Max Grün, wie gerne denken Sie an den 20.03.2012 zurück?
Das ist sicher nicht meine Lieb­lings-Erin­ne­rung. So ein Erlebnis kann man nicht aus­blenden.

Mike Büs­kens nahm Sie im DFB-Pokal-Halb­fi­nale gegen Borussia Dort­mund in der 118. Minute vom Feld und brachte Jasmin Fejzic. Wenige Sekunden vor Schluss kas­sierte der das 0:1. Wie sauer waren Sie über die Aus­wechs­lung?
Natür­lich war ich alles andere als glück­lich. Ich hätte die Partie sehr gerne zu Ende gespielt. Es kommt nicht häufig vor, dass man das Halb­fi­nale gegen einen großen Gegner so lange offen halten kann. In dieser Situa­tion vom Platz zu müssen, war natür­lich bitter.

Büs­kens spe­ku­lierte bereits auf ein Elf­me­ter­schießen. War Fejzic tat­säch­lich der bes­sere Elf­meter-Töter?
Er hatte seine Qua­li­täten vorher einige Male unter Beweis gestellt, hat ein paar Elf­meter gehalten und sogar selber vom Punkt getroffen. Ich glaube aber, dass das in einem Spiel situativ gar nicht ent­schei­dend gewesen wäre. Wir stehen schließ­lich alle im Tor, weil wir Bälle halten können.

Haben Sie nachher mit dem Trainer oder inner­halb der Mann­schaft über diese Maß­nahme dis­ku­tiert?
In der Kabine hat eher die all­ge­meine Ent­täu­schung über­wogen. Mich haben die Gescheh­nisse trotzdem noch lange beschäf­tigt. So etwas will ich in meiner Kar­riere nie mehr erleben.

Nur zwei Jahre später stehen Sie nun wieder im Pokal-Halb­fi­nale, wieder gegen Borussia Dort­mund. Weil Diego Benaglio noch ver­letzt ist, werden Sie spielen. Wollen Sie Revanche für 2012?
Dass es wieder gegen den BVB geht, ist auf jeden Fall eine spe­zi­elle Kon­stel­la­tion. Revanche will ich aber nicht. Ich denke nicht mehr an damals zurück, son­dern kon­zen­triere mich aufs aktu­elle Sport­liche. Wir wollen unbe­dingt ins Finale.

Wie zuver­sicht­lich sind Sie, dass das klappt?
Der Druck liegt nicht bei uns, son­dern beim BVB. Wir haben am Wochen­ende gegen Nürn­berg gezeigt, dass wir gut drauf sind und vor zehn Tagen beim Liga-Rück­spiel in Dort­mund auch schon bewiesen, dass wir mit­halten können. Das gibt uns Mut und Selbst­ver­trauen.

Das Spiel ging knapp mit 1:2 ver­loren. Was muss ihre Mann­schaft besser machen um den BVB zu schlagen?
Es ist wichtig, dass wir ähn­lich cou­ra­giert anfangen und Lei­den­schaft zeigen. Im Gegen­satz zum Liga-Rück­spiel müssen wir unsere wenigen Chancen nutzen. Wir müssen die Angriffe prä­zise zu Ende spielen und dürfen nie eine Situa­tion abschreiben. Außerdem dürfen wir uns nicht von der Atmo­sphäre anste­cken lassen.

Pokal-Halb­fi­nale, 80.000 Zuschauer. Besteht die Gefahr, dass Spieler über­mo­ti­viert zu Werke gehen?
Es ist wichtig, dass wir nicht emo­tional han­deln, son­dern klar aus dem Kopf heraus. Unser Trainer wird uns darauf aber ein­stellen. Ich bin zuver­sicht­lich, dass wir eine Chance haben werden, auch wenn Dort­mund ein sehr starker Gegner und leicht favo­ri­siert ist.

Im Pokal kann es immer wieder zum Elf­me­ter­schießen kommen. Sie haben in ihrer Kar­riere bis­lang erst drei von 20 Elf­me­tern parieren können. Kein gutes Omen?
Wirk­lich? Dass meine Sta­tistik so negativ ist, hätte ich nicht gedacht.

Was macht das Duell vom Punkt denn so schwer?
Das kann man nur schwer beschreiben. Der Schütze hat auf jeden Fall den viel grö­ßeren Druck. Jeder denkt: Der muss den ohnehin machen.“

Haben Sie bei Straf­stößen eine eigene Taktik oder glauben Sie, dass das Glück ent­scheidet?
Für die Elf­me­ter­si­tua­tion gibt es aus Tor­wart-Sicht kein Pau­schal­re­zept. Ich schaue mir vorher immer die Lieb­lings­ecken mög­li­cher Schützen an. Letzt­end­lich ist aber das rich­tige Gefühl ent­schei­dend. Wenn ich mich für eine Ecke ent­scheide, haue ich mich voll hinein. Nur beim rich­tigen Absprung, habe ich über­haupt eine Chance. Es muss aber ja erst einmal zum Elf­me­ter­schießen kommen.

Wenn das Dienstag der Fall wäre: Was halten Sie von der Schlag­zeile Grün wird zum Elf­meter-Helden“?
(Lacht) Nicht schlecht. Ich will aber in erster Linie ein gutes Spiel zeigen. Wie wir das Spiel gewinnen, ist mir am Ende egal. Haupt­sache wir fahren im Mai nach Berlin.