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Herr Neu­en­dorf, wer war der beste Spieler, mit dem Sie zusam­men­spielten?
Der spek­ta­ku­lärste war Mar­cel­inho, aber auch Sebas­tian Deisler war ein sen­sa­tio­neller Fuß­baller. Der Junge hat im Trai­ning Sachen gemacht – Wahn­sinn. Leider spielten andere Fak­toren bei ihm nicht mit. Aber auch René Tret­schok und Dariusz Wosz waren ein sen­sa­tio­nelles Duo.

Wer konnte am besten feiern?
Das ist ein­fach – der Mar­celo. Er hatte ja immer sonn­tags seinen bra­si­lia­ni­schen Abend, der nicht selten erst am nächsten Morgen endete. Wenn wir diens­tags ein inter­na­tio­nales Spiel hatten, sind wir bereits mon­tags geflogen. Im Flug­zeug waren dann drei Reihen vor Mar­celo und drei Reihen hinter ihm völlig mit Alkohol ein­ge­ne­belt. Hoeneß hat uns dann immer erklärt, er habe mit Mar­cel­inho gespro­chen und ihm das Ver­spre­chen abge­rungen, dass das nie wieder vor­kommt.

Und das glaubten alle?
Nö, aber wir wussten, wenn Mar­cel­inho halb­wegs normal in Form war, spielte er wie von einem anderen Pla­neten. Wenn er ange­schlagen war, spielte er wie einer von uns. Hoeneß war clever, er wusste, dass wir ohne Mar­celo kaum eine Chance hatten. Wir waren spie­le­risch ordent­lich, aber Mar­celo war der Unter­schied. Er gehörte zu den sechs, sieben Spie­lern der Liga, die dafür sorgten, dass eine Mann­schaft gewann oder verlor.

Hertha spielte damals regel­mäßig im Euro­pa­pokal.
Das war eine auf­re­gende und erfolg­reiche Zeit, die frühen Nuller­jahre. Wir hatten aber auch bären­starke Mann­schaften. Ich denke an Gil­berto, an Joe Simunic. Niko Kovac und Pal Dardai stritten um einen Platz, das waren zwei Qua­li­täts­spieler, Kämpfer, Maschinen! Oder Ali Daei, wir hatten viele nam­hafte Spieler.

Wie haben Sie die Tren­nung von Jürgen Röber im Früh­jahr 2002 erlebt?
Für mich kam es über­ra­schend. Ob er frei­willig ging oder dazu getrieben wurde, ent­zieht sich meiner Kenntnis. Er meinte, es wäre besser, dass den End­spurt ein anderer macht. Wir Spieler haben nie daran gezwei­felt, dass wir es schaffen. Wir schätzten Röber, er hat es ver­standen, so zu arbeiten, dass der Respekt ihm gegen­über groß war. Es gab ja auch Spiele, bei denen wir vorher im Kreis standen und sagten, was der jetzt erzählt hat, ist egal, wir machen das so und so. Es war halt ein Geben und Nehmen.

Dann kam Falko Götz, Hertha schaffte noch Platz vier. Wie auch 2005.
Beson­ders bitter war es 2005. Letzter Spieltag gegen Han­nover. Wir hätten nur gewinnen müssen, und dann murksen wir ein 0:0 zusammen. Inter­na­tional dabei zu sein, war ja bei uns damals fest drin, aber so dicht vor der Cham­pions League zu schei­tern…

Unter Huub Ste­vens hatte die Mann­schaft nach Platz fünf 2003 die Cham­pions League zum offi­zi­ellen Ziel gesetzt.
Mit Huub musste leider ein groß­ar­tiger Mensch gehen, er hatte von Anfang an nie eine faire Chance gehabt. Weil Götz kurz vor ihm relativ erfolg­reich war und Ste­vens zuvor Gel­sen­kir­chen trai­nierte, was bei den Fans nicht gut ankam. Er hat uns Pro­fes­sio­na­lität vor­ge­lebt. Für ihn war es bitter. Ich habe mich geär­gert, dass ich ihm nicht helfen konnte.