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Abd al Rahman Osman Ali ist 30. Und völlig des­il­lu­sio­niert. Ich würde kein zweites Mal eine Profi-Lauf­bahn anstreben“, seufzt der Wiener mit ägyp­ti­schen Wur­zeln. Nach zahl­rei­chen Sta­tionen in Öster­reich und Slo­we­nien kickt der Offensiv-All­rounder heute lieber mit Freunden beim viert­klas­sigen SV Strip­fing in der nie­der­ös­ter­rei­chi­schen Pro­vinz. Nebenher stu­diert er IT/​Networking. Ein Angebot aus der öster­rei­chi­schen Bun­des­liga schlug Osman Ali kürz­lich in den Wind. Das zahle sich ein­fach nicht aus, erklärt er lako­nisch. 

Die jüngste Sta­tistik der inter­na­tio­nalen Spie­ler­ver­ei­ni­gung FIFPro macht nach­denk­lich. Ein Fünftel der Fuß­ball-Profis welt­weit ver­dient dem­nach weniger als 300 US-Dollar (umge­rechnet 283 Euro) netto pro Monat. Zum Ver­gleich: Der Hartz-IV-Regel­satz in Deutsch­land beträgt der­zeit 404 Euro. Na, liebe Kinder – wer von euch will da noch Profi werden? Zumal die FIFPro-Umfrage unter 14.000 Kickern aus allen Erd­teilen noch mehr Erstaun­li­ches zutage för­dert: Nicht einmal die Hälfte der Profis (40,3 Pro­zent) kas­siert über 2.000 Dollar (1.890 Euro) monat­lich.

Berufs­ki­cker am Rande des Exis­tenz­mi­ni­mums

Und wo ver­ste­cken sich die viel besun­genen Scheiß-Mil­lio­näre“ in dieser Sta­tistik? Ganze zwei Pro­zent der Berufs-Fuß­baller welt­weit zählen zu den abso­luten Spit­zen­ver­die­nern mit einem Jah­res­ge­halt von 720.000 Dollar (680.000 Euro) oder dar­über. 

Die raue Wirk­lich­keit sieht anders aus: Laut einer Umfrage der öster­rei­chi­schen Ver­ei­ni­gung der Fuß­baller (VdF) von Anfang 2014 ver­diente ein Viertel der Kicker in der alpen­län­di­schen Bun­des­liga weniger als 30.000 Euro pro Jahr – vor Steuern, inklu­sive Prä­mien! Der­zeit, so eine Schät­zung, leben etwa 200 Berufs­ki­cker in Öster­reich am Rande des Exis­tenz­mi­ni­mums oder dar­unter. Abd al Rahman Osman Ali war einer von ihnen. Im Gespräch mit 11freunde​.de erzählt er seine Geschichte:

Abd al Rahman Osman Ali, Sie haben vor einem knappen Jahr Ihre Profi-Kar­riere beendet, weil es sich, wie Sie sagen, nicht mehr aus­ge­zahlt hat.
Ich habe in den ver­gan­genen Jahren in Öster­reich und zuletzt in Slo­we­nien gespielt. Aber vom Finan­zi­ellen her war es eine Kata­strophe. Und es wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Es ist kaum Geld da.

Ist das nicht Jam­mern auf hohem Niveau?
Ich habe in der 2. öster­rei­chi­schen Liga zeit­weise 900 Euro netto im Monat ver­dient, mit Prä­mien konnte ich auf 1.200 Euro kommen. Davon kann man kaum leben. Der Auf­wand stand in keiner Rela­tion zum Ertrag. Ich war weit weg von den Freunden und der Familie in Wien, habe meine Gesund­heit ris­kiert. Wofür?

Ja, wofür?
Man hofft natür­lich immer, dass grö­ßere Klubs, viel­leicht aus dem Aus­land, auf einen auf­merksam werden. Dafür erträgt man einiges. Beim dama­ligen Zweit­li­gisten FC Lust­enau habe ich einmal sieben, acht Monate lang kein Gehalt bekommen. Wir wohnten mit sechs Spie­lern in einer Woh­nung und haben uns irgendwie durch­ge­schlagen. Ich habe es gleich zwei Mal erlebt, dass ein Klub, bei dem ich war, in die Insol­venz ging. Einmal hab ich um mein Geld gekämpft, ein anderes Mal habe ich es dem Klub ein­fach geschenkt. Dass der Spaß am Fuß­ball dabei irgend­wann auf der Strecke bleibt, leuchtet wohl jedem ein.

Was ist los im öster­rei­chi­schen Fuß­ball?
Nicht nur in Öster­reich. In Slo­we­nien, bei NK Celje, war es auch nicht besser. Die meisten Klubs in den kleinen Län­dern haben eben kaum Geld. Sie arbeiten des­halb am liebsten mit 18-Jäh­rigen, die für ein paar hun­dert Euro im Monat spielen, weil sie vom Sprung zu einem Top­klub träumen. Wenn man Familie hat, kann man aber nicht für ein paar Euro spielen. Und es gibt noch einen Grund, warum die Klubs fast nur noch ganz junge Spieler wollen: Sie wollen die Bur­schen ent­wi­ckeln und gewinn­brin­gend ver­kaufen. In Öster­reichs 2. Liga wird des­halb quasi Jugend­fuß­ball gespielt.