­ken­haus geröntgt wurde.

In dieser Phase war­teten wie­derum rund 100 Für­ther Fans in der Nähe, um Augs­burger Fans abzu­fangen. Dies alar­mierte das USK. Aber mit fol­gendem und nicht nach­voll­zieh­barem Ergebnis: Obwohl zu diesem Zeit­punkt der Gäs­te­park­platz leer war, die Fans ruhig an den Fahr­zeugen standen, kes­selten die Beamten des USK die Busse ein, drängten die Fans in die Busse, eben­falls mit Schlag­stö­cken in den Händen. Dies geschah mit mas­siven Belei­di­gungen gegen­über den Per­sonen, auch Frauen wurden bewusst belei­digt und inten­sivem Kör­per­ein­satz aus­ge­setzt. Ein Fan des FC Augs­burg erlitt einen Fin­ger­bruch, nachdem ihn ein USK-Beamter geschlagen hatte. Hier wurde Anzeige erstattet.

Der FCA-Sicher­heits­be­auf­tragte Edgar Schwei­ninger, der dees­ka­lie­rend mit den Fans und den Beamten spre­chen wollte, wurde eben­falls mit kör­per­li­cher Gewalt an seiner Arbeit gehin­dert. Zeugen der Vor­fälle waren sowohl der Fan­be­auf­tragte und Sicher­heits­be­auf­tragte aus Fürth, als auch der Für­ther Polizei-Ein­satz­leiter, der, was zu betonen ist, hier keine Ein­fluss­nahme-Mög­lich­keit auf das USK und dessen eigenen Ein­satz­leiter hatte.

Ins­ge­samt ist von mas­siver kör­per­li­cher Gewalt gegen Augs­burger Fans und Offi­zi­ellen die Rede. Von Seiten der Augs­burger ging keine Gewalt aus, so dass hier ein absolut unver­hält­nis­mä­ßiges Ein­greifen des USK der Bereit­schafts­po­lizei Nürn­berg vor sich ging.

Der FC Augs­burg hat mit Bestür­zung diese Vor­fälle wahr­ge­nommen. Gleich­zeitig war allen Betei­ligten klar, dass diese nicht ohne wei­teres hin­ge­nommen werden können. Daher wurde umge­hend das Gespräch mit der Polizei gesucht.

Positiv ist zu ver­merken, dass Herr Roland Gradl, Ein­satz­leiter der Polizei Fürth, sofort ein Gespräch anbot. Zusammen mit dem Fan- und Sicher­heits­be­auf­tragten aus Fürth trafen sich die Fan­be­treuung und der Sicher­heits­be­auf­tragte des FCA in Fürth, um die Vor­fälle auf­zu­ar­beiten.

Am Gesprächs­termin, der am 16.1.13 in der Trolli-Arena statt­fand, ent­schul­digte sich Poli­zei­oberrat Gradl für die über­trie­bene Ein­satz­taktik des USK und vor allem für die Belei­di­gungen gegen­über den Augs­burger Fans. Gleich­zeitig ver­sprach er, dies mit der Ein­satz­lei­tung des USK klar anzu­spre­chen und die Dinge auf­zu­ar­beiten.

Alle Betei­ligten des Gesprächs waren beein­druckt von der Reak­tion Herr Gradls und seinem Bemühen, die Vor­fälle nicht zu ver­tu­schen, son­dern offen zu klären. Dies soll positiv erwähnt werden. Kurze Zeit später erhielten wir die Mel­dung aus Fürth, dass Poli­zei­oberrat Gradl das Gespräch mit der Ein­satz­lei­tung des USK tat­säch­lich suchte und dort diese Vor­fälle deut­lich the­ma­ti­sierte. Offen­sicht­lich gab es auch Feh­ler­ein­ge­ständ­nisse von Seiten des USK. Der Hun­dert­schafts­führer des USK wird hier mit seinen Mit­ar­bei­tern ein klä­rendes Gespräch führen.

Der FC Augs­burg hat sich trotzdem ent­schieden, diese Stel­lung­nahme öffent­lich zu machen, um einige Dinge deut­lich zu machen:

. 1) Es lag an diesem Spieltag eine objek­tive Unver­hält­nis­mä­ßig­keit des USK- Ein­satzes gegen­über Augs­burger Anhän­gern vor, die weder gewalt­be­reit noch gewalt­su­chend waren
 . 2) Es wurden Per­sonen grundlos geschlagen, ver­letzt und belei­digt
 . 3) Dees­ka­lie­rendes Ein­wirken von Fan­be­treuern und Sicher­heits­be­auf­tragten wurde ver­hin­dert
 . 4) In Zeiten, in denen von Fan­ge­walt infla­tionär gespro­chen wird, muss es auch erlaubt sein, Fehl­ver­halten von Seiten der Polizei auf­zu­zeigen
 . 5) Eben­falls ist aber her­vor­zu­heben, dass die Für­ther Polizei diese Fälle nicht ver­tu­schen will, son­dern sehr offen auf­zu­ar­beiten ver­sucht. Dies ist nicht der Nor­mal­fall
 . 6) Der FCA bedankt sich für das offene Gespräch mit der Polizei und deren Ein­satz, die Vor­fälle mit dem USK zu klären.
 . 7) Gleich­zeitig hoffen der FC Augs­burg und seine Anhänger, dass sich ein der­ar­tiges Ver­halten eines USK nicht mehr wie­der­holt. Die Polizei ist für die Sicher­heit zuständig, diese darf sie aber nicht selbst gefährden und zur Eska­la­tion bei­tragen.