Maik Franz hat für Frankfurt und Hertha die Knochen hingehalten. Im Interview verrät er, warum die Saisons seiner beiden Ex-Klubs so unterschiedlich verlaufen.
Maik Franz, wenn Ihnen vor der Saison jemand gesagt hätte, dass Ihr Ex-Verein Hertha Mitte der Rückrunde auf dem dritten Platz steht, und der andere, Eintracht Frankfurt, in schwerer Abstiegsnot ist. Was hätten Sie entgegnet?
In Sachen Hertha hätte ich meinen Gegenüber für einen ziemlichen Optimisten gehalten. Und in Sachen Frankfurt hätte ich nicht zugestimmt. Wie die Saison für beide Teams verläuft, war nicht unbedingt zu erwarten.
Haben Sie das Hinspiel gesehen? Da wirkte es, als träfen zwei Mannschaften auf Augenhöhe aufeinander.
Das ist insgesamt ein Phänomen in der Liga: Zwei Drittel der Mannschaften befinden sich auf Augenhöhe. Bremen, Köln, Hamburg, Augsburg, Mainz, Frankfurt, Hertha, Stuttgart, Hoffenheim – das sind alles Teams, die ich ähnlich stark einschätze. Der Unterschied ist eben, dass sich das eine Team in einen Lauf spielt und das andere nicht. Letztes Jahr war es andersherum, da wäre die Hertha fast abgestiegen.
Was muss denn die Eintracht machen, um den Turnaround zu schaffen?
Die aktuelle Situation zu beurteilen, steht mir nicht zu. Aber aus Spielersicht kann ich sagen: Es geht in einer solchen Situation nicht mehr darum, schönzuspielen und die anderen mit 3:0 aus dem Stadion zu fiedeln, sondern man muss versuchen, einfach zu spielen und sich auf die Grundtugenden wie Kampf und Einsatz zu besinnen. Aber das weiß man in Frankfurt auch. Vor allem das Umfeld bei der Eintracht um Heribert Bruchhagen weiß ganz genau, was zu tun ist. Ich glaube übrigens, dass es für die Hertha gar nicht so einfach wird.
Nein?
Nein. Hertha hat einen Lauf, in der Stadt ist eine große Euphorie, heute kommt eine Mannschaft in der Krise. Da denkt doch jeder im Stadion, dass die Hertha die Eintracht aus dem Stadion schießen wird. So einfach ist das aber nicht. Denn viel schlechter als die Hertha ist die Eintracht nicht. Der Kader hat Qualität, nur die Tabellensituation stimmt nicht. An einem guten Tag kann die Eintracht auch gewinnen.
Sie waren 2011 mit der Eintracht in einer ähnlichen Situation, am Ende stand der Abstieg. Sehen Sie Parallelen?
Nein. Wir hatten damals mit 26 Punkten die beste Hinrunde seit Jahren gespielt. Das hat dafür gesorgt, dass wir in der Rückrunde dachten: Wir haben ja noch genug Spiele und schon genug Punkte. Aber die Spiele wurden immer weniger, und wir haben geredet und geredