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Oliver Schmidt, Sie haben am Montag unter dem Namen @breitnigge einen drei­zei­ligen Tweet über das Gerücht ver­fasst, Robert Lewan­dowski würde zum FC Bayern wech­seln. Am Dienstag mussten Sie Inter­views für den Fern­seh­sender Sport1 und diverse Zei­tungen geben. Was war pas­siert? 
Am Mon­tag­abend habe ich einen Tweet gelesen, in dem ein User die spa­ni­sche Web­site todo​mer​ca​doweb​.es zitierte. Diese Seite spe­ku­lierte über einen mög­li­chen Wechsel Lewan­dowskis zum FC Bayern. Dar­aufhin habe ich meinen Tweet ver­fasst…
 
Sie haben geschrieben: Und schon wieder dieses #Lewan­dowski-Gerücht. Hat wenigs­tens #Sky­I­talia bestä­tigt?! #Pep #Will­kom­mens­ge­schenk“.
Leider ohne Smiley, daher war die Ironie viel­leicht nicht erkennbar. Auf diesen Tweet mel­dete sich ein Mit­ar­beiter von Sky Italia“ und erklärte, dass man diesen Tweet in der Sen­dung Sky Calcio Mer­cato“ vor­ge­lesen habe.
 
Und der Stein kam ins Rollen.
Der ent­schei­dende Punkt ist, dass der Tweet irgend­wann als Beleg für das Gerücht ver­standen wurde, und nicht wie er gemeint war: als lus­tige Unter­ma­lung für ein Gerücht, als Stimme aus Deutsch­land. Mein Tweet wurde dann ver­mut­lich von einem ita­lie­ni­schen User falsch inter­pre­tiert und nicht als Neben­ge­räusch, son­dern als Ursache gewertet. Im Laufe des Diens­tags hat sich diese Mel­dung auf Twitter ver­selb­stän­digt, ganz so, als sei ich die ver­läss­liche Quelle dieses Gerüchts.
 
Mitt­ler­weile ist der Hys­terie wieder abge­flaut.
Auch weil diverse Medien der Sache über andere Quellen nach­ge­gangen sind. Die Abend­zei­tung“ hat her­aus­ge­funden, an dem Gerücht sei nichts dran. Spiegel Online“ hat recher­chiert, dass ein Wechsel so gut wie sicher sei. Es ist alles wieder auf der nor­malen Ebene der Gerüch­te­küche, und ab morgen bin ich wieder ein unbe­schrie­bens Blatt. Ich finde es jeden­falls nicht schlimm, als her­auskam, dass ich damit gar nichts zu tun habe.
 
Wie viele neue Fol­lower hat Ihnen das Spek­takel denn ein­ge­bracht?
Circa 200 inner­halb weniger Stunden. Nor­ma­ler­weise brauche ich dafür meh­rere Wochen.
 
Wären die Medien von Anfang gefor­dert gewesen, mit mehr Genau­ig­keit zu recher­chieren?
Das Pro­blem ist, dass gerade bei Fuß­ball­trans­fers häufig von­ein­ander abge­schrieben wird, ohne dass die Dinge geprüft werden. Es gibt unzäh­lige Mul­ti­pli­ka­toren, die das Gerücht wei­ter­treiben, und am Ende weiß keiner mehr, wie der Ori­gi­nal­wort­laut war. Letzt­end­lich war auch ich ein Mul­ti­pli­kator, der eine lau­nige Bemer­kung gemacht hat, die nicht als solche gekenn­zeichnet war.
 
Können Sie denn noch nach­voll­ziehen, an wel­chem Punkt das Gerücht diese Dynamik bekommen hat?
Das ist sehr schwer und würde ver­mut­lich eine Woche Arbeit benö­tigen. Ich habe aller­dings wieder einmal gemerkt, dass der FC Bayern einen sehr frucht­baren Nähr­boden für solche Gerüchte lie­fert. Gerade in den ver­gan­genen zwei Jahren, in denen Dort­mund Meister geworden ist, ist die Ner­vo­sität viel größer geworden.
 
Jüngste Bei­spiele sind Javier Mar­tinez oder Pep Guar­diola.
Sobald solche Namen kur­sieren, über­schlagen sich die Reak­tionen und das Echo ist immens hoch. Außerdem hieß dieses Mal erneut Quelle Sky Italia“. Die hatten ja schon bei Guar­diola richtig gelegen – ob nun zufällig oder nicht, sei dahin­ge­stellt. Letzt­lich finde ich die ganze Geschichte sehr amü­sant. Ich habe damit danach auch in den Kom­men­taren gespielt. Nach dem Motto: Ich habe alles gewusst.“ Tat­säch­lich glaube ich aber nur das, was der FC Bayern ver­meldet.
 
Würden Sie als Bayern-Fan eigent­lich einen Lewan­dowski-Transfer begrüßen?
Er ist ein groß­ar­tiger Spieler, zwei­fels­ohne. Ich denke auch, dass wir ab Sommer einen dritten Stürmer dieser Qua­lität brau­chen. Ob der Transfer zustande kommt, ist die andere Frage. Ich glaube, dass Dort­mund den nicht gehen lassen wird.
 
Herr Schmidt, Sie twit­tern seit fünf Jahren und haben über 20.000 Tweets ver­fasst. Gab es jemals ein ver­gleich­bares Echo?
Nein. Jeden­falls nicht mit dieser Wucht. Ähn­lich hys­te­ri­siert waren meine Bayern-Fol­lower und ich kurz vor dem Mar­tinez-Transfer. Die ganze FCB-Time­line drehte sich nur um diesen Spieler: Wo steht das Auto? Wie sind die Flug­pläne? Wurde er schon in der Innen­stadt gesehen? Wer kann spa­nisch über­setzen? Das war teil­weise wirk­lich absurd.