5:0 nach nicht mal 70 Minuten? Für Werder? Gegen die Bayern? In München? Ein Bremer Fan erinnert sich an einen wunderbaren Tag im September 2008.
Im September 2008 war die Welt noch eine andere. Oliver Kahn versuchte geradezu kahnesk Tränen der Rührung zu vermeiden, obwohl sich das dickliche Stimmenwunder Paul Potts alle Mühe gab, den Titan bei seinem Abschiedsspiel zum Flennen zu singen. Roger Federer gewann die US Open. Und am 15. September kollabierte Lehman Brothers.
5:0. Nach 67 Minuten
Fünf Tage später gewann Werder Bremen mit 5:2 gegen Bayern München. In der Allianz-Arena. Am ersten Oktoberfest-Wochenende. Nach 67 Minuten stand es 5:0 für den Gast aus Bremen.
Das ist zwar zehn Jahre her. Es könnten aber auch 50 sein, so fühlt sich das an. Seitdem hat Werder nie wieder gegen die Münchener gewonnen. Und die Vorstellung, dass die Bremer im heutigen Aufeinandertreffen mit dem großen Rivalen von einst drei, vier oder fünf Tore schießen, erscheint so abwegig wie ein Rotz und Wasser heulender Oliver Kahn, der in seiner Abschiedspressekonferenz verkündet, fortan Tierpfleger im Streichelzoo werden zu wollen.
„Waldi, du Arschloch!“
Ich hatte damals das Glück, beim 5:2 live vor Ort zu sein. Es war mein dritter Trip mit Werder in den Süden. 2003 gewann Bremen mit 1:0 durch ein Tor von Johan Micoud. Ein Jahr später holten wir die Meisterschaft durch das wunderbare 3:1, noch im Olympiastadion. Als Waldi Hartmann mit einer Plastikmeisterschale und seinem Kamera-Team vor die Auswärtskurve marschieren wollte, um einen gefühlvollen Jubelperser-Bericht zu stricken, krakelte alles, was grün und weiß trug „Waldi, du Arschloch!“ Hartmann, der Vorzeige-Bayer, drehte beleidigt ab. Welch ein Triumph.