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Offenbar ging es der Fuß­ball­welt in den ver­gan­genen Jahren ganz gut. Die Hoo­li­gans hatten sich zurück­ge­zogen, die Neo­nazis waren weit­ge­hend aus den Sta­dien ver­schwunden. Na gut, da waren noch die Ultras mit ihrer Pyro­technik, aber immerhin hatten die ja das Vakuum besetzt, das all diese Unsym­pa­then hin­ter­lassen hatten. So oder so ähn­lich konnte man es zuletzt immer wieder in der deut­schen Presse lesen.
 
Und nun das: Hoo­li­gans gegen Sala­fisten. Mitten in Köln. Am hel­lichten Tag. Wochen­lang ange­kün­digt, geteilt und betrom­melt auf Face­book, Twitter oder You­tube. 4000 Teil­nehmer. Mit­ten­drin: Schläger der Schalker Gelsen-Szene“ neben Schlä­gern von der Dort­munder Borus­sen­front“. All jene, von denen man glaubte, sie würden gar nicht mehr in Erschei­nung treten. Die Tages­schau“ schrieb von einem Come­back der Hoo­li­gans“. Der Süd­west­deut­sche Rund­funk“ berich­tete über eine Rück­kehr der rechts­extremen Hoo­li­gans“.
 
Doch waren sie über­haupt jemals weg?
 
Einige Bei­spiele zeigen, dass sie in der jün­geren Ver­gan­gen­heit auch in Fuß­ball­sta­dien wieder um die Hoheit kämpfen, ob bei Ale­mannia Aachen, dem MSV Duis­burg oder Ein­tracht Braun­schweig. Hier gibt und gab es zwar auch junge Ultra­gruppen, oft poli­tisch, oft eher links als rechts, die ein ver­meint­li­ches Vakuum besetzten. Doch hier traten in den ver­gan­genen Jahren einige Male alte Gruppen auf den Plan, um die Hier­ar­chien von einst wie­der­her­zu­stellen. Mal waren es Alt-Hools, mal Rocker, mal Neo­nazis – oft war es eine wilde und undurch­sich­tige Mischung, Männer zumeist, die zehn oder fünf­zehn Jahre nach Auf­kommen der Ultra-Kultur langsam rea­li­sierten, dass eine neue und dyna­mi­sche Szene sie als Platz­hir­sche ver­drängt hatte. Und mehr noch: Die Jungen hatten dem tra­di­tio­nellen Alt­hauer-Credo Politik ist Politik, Fuß­ball ist Fuß­ball“ etwas ent­ge­gen­zu­setzen. Sie hatten kri­ti­sche und manchmal links­po­li­ti­sche Kurven geformt, min­des­tens aber Kurven, die bestimmte Ent­wick­lungen reflek­tierten.

Keine Belege für gezielte Unter­wan­de­rung

Die Kampf­li­nien waren und sind bei diesen Aus­ein­an­der­set­zungen nicht immer so klar zu erkennen wie in Braun­schweig oder Aachen, was auch damit zusam­men­hängt, dass die Per­sonen am rechten Rand oder aus dem braunen Sumpf längst nicht mehr so klar als solche zu erkennen sind wie in den Acht­zi­gern. Wer heute in den Sta­dien immer noch nach Sprin­ger­stiefel-Bom­ber­ja­cken-Kom­bi­na­tionen sucht, muss ent­täuscht werden – oder er atmet eben erst einmal auf, dass nun alles okay ist. Schließ­lich demen­tieren auch die offi­zi­ellen Stellen bei diesem Thema sehr schnell. Wenn im Kur­ven­um­feld Rechts­ra­di­kale doch mal auf­treten, flüchten sich die Ver­eine gerne in Sätze wie Das sind Ein­zel­täter“ oder Das sind nicht unsere Fans“. Der Ver­fas­sungs­schutz schrieb auf Anfrage von 11FREUNDE vor einem Jahr, dass sich für eine gezielte Unter­wan­de­rung bzw. Beein­flus­sung keine Belege“ ergeben.
 
Viel­leicht war dieses feh­lende Pro­blem­be­wusst­sein in der jün­geren Ver­gan­gen­heit ein Fehler. Zum einen waren etliche Alt­hauer, auch die aus der rechten Szene, Fuß­ball­fans geblieben. Wieso sollten sie auch plötz­lich nicht mehr zum Fuß­ball gehen? Ande­rer­seits wollten einige Ver­eine, Ver­bände und Staats­schützer das Pro­blem offenbar erst als sol­ches erkennen, wenn die NPD oder irgend­welche Kame­rad­schaften vor dem Sta­dion ihre Stände auf­bauten, ganz so wie sie es vor 30 Jahren gemacht hatten, um dort ihren Nach­wuchs zu rekru­tieren.
 
Dabei ist eine gezielte Unter­wan­de­rung heute kaum noch mög­lich, was vor­nehm­lich mit den neuen Ver­hält­nisse in der Kurve zu tun hat – und letzt­end­lich auch damit, dass der Fuß­ball heut­zu­tage von allen Blick­win­keln durch­leuchtet wird. Die Fern­seh­ka­meras können hoch­auf­lö­send jeden Stö­ren­fried aus der Kurve zoomen, die Ver­eine achten stärker darauf, dass die Sta­di­on­ord­nung ein­ge­halten wird, und zugleich haben sich etliche Kurven eman­zi­piert. Wäh­rend Rechts­ra­di­kale also in den Acht­zi­gern noch unge­stört ein Sieg Heil“ in die halb ver­waiste Kurve brüllen konnten, zöge dieses Ver­halten heute Kon­se­quenzen nach sich.

Hools: Ganz oben in der Nah­rungs­kette

Doch die Hoo­li­gans waren nach Auf­kommen der Ultra-Kultur nicht nur anwe­send, sie gaben in man­chen Kurven mit­unter auch immer noch den Ton an – dafür mussten sie nicht mal groß etwas sagen. Die Macht­de­mons­tra­tion findet heute sub­tiler statt. Ein ehe­mals füh­rendes Ult­ra­mit­glied einer großen deut­schen Fan­szene erklärte 11FREUNDE vor zwei Jahren:
 
Ultras stehen nicht ganz oben in der Nah­rungs­kette. Ganz oben stehen nach wie vor die Hoo­li­gans. Im Grunde genommen gibt es kein Wochen­ende in Deutsch­land, an dem es nicht auf der Wiese rap­pelt. Einige Alt-Hools finden das zwar ganz sym­pa­thisch, was Ultras machen. Aber wenn du dir einen Fehl­tritt leis­test, dann kannst du dir sicher sein, dass da was kommt. Fehl­tritt im Sinne einer Respekt­lo­sig­keit. Und was respektlos ist, das ent­scheiden die Hools.“