Heute startet die Frauen-Bundesliga in die neue Saison. Wer wird Meister? Welches Team überrascht? Und wer steigt ab? Hier gibt’s den Überblick.
Was ist neu?
Der Name. Ab dieser Saison heißt der Wettbewerb offiziell Google Pixel Frauen-Bundesliga. Das US-Unternehmen erwarb zudem „digitale Aktivierungsrechte” der Liga, die es Fans ermöglichen sollen, Inhalte rund um die Spiele zu erstellen und zu verbreiten. Damit soll die Sichtbarkeit des Frauenfußballs in Deutschland weiter erhöht werden. Zudem gibt es diese Saison viele Partien im frei zugänglichen Fernsehen zu sehen — insgesamt 32 Spiele. Damit werden wesentlich mehr Live-Spiele gezeigt als in der Männer-Bundesliga. Die Montagsspiele überträgt beispielsweise Sport1 im Free-TV. Jap, richtig gehört: Die Montagsspiele sind zurück. Nachdem die DFL diese bei den Männern mit Beginn der Saison 2021/22 abschaffte, kehren sie nun in den Profifußball zurück. Je eine Partie pro Spieltag findet in der Frauen-Bundesliga ab sofort am Montagabend statt. Damit will der DFB Überschneidungen zwischen Männer- und Frauen-Bundesliga an Spieltagen vermeiden. Viele Spielerinnen wie Alexandra Popp äußerten sich bereits kritisch über die Neuerung. „Unsere Liga ist immer noch keine Profi-Liga und Spielerinnen gehen zum Teil auch noch arbeiten oder zur Schule“, sagte die VfL-Kapitänin. Laut Kathrin Hendrich arbeite in Wolfsburg zwar „keine Spielerin nebenher, aber bei anderen Mannschaften müssen sich Spielerinnen Urlaub nehmen, um montags zu spielen“, sagte sie der Sportbild.
Der FC Bayern wird auf jeden Fall Meister, weil …
der Kader in der Breite die höchste Qualität der Liga hat. Zehn neue Spielerinnen verpflichteten die Bayern im Sommer. Zudem sind die beiden Langzeit-Verletzten Giulia Gwinn und Linda Dallmann wieder fit und können die Mannschaft langfristig ebenfalls unterstützen. Vergangene Saison kam es durch Verletzungen immer wieder zu Engpässen. Die verbesserte Kadertiefe erlaubt es Trainer Alexander Straus, deutlich mehr zur rotieren als im Vorjahr. „Jetzt haben wir fast jede Position doppelt besetzt. Auf diese Weise bleibt die Qualität hoch, auch wenn mal eine Spielerin ausfallen sollte“, sagte Straus. Zudem holte der FC Bayern mit Pernille Harder und Magdalena Eriksson zwei absolute Top-Spielerinnen ins Team. Beide kommen vom FC Chelsea und bringen viel internationale Erfahrung mit nach München. Eriksson war zuletzt vier Jahre lang Kapitänin bei Chelsea und gewann im Sommer mit Schweden bei der Weltmeisterschaft die Bronzemedaille. Dabei kam sie in allen Spielen zum Einsatz. Harder erzielte bei den Blues in 48 Spielen 24 Tore und ist seit 2017 Kapitänin der dänischen Nationalmannschaft. Bei den Bayern zeigte sie bereits vor Saisonbeginn ihr Können und steuerte in zwei Testspielen sowie in der zweiten Runde des DFB-Pokals jeweils einen Treffer bei. Mit weiteren Erfolgsgaranten im Kader wie Georgia Stanway, Lina Magull und Lea Schüller lassen sich die Münchnerinnen diese Saison nur schwer von der Spitze verdrängen.
Wer kann den Bayern gefährlich werden?
