Früher haben wir mit den Augen gerollt, wenn Mama sagte: „Junge, in diesen Klamotten kannst du nicht aus dem Haus gehen!“ Heute wünschen wir uns, dass auch Fußballvereine so eine Mutter hätten.
Heute beginnen wieder die drei tollen Tage: Europapokal! Internationaler Fußball unter Flutlicht – aus Neapel oder Glasgow, im Old Trafford und San Mamés, mit Inter und Barça. Hach, es könnte alles so schön sein, gäbe es da nicht diese unterschwellige Furcht. Die Angst vor Bildern, die man nie wieder aus dem Kopf bekommt.
Also, liebe Traditionsvereine aus aller Herren Länder, bitte tut uns in dieser Woche einen Gefallen. Nur einen. Es ist auch gar nichts Besonderes, das wir von euch möchten. Ihr müsst keine tollen Tore schießen, keine Tricks und Finten zeigen, nicht einmal auf Sieg spielen.
Aber tut bitte eines.
Wenn ihr rausgeht, zieht euch was Anständiges an.
Bitte.
Ja, jetzt nickt ihr wieder alle und sagt „Klar, machen wir.“ Aber ihr macht es eben nicht. In der letzten internationalen Woche, Anfang November, lief der große Lionel Messi in etwas über den Rasen des Stadions von Manchester City, das sich selbst mit größtem Wohlwollen nur als Verbrechen bezeichnen lässt. Es war so übel, das man es noch nicht einmal richtig beschreiben kann. Die Stutzen waren … pink? Hemd und Hose … lila? Wo kriegt man solche Farbtöne überhaupt her, aus dem Darknet?
Das Seltsame an scheußlichen Leibchen
Nun kann man einwenden, dass Barcelona schon seit sehr langer Zeit ausgesucht hässlich rumläuft. Immerhin ist dies die Mannschaft, die 1992 den Europacup der Landesmeister in gelb-goldenen Trikots gewann.
Die waren den Spielern selbst offenbar so peinlich, dass die Elf zur Siegerehrung rasch die klassischen blau-rot gestreiften Hemden überzog. Oder vielleicht fiel auch jemandem vom Verein auf, dass der FC Barcelona auf dem Siegerfoto doch zumindest ein wenig Ähnlichkeit mit dem FC Barcelona haben sollte.
Wie aus dem Kostümfundus von „Tron“
Denn das ist ja das Seltsame an den scheußlichen Leibchen, die gegenwärtig wieder grassieren: Sie werden ausgerechnet von jenen Vereinen getragen, die eigentlich die Trikots mit dem höchsten Wiedererkennungswert im Weltfußball haben.
Real Madrid zum Beispiel trat vor drei Wochen gegen Warschau in einem blass-lila-schwarzen Ensemble an, das aus dem Kostümfundus von „Tron“ oder den „X‑Men“ stammen könnte. Ja, Violett ist eine durchaus traditionelle Farbe für Real. Aber man kann sie doch auch verwenden, ohne die Spieler dabei zu verunstalten.