Kürzlich feierten Fans von Bröndby IF in Kopenhagen erstmals mit dem von Anhängern, Klub und Pyrotechnikern entwickelten „kalten“ Fackeln. Wir sprachen mit dem Security Manager.
Hinweis: Das Interview erschien erstmals in Heft #183 im Februar 2017. Das Heft gibt es bei uns im Shop.
Mickel Lauritsen, auf der Homepage von Bröndby gibt es ein Video, in dem Sie Ihre Hand in eine Pyrofackel halten. Wie geht es Ihren Brandverletzungen?
(Lacht.) Gut. Es gibt nämlich keine. Die Pyrotechnik im Video ist ungefährlich. Während eine normale Fackel bei 1000 bis 1200 Grad brennt, brennt unsere bei ungefähr 180 Grad. Man sollte die Hand nicht direkt reinhalten. Aber durch das Feuer zu fassen ist ungefährlich.
Sie sind Security Manager bei Bröndby. War die Entwicklung von ungefährlicher Pyrotechnik Ihre Idee?
Ja und nein.Das Ganze ist hier in Dänemark ein ständiges Streitthema, gemeinsam mit den Anhängern überlegen wir eigentlich dauernd, wie man die Debatte entschärfen kann. Dann trat ein Pyrotechniker mit der Idee von ungefährlichen Produkten an die Fans und an uns heran. Endlich ein Kompromiss zwischen den Bedürfnissen der Anhänger und den Sicherheitsbedenken der Klubs und Verbände. Die DFF (Vereinigung dänischer Fußballfans, Anm. der Red.) war begeistert, wir auch, und seither arbeiten wir zusammen.
Wie lange arbeiten Sie bereits an der Fackel?
Seit etwa zwölf Monaten. Wir haben also sehr viel Zeit und auch Geld in die Entwicklung investiert. Aber es ist eine gute Investition.
Und wie viele Entwickler haben in den zwölf Monaten ihre Hände verloren?
(Lacht.) Glücklicherweise niemand. Wir arbeiten mit zwei Pyrotechnikern zusammen, Tommy Cordsen und Benjamin Tofner. Tommy war auch derjenige, der die Idee hatte.
Wie funktioniert die Fackel genau?
Bengalische Feuer brennen meistens mit Magnesium, das sehr heiß wird. Wir haben das Magnesium durch eine Chemikalie ersetzt, die bei sehr viel niedrigerer Temperatur brennt. Welche das ist, darf ich Ihnen leider nicht verraten. Durch die niedrige Temperatur bewegt sich unsere Fackel im Bereich der „low hazard fireworks“, von der Gefährdung vergleichbar mit einer Wunderkerze. Wir reden über ein noch unfertiges Produkt.
Was müssen Sie denn noch verändern?
Unsere Fackel wäre schon jetzt für den Gebrauch im Stadion geeignet. Die Fans wünschen sich die Pyro aber noch ein wenig heller. Wir versuchen also derzeit, die Leuchtkraft intensiver zu machen.
Die Bröndby-Fans sind keine Kinder von Traurigkeit in Sachen Pyro. Erst vor kurzem zündeten sie ein großes Feuerwerk beim Europapokalspiel gegen Hertha BSC in Berlin.
Ich weiß, als Sicherheitsmanager bin ich bei den Spielen dabei und war mittendrin, als gegen Hertha gezündelt wurde. Pyro ist eines der drängendsten Probleme des Fußballs hier. Wie in vielen anderen Ländern auch. Die Verbände verbieten Pyrotechnik, für die Fans ist sie aber wichtig als Ausdrucksmittel ihrer Emotionen und als Stimmungsträger in der Kurve. Zwischen diesen beiden Fronten ist die Diskussion festgefahren, und wir brauchten eine Lösung für diese Situation.