Größter Widersacher der Bayern wird auch in der kommenden Saison der VfL Wolfsburg sein. Dabei kann sich der VfL vor allem auf seinen eingespielten Stamm im Team verlassen. Viele Spielerinnen stehen bereits seit einigen Jahren zusammen auf dem Platz. Trotzdem setzt der VfL immer wieder auf junge Talente. Mit Jule Brand und Lena Oberdorf zahlte sich diese Transferstrategie zuletzt aus. Diese Saison sollen vor allem Nuria Rábano vom FC Barcelona und Fenna Kalma vom FC Twente den Konkurrenzkampf innerhalb des Teams verstärken. Kalma stand zuletzt im Fokus zahlreicher internationaler Klubs, da sie als eine der besten Stürmerinnen in der niederländischen Liga überzeugte. Bei Twente kam sie vergangene Saison in 20 Ligaspielen auf 30 Tore und zehn Vorlagen. Mit Jill Roord verließ nach der Saison allerdings eine wichtige Schlüsselspielerin den VfL. Roord wechselte zu Manchester City und hinterlässt zweifelsohne eine Lücke, die der Klub bislang nicht füllen konnte. Roord bringt dem VfL immerhin eine Ablöse von 400.000 Euro ein — eine neue Rekordsumme in der Bundesliga. Der zweite Platz dürfte dem VfL kommende Spielzeit dennoch sicher sein. Im Pokal sieht das anders aus — da haben die Wolfsburgerinnen nahezu ein Abo auf den Titel gebucht und könnten diese Saison den zehnten Erfolg hintereinander feiern.
Welches Team überrascht?
Keines. Kommende Saison wird sich nicht nur der FC Bayern als Meister und der VfL Wolfsburg wieder als Vizemeister krönen, es gibt ansonsten auch wenige Überraschungen. Eintracht Frankfurt und die TSG Hoffenheim kämpfen voraussichtlich erneut um den verbliebenen Platz für die Champions-League-Qualifikation. Die Eintracht verstärkte sich im Sommer mit keiner nennenswerten Spielerin, weshalb wohl die Mittel fehlen dürften, um Wolfsburg und Bayern ernsthaft zu attackieren. Es wartet also zum dritten Mal in Folge Platz drei, gefolgt von Hoffenheim auf Platz vier. Andere Teams sind diese Saison nicht unter den Top‑4 zu erwarten. Vergangene Spielzeit klaffte zwischen den oberen vier Mannschaften und dem Rest der Liga eine enorme Lücke — Bayer 04 Leverkusen erreichte den fünften Platz mit einem Abstand von ganzen 18 Punkten auf Hoffenheim. Dank talentierter Neuzugänge wie Emilie Bragstad und Karolina Lea Vilhjalmsdottir könnte Leverkusen den Abstand kommende Saison zwar etwas verringern, für mehr als den fünften Platz reicht es allerdings noch nicht. Auch der SC Freiburg und der 1. FC Köln, die viel in ihre Frauenteams investieren, machen diese Saison noch keine großen Fortschritte.
Wer steigt ab?
Da immer mehr Klubs, die im Männerbereich bereits etabliert sind, in ihre Frauenteams investieren, haben es reine Frauenvereine zunehmend schwerer. Nachdem einer der traditionsreichsten Klubs, der 1. FFC Turbine Potsdam vergangene Saison abstieg, geht die SGS Essen als letzter verbliebener reiner Frauenverein in der Bundesliga an den Start. Die Lizenzvereine aus der Männer-Bundesliga haben die ursprünglichen Frauenvereine entweder verdrängt oder geschluckt. Einer dieser Klubs ist RB Leipzig. RB aktivierte mal eben so eine Frauenmannschaft und zog diese, ähnlich wie bei den Männern innerhalb kürzester Zeit in die Bundesliga hoch. Vergangene Saison stieg RB mit einem Vorsprung von zwölf Punkten auf Nürnberg auf und kaufte zudem im Sommer kräftig bei anderen Bundesligisten ein, weshalb die Leipzigerinnen keine Rolle im Abstiegskampf spielen werden. Anders steht es um Mitaufsteiger Nürnberg. Den enormen Leistungsunterschied zwischen 1. und 2. Bundesliga können die Nürnbergerinnen in ihrer ersten Bundesligasaison noch nicht kompensieren. Angesichts der mangelnden Erfahrung im Kader und der langfristigen Verletzungen von Lea Paulick und Nastassja Lein wird Nürnberg die Klasse nicht halten können. Neben Nürnberg dürften es die Frauen von Werder Bremen und dem MSV Duisburg ebenfalls schwer haben. Die SGS Essen kann mit den Lizenzklubs zwar langfristig gesehen nicht mithalten — kommende Saison sind die Essenerinnen allerdings noch nicht abstiegsbedroht. Die SGS setzt wieder auf eine offensive Spielweise und will auch diese Saison nicht nur auf Konterchancen lauern. Dieser Mut führte vergangene Saison zu teilweise vermeidbaren Gegentoren, hebt die Mannschaft aber von der Konkurrenz ab. Insbesondere die Stürmerin Ramona Maier dürfte mit ihrer Offensivgefahr erneut zum Klassenerhalt beitragen.
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