Clemens Tönnies verzichtet nach seinen rassistischen Ausfällen für drei Monate auf sein Amt als Aufsichtsratsboss bei Schalke 04. Der Rausschmiss bleibt aus – jetzt ist jedes Vereinsmitglied gefordert.
Krude Ideen hatte Clemens Tönnies schön häufiger. Und die Macht der Mitglieder hatte Schalkes Aufsichtsratschef nie unterschätzt. Im Februar 2015 zum Beispiel machte Tönnies den Fans ein unmoralisches Angebot: „Wir haben 132.000 Mitglieder. Nur mal ein Gedankenspiel – Mitglieder zahlen freiwillig einen einmaligen Beitrag von 1000 Euro.“ Tönnies rechnete vor, dass der Verein so all seine Verbindlichkeiten tilgen und in zehn Jahren auf 250 Millionen Euro kommen. Die Mitglieder müssten nur mal zum Verein halten – und ein bisschen was spenden.
Wie geht’s weiter?
1000 Euro, kein Pappenstiel für manchen Schalke-Fan. Meinte Tönnies das ernst? Die Reaktionen damals fielen heftig aus. Doch das war noch lange kein Vergleich zu der aktuellen Aufregung um die neuesten Äußerungen von Clemens Tönnies. Noch so eine seiner Ideen – nicht nur abstrus, nicht nur krude, sondern schlichtweg dumm und rassistisch -, die er beim Tag des Handwerks in Paderborn äußerte. Und für die ein großer Teil von Schalker Fans und Fußballinteressierten den starken Mann auf Schalke aus dem Amt entfernt sehen wollten.
Darüber urteilen sollte am gestrigen Abend der Schalker Ehrenrat. Er entschied sich nach langen Verhandlungen, die ausgerechnet kurz nach den Redaktionsschlüssen endeten, gegen eine Ausbootung Tönnies und nahm stattdessen das Angebot des Aufsichtsratschefs an. Der Fleischer aus Rheda-Wiedenbrück, einst Spross einer kinderreichen Familie, wird für seine Äußerungen über Kinderproduktionen in Afrika für drei Monate auf sein Amt verzichten. Danach könnte alles weitergehen wie bisher.
Schalke – ein Schadensfall
Es ist dabei unerheblich, ob der Ehrenrat diesen Ausfall als zu gering ansah, um Tönnies aus dem Verein zu werfen. Es ist auch unerheblich, ob Tönnies selbst in drei Monaten als geläuterter Mann zurückkehren wird. Der Schaden für Schalke 04 ist schon jetzt entstanden – und ist viel zu groß.