In Berlin wollen sie bauen, aber dürfen nicht, in Freiburg dürfen sie bauen, aber einige wollen nicht: So langsam verliert man beim Thema Stadionbauvorhaben den Überblick. Höchste Zeit also für die schönsten Neubau-Anekdoten.
1.
Lange ging es im Breisgau hin und her. Schließlich musste ein Volksentscheid die Frage „Neues Stadion oder nicht?“ beantworten. Rund 58 Prozent stimmten im Februar 2015 für den Neubau. Mitte November 2018 kam dann endlich die Baugenehmigung. Aber der SC hatte sich zu früh gefreut: Sechs Anwohner reichten wenige Tage später Klage ein, sie sahen „ihre Nachbarrechte verletzt“, berichtet die Badische Zeitung. Wahrscheinlich sorgten sie sich, dass der Sportclub die Kehrwoche nicht einhalten würde. Christian Streich zumindest hat zu den ganzen Querelen wie so oft eine klare Meinung: „Es wäre gut, wenn es irgendwann mal losgehen würde.“
2.
Das denkt sich vermutlich auch Hertha BSC. Die Berliner sind schon lange mit dem Olympiastadion unzufrieden: blöde Laufbahn, schlechte Akustik, nie ausverkauft. Zumindest beim letzten Kritikpunkt könnte man sich an die eigene Nase fassen, aber stattdessen will Hertha lieber umziehen. In eine echte Fußballarena. Die aktuellen Pläne sehen einen Neubau im Olympiapark vor, zwischen Hockeystadion und U‑Bahnhof. Genau dort, wo Hertha vor 20 Jahren schon einmal bauen wollte. Damals schrieb der Tagesspiegel: „In der Stadtentwicklungsverwaltung wurde schon vor Monaten argumentiert, dass der Bau eines neuen Fußballstadions die beste Lösung sei.“ Heute ist die Unterstützung der politischen Verantwortlichen nicht so groß.
3.
Apropos politische Verantwortliche: Die fühlten sich in Köln 2017 vom Effzeh erpresst. Der wiederum wollte nämlich ein größeres Stadion. Mehr Plätze gleich mehr Zuschauer gleich mehr Geld, so die recht simple Rechnung der Kölner Vereinsführung. Als die Stadt Köln sich wenig begeistert zeigte, prüfte der Klub die Option eines Neubaus außerhalb Kölns. Amerikanische Verhältnisse am Dom. Mittlerweile hat der Verein die Pläne wieder verworfen. Zurecht.
4.
Auch außerhalb Deutschlands wird ordentlich stadiongebaut. Oder es zumindest versucht. In Zürich zum Beispiel stimmten vor wenigen Tagen über 50 Prozent der Wähler und Wählerinnen für ein neues Stadion. Das soll aber nur in Kombination mit zwei Wohntürmen gebaut werden, die die quälende Wohnungsnot etwas lindern sollen. Während die Arena eigentlich niemanden stört, haben einige Anwohner mal wieder Klage eingereicht – wegen der Türme. Die würden nämlich die Skyline verschandeln. In Zürich sorgt man sich jetzt, dass die Geschichte sich wiederholen könne. 2003 gab es schon einmal einen genehmigten Plan für einen Stadionneubau. Bevor die Anwohner sich juristisch durch alle verfügbaren Instanzen kämpften – und die Bauherrin entnervt hinschmiss.
5.
Aber nur weil der Bau beginnt, ist noch nicht alles gewonnen. Wie an jeder anderen Großbaustelle wird auch beim Stadionbau regelmäßig gepfuscht. In Genua zum Beispiel. Während der laufenden Saison ließ die Stadt 1987 das altehrwürdige Stadio Luigi Ferraris abreißen, um für die WM 1990 aufzurüsten. Blöd nur: In der neuen Arena konnte man von einem Drittel der Plätze den Rasen gar nicht sehen. Spitzname seitdem: Stadion für Blinde.