Der Rauswurf von Daniel Frahn bestimmt die Schlagzeilen beim Chemnitzer FC. Doch der Verein hat noch ein ganz anderes Problem.
Am vergangenen Drittliga-Spieltag unterlag der Chemnitzer FC beim Halleschen FC mit 1:3. Über die dritte Niederlage in Folge sprach danach jedoch kaum jemand. Weil Daniel Frahn, verletzter Kapitän und Torjäger der Mannschaft, im Gästeblock mit führenden Köpfen rechter Fangruppen abkumpelte, schmiss der Klub ihn am darauffolgenden Montag kurzerhand raus.
Doch schon während der Partie verbreitete sich unter den mitgereisten Fans noch eine ganz andere Nachricht. Eine, die den Verein in seinen Grundfesten erschütterte.
„Kennt jeder: fährst zu einem Auswärtsspiel und kommst ohne Verein zurück“ – was sich auf der Facebook-Seite der Ultras Chemnitz so lapidar liest, ist bitterer Ernst: Die Existenz des Chemnitzer FC ist stark gefährdet.
Kündigung aller hauptamtlichen Mitarbeiter
Denn während die Profis auf dem Halleschen Rasen um Punkte für den Klassenerhalt kämpften, erfuhren die Chemnitzer Anhänger im Gästeblock, dass Klaus Siemon, der Insolvenzverwalter des Vereins, allen hauptamtlichen Mitarbeitern des Vereins gekündigt hatte. Davon betroffen sind unter anderem Thomas Köhler, der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ), sowie die Trainer der A- und B‑Jugend. Der Fortbestand des Chemnitzer Aushängeschilds, dem unter anderem der ehemalige Nationalmannschafts-Kapitän Michael Ballack entstammt, ist mehr als ungewiss.
Doch nicht nur der Nachwuchs, sondern auch der Profifußball in der 3. Liga ist am Standort Chemnitz stark bedroht. Am vergangenen Donnerstag veröffentlichte Siemon auf der Klub-Homepage eine Pressemitteilung, in der er bekanntgab, die Massenunzulänglichkeit des eingetragenen Vereins angezeigt zu haben. Die vorhandenen Mittel würden nicht mehr ausreichen, um sämtliche Kosten und Verbindlichkeiten des Klubs zu decken.
„Eine neue Zulassung wird nicht erteilt“
Zwar versicherte der Insolvenzverwalter, dass die seit Jahresanfang ausgegliederte Lizenzspielerabteilung von der Massenunzulänglichkeit „ausdrücklich nicht betroffen“ sei. Doch die DFB-Statuten für die 3. Liga sind eindeutig: „Mit Auflösung oder Verlust der Rechtsfähigkeit des Muttervereins verliert die Tochtergesellschaft ihr Antragsrecht für eine Zulassung für die folgende Spielzeit. Eine bereits erteilte Zulassung erlischt mit dem Ablauf des Spieljahres, für das sie erteilt worden ist. Eine neue Zulassung wird nicht erteilt“, heißt es dort.
Im Klartext: Sollte der e. V. liquidiert und damit aus dem Vereinsregister gelöscht werden, darf in der kommenden Saison keine Mannschaft des Chemnitzer FC in der 3. Liga an den Start gehen – unabhängig davon, ob der Klassenerhalt sportlich gelingt. Auch Sportvorstand Sobotzik gab beim Spiel in Halle gegenüber dem MDR unumwunden zu, dass der Drittliga-Fußball am Standort Chemnitz „maximal“ gefährdet sei.