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Franz Kremer stand vor einem Red­ner­pult und bekam eine Leine mit einer männ­li­chen Ziege in die Hand gedrückt. Bei der Ver­eins­kar­ne­vals­sit­zung im Februar 1950 über­reichte ein Zir­kus­di­rektor dem Kölner Prä­si­denten fei­er­lich das neue Mas­kott­chen. Kre­mers Mund­winkel zogen sich hoch bis zu den Augen­brauen. Ein Geiß­bock, ein leben­diger Talisman, wie sollte er nur heißen? Nach einiger Über­le­gung benannte er das Tier nach dem Mann, der den Klub in große Zeiten führen sollte: Hennes Weis­weiler.
 
Vom Spie­ler­trainer und Grün­dungs­mit­glied des noch jungen Klubs erwartet der Prä­si­dent, dass er Köln zu einem deut­schen Spit­zen­klub formte. Das gelang ihm Jahre später auch. Dazwi­schen pas­sierte aber noch einiges. Weis­weiler war Impuls­geber der his­to­ri­schen Feind­schaft zwi­schen Glad­bach und Köln, und er stand dabei lange auf Borussia-Seite.

Tschik! Decken! Arsch­loch!“

Weil der FC Anfang der fünf­ziger Jahre in der Ober­liga nie an der End­runde teil­nahm, ver­ließ Weis­weiler 1952 den Klub, kehrte aber 1955 zurück. Schon wäh­rend des ersten Enga­ge­ments gab es einige Rei­bungs­punkte, vor allem zwi­schen Weis­weiler und Kremer. Der Boss“, wie Kremer in Köln zynisch genannt wurde, ver­pflich­tete Spieler gerne über den Kopf des Trai­ners hinweg und beschwerte sich dann, wenn diese sich als Fehl­ein­kauf erwiesen. Als sich Weis­weiler dann noch mit dem Star­spieler Zlatko Tschik“ Caj­kovski über­warf –„Tschik! Decken! Arsch­loch!“ – und der Klub wieder sta­gnierte, ver­ließ er 1958 den 1. FC Köln zum zweiten Mal. Die Kölner und ich, wir hatten uns abge­nutzt“, begrün­dete Weis­weiler seinen Abgang ver­halten.

Weis­weiler blieb zunächst in Köln und trai­nierte den SC Vik­toria. Sechs Jahre später staunte man beim FC nicht schlecht, denn plötz­lich saß Weis­weiler 50 Kilo­meter nörd­lich auf der Trai­ner­bank. Er hatte im Sommer 1964 bei Borussia Mön­chen­glad­bach ange­heuert.

Er war über­ehr­geizig. Die Luft war anders“

Dabei war Glad­bach bisher ein Verein gewesen, der in der Kölner Wahr­neh­mung mehr nied­li­cher Pro­vinz­klub als Liga­kon­kur­rent war. Weis­weiler führte die junge Glad­ba­cher Elf von der Regio­nal­liga in die frisch gegrün­dete Bun­des­liga und später an die inter­na­tio­nale Spitze. Zugleich machte er die Borussia zum Reso­nanz­körper für seine Abnei­gung gegen seinen Ex-Verein. Vor den Spielen gegen Köln sta­chelte er seine Spieler intensiv an. Er war über­ehr­geizig. Die Luft war anders“, sagte Jupp Heyn­ckes mal über die Stim­mung seines dama­ligen Trai­ners vor den Derbys. Weis­weiler wollte sich gegen seine alten Weg­ge­fährten unbe­dingt beweisen.

Ein Jahr nach dem Auf­stieg, in der Saison 1966/67, gelang ihm das zum ersten Mal. Günter Netzer traf im Mün­gers­dorfer Sta­dion zum Sieg für die Glad­ba­cher. Mit der Kon­kur­renz­fä­hig­keit des ver­meint­li­chen kleinen nie­der­rhei­ni­schen Nach­barn ent­wi­ckelte das Derby plötz­lich Bri­sanz. Der unschein­bare David for­derte in der Bun­des­liga den in den Ober­liga-Jahren uner­reichten Goliath. Fortan war nicht mehr Köln – wie etwa im Jahr des Meis­ter­ti­tels 1964 – die domi­nie­rende Mann­schaft in der Bun­des­liga, son­dern der Erz­ri­vale. 1970, 1971 und 1975 wurde Glad­bach unter Weis­weiler Deut­scher Meister. Die neue Wett­be­werbs­at­mo­sphäre sprang auch auf die Fans über. Sie begannen ein­ander zu pro­vo­zieren. Schon in den sieb­ziger Jahren flogen Fla­schen“, erklärte der His­to­riker Dirk Unschuld mal in Der Westen“. Doch dabei blieb es nicht. Die Fans arbei­teten sich auch an den Spie­lern ab.