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Stefan Fischer, herrscht in Namibia schon EM-Stim­mung?
Stefan Fischer: Na klar! Ich bin jetzt seit elf Jahren hier und seitdem wird Euro­pa­meis­ter­schaft immer mit großem Inter­esse ver­folgt. Bei uns gibt es schließ­lich viele Men­schen mit euro­päi­schen Wur­zeln.

Wird die Euro­pa­meis­ter­schaft denn in ganz Afrika ver­folgt?
Stefan Fischer: Das ist schwierig zu sagen. Wir haben in Afrika über 50 Staaten, das wird von Land zu Land unter­schied­lich sein. Der Afrika-Cup wird in allen euro­päi­schen Län­dern ja auch nicht gleich ver­folgt. Aber ein süd­afri­ka­ni­scher Pay-TV-Sender hat die Über­tra­gungs­rechte gekauft und über­trägt alle Spiele der EM, das ja.

Und dann guckt man zu Hause gemüt­lich auf der Couch.
Stefan Fischer: Zum Bei­spiel. Die Begeg­nung zwi­schen Deutsch­land und Por­tugal habe ich daheim geguckt, aber es gibt auch Public-Vie­wing. Natür­lich keine Fan­meilen mit tau­senden von Leuten wie in Deutsch­land. Bei uns laden Sport­ver­eine und Bars zum EM-Gucken ein. Außerdem haben wir hier in der Haupt­stadt Wind­hoek das Goethe-Zen­trum, das alle Spiele der deut­schen Mann­schaft zeigt. Bei diesen Ver­an­stal­tungen kommen ein paar Hun­dert Gäste.

Und das läuft alles fried­lich ab?
Stefan Fischer: Absolut. Hier gibt es eine große por­tu­gie­si­sche Gemeinde durch die Nach­bar­schaft zu Angola. Am Samstag haben dann Por­tu­giesen und Deut­sche ohne Pro­bleme zusammen das Spiel ver­folgt. In Wind­hoek sind auch die Bot­schaften der euro­päi­schen Länder ansässig und Namibia ist ja sowieso ein Viel­völ­ker­staat, dem­zu­folge treffen beim Public-Vie­wing ver­schie­dene Nationen auf­ein­ander. Alles in fried­li­chem Rahmen.

In Deutsch­land feiern die aus­län­di­schen Mit­be­wohner Siege ihres Teams bevor­zugt mit klei­neren oder grö­ßeren Auto­korsos und tan­zend auf der Straße.
Stefan Fischer: Das gibt es hier bisher noch nicht. Gefeiert wird meist direkt am Public-Vie­wing-Ort. Außerdem ist Namibia im Moment Winter. Da tanzt man nicht auf den Straßen, dafür ist es abends bei null Grad dann doch zu kalt. Vor vier Jahren bei der EM in Öster­reich und der Schweiz haben wir, die All­ge­meine Zei­tung, und ein Sport­verein, mal einen Auto­korso mit Fans von allen teil­neh­menden Mann­schaften orga­ni­siert. Das hat rie­sigen Spaß gemacht.

Wie ver­hält es sich mit geschmückten Autos?
Stefan Fischer: Die gibt es bei uns, am Sonntag nach dem Auf­takt­sieg von Deutsch­land gegen Por­tugal waren schwarz-rot-gol­dene Fähn­chen und Sei­ten­spie­gel­über­züge zu sehen. Sie dürfen sich das aber nicht wie in Deutsch­land vor­stellen, dass fast jedes Auto ein Fähn­chen hat. Es kommt eher ver­ein­zelt vor. Wir haben hier in Namibia eine Gesamt­be­völ­ke­rung von 2,1 Mil­lionen, ca. 10.000 davon spre­chen Deutsch als Mut­ter­sprache, Das sind weniger als ein Pro­zent. Dafür ist die Anzahl der geschmückten Autos schon beacht­lich.

Wie sieht die Bericht­erstat­tung in Namibia aus? Haben die ein­hei­mi­schen Zei­tungen Kor­re­spon­denten in der Ukraine und Polen?
Stefan Fischer: Nein, keine der Tages- oder Wochen­zei­tungen im Land hat Leute vor Ort. Logis­tisch und finan­ziell ist das ein­fach schwer mög­lich. Alle berichten zwar über die EM, aber bei den Texten bedienen wir uns dann bei Agen­turen. Aller­dings ist unsere Bericht­erstat­tung am aus­führ­lichsten. Es wird über jedes Spiel berichtet. Die eng­lisch­spra­chigen und afri­kaans­spra­chigen Zei­tungen machen das eher spo­ra­disch.

Woran liegt das?
Stefan Fischer: Das Inter­esse der deut­schen Leser an der EM ist all­ge­mein ein­fach größer, spe­ziell natür­lich an der DFB-Elf. Des­halb berichten wir über sie logi­scher­weise mehr. Vor der EM haben wir auch einen ganz­sei­tigen Tur­nier­plan ver­öf­fent­lich. Wir geben uns viel Mühe und das müssen wir auch. In Europa ist die EM gerade kon­kur­renzlos, in Namibia nicht.

Inwie­fern?
Stefan Fischer: Am Wochen­ende hat unsere Natio­nal­mann­schaft in der WM-Qua­li­fi­ka­tion gegen Kenia gespielt und mit 1:0 gewonnen. Außerdem trat am ver­gan­genen Samstag die Rugby-Mann­schaft von Süd­afrika gegen Eng­land beim Tri-Nations-Cup an. Rugby ist in Namibia, wie in vielen Län­dern im süd­li­chen Afrika, eben­falls sehr beliebt. Das domi­niert dann die eng­li­schen und afri­kaans­spra­chigen Zei­tungen. Daran ändert auch die Euro­pa­meis­ter­schaft nicht.