Viertliga-Stürmer Tom Pope lästerte vor wenigen Monaten öffentlich und ausgelassen über ManCitys Nationalverteidiger John Stones. Nun treffen beide im FA-Cup aufeinander. Und Pope bekommt langsam weiche Knie.
Wer von uns hat nicht schon mal etwas derartiges gedacht? Oder gar ausgesprochen. Dinge wie: „Dem David Seaman würde selbst ich einen Freistoß aus 30 Metern rein zirkeln!“ Oder: „Der Fernando Torres ist dermaßen ungefährlich, solche Kopfbälle fängt ja meine Oma mit der Mütze.“ Derlei Aussagen sind in aller Regel nicht ernst gemeint und, falls doch: Ihr Wahrheitsgehalt lässt sich kaum überprüfen. Meistens jedenfalls.
Im Falle des, nun ja, etwas vorlauten Viertliga-Torjägers Tom Pope (34) ist die Sachlage seit der FA-Cup-Auslosung am Montag eine andere. Wie der Zufall es wollte, trifft sein Port Vale Football Club nämlich in der dritten Pokal-Runde (4. Januar) auf den Titelverteidiger Manchester City. Und damit auf jenes Team, über dessen Innenverteidiger John Stones (25) dieser Pope am 6. Juni bitterböse abgelästert hatte: „Ich sah gerade die Highlights des England-Spiels!“, hatte der Port-Vale-Veteran nach dem 1:3 im Nations-League-Halbfinale gegen die Niederlande getwittert: „Ich weiß, dass ich ein League-Two-Spieler bin. Ich weiß, dass er für England spielt. Ich weiß, dass er 150.000 Pfund pro Woche verdient. Ich weiß, dass er eine Million Mal besser ist als ich, aber ich würde gerne jede Woche gegen John Stones spielen! Ich würde 40 Tore pro Saison erzielen!“ Ach, wirklich?
„Er hat null Aggressivität!“
Um seine Aussagen zu bekräftigen, versah Pope seinen Tweet mit #soft (weich) und #weakaspiss (schwach wie Pisse). Natürlich könnte man das Ganze als halb großspuriges, halb scherzhaftes Cyber-Stammtisch-Gelaber abtun – und zur Tagesordnung übergehen. Doch Tom Pope meint es offenbar völlig ernst, wie sein anschließender (öffentlicher) Dialog mit Ex-Profi Curtis Woodhouse (u.a. Hull City) offenbart. Darin analysiert der Mann aus Port Vale (aktuell drei Saisontreffer in 16 League-Two-Einsätzen) frank und frei die Schwächen des John Stones: „Ich denke, wenn man ein beweglicher Stürmer ist, gibt er dir die Chance, er ist schnell und liest das Spiel gut, aber er ist wahrscheinlich zu fokussiert auf den Ball! Als Zielspieler kannst du ihn vernatzen wie einen Johnny! Er hat null Aggressivität! Der Traum eines Torjägers.“ Was nun zu beweisen wäre.
Am 4. Januar also bekommt Tom Pope die große Gelegenheit, seinen Worten entsprechende Taten (oder besser: Tore) folgen zu lassen. Andernfalls könnten ihm die großen Töne schwer im Hals stecken bleiben, wie erste Netzreaktionen nach der FA-Cup-Auslosung erahnen lassen. Nicht nur Popes Twitter-Follower erinnerten den Maulhelden prompt an seine ambitionierten Ansagen. Auch in den britischen Medien und unter Englands Profis ist das bevorstehende Duell zwischen Stürmer-David und Abwehr-Goliath ein heiß gehandeltes Thema. Fast die halbe League Two gratulierte Pope via Twitter zum Aufeinandertreffen mit Stones. Die Mehrzahl der Einträge war – wen wundert’s – eher schadenfroh gemeint.