Die Bayern bauen den Vorsprung in der Liga aus. Trotzdem hängt der Haussegen schief. Fünf Dinge, an denen das Bayern-Spiel krankt.
Am Wochenende ist der FC Bayern München dem Meistertitel ein weiteres Stück näher gekommen. Vier Punkte Vorsprung haben die Bayern nun auf ihren ärgsten Verfolger RB Leipzig. Die Stimmung in München könnte indes schlechter nicht sein. Carlo Ancelotti wirkte nach dem 1:1 gegen Schalke zerknirscht. Manuel Neuer sagte, man müsse sich „darüber Gedanken machen, wie man Fußball spielt“. „Rutscht der FC Bayern in die Krise?“, fragte die „tz“ in apokalyptischem Tonfall.
Der FC Bayern spielt eben in seiner eigenen Liga. Da genügt es nicht, nach der Winterpause sieben Punkte aus drei Spielen zu holen. Es geht um mehr: um Dominanz, um Weltklasse-Leistungen, um dem Traum vom Triple. Und davon ist der FC Bayern derzeit meilenweit entfernt. Woran krankt das Spiel des Rekordmeisters? Die fünf größten Probleme des Bayern-Spiels.
1. Positionsspiel? Was ist das?
Die große Stärke des FC Bayern in den vergangenen Jahren war das Ballbesitzspiel. Diese Entwicklung begann unter Louis van Gaal und intensivierte sich unter Jupp Heynckes und Pep Guardiola. Auch unter Ancelotti steht das Ballbesitzspiel im Vordergrund – auch weil die meisten Gegner sich gegen die Münchener auf Konter beschränken.
Das Problem: Die Bayern sind im eigenen Ballbesitz weit weniger organisiert als in der Vergangenheit. Während Guardiola und zum Teil auch seine Vorgänger viele Vorgaben machten, wie sich die Spieler zu bewegen haben, agieren die Bayern etwas freier. Ihre Mischung aus 4−3−3 und 4−2−3−1 setzt auf die Beweglichkeit der Spieler und die individuelle Stärke der Außenstürmer, die immer wieder ins Zentrum ziehen.
Selten gelingt es den Bayern in dieser Saison, eine systematische Überlegenheit zu kreieren und Lücken beim Gegner zu provozieren. Schalke provozierte diese Schwäche, indem sie in einem eher passiven 5−3−2 das Zentrum schlossen und die Bayern auf die Flügel lockten. Schnelle Ballzirkulation? Überzahlbildungen um den Ball? Genau abgestimmte Laufwege? Allesamt Fehlanzeige bei den Bayern. Aktuell ist der FCB meilenweit entfernt vom Positionsspiel, das sie die vergangenen Jahren so stark gemacht hat.
2. Defensivarbeit lässt zu wünschen übrig
Nicht nur, dass die Bayern aktuell zu wenig Chancen herausspielen – sie lassen auch noch zu viele zu. Ihre defensive Mischung aus 4−4−2 und 4−1−4−1 lässt zu viele Lücken. Gerade im Mittelfeld stehen die Bayern selten kompakt, der Gegner kann daher häufig mit Tempo auf die gegnerische Viererkette laufen. Auch das Gegenpressing lässt zu wünschen übrig. Schalke konnte sich nach Ballgewinnen flach aus der eigenen Hälfte kombinieren, da die Bayern nach Ballverlusten kaum nachsetzten.
Die schwache Defensivleistung hat nicht nur taktische Gründe. Die Bayern laufen schlicht zu wenig im Jahr 2017. Sie liefen drei Kilometer weniger als Bremen, sieben weniger als Schalke, acht weniger als Freiburg. Normalerweise ist dies kein Problem, solange sie Ball und Gegner laufen lassen. Durch das schwache Ballbesitzspiel und das fehlende Gegenpressing sind die Bayern öfter im Rückwärtsgang, sprinten dabei aber nicht schnell genug zurück. Es zahlt sich für die Gegner endlich wieder aus, mehr zu laufen als die Bayern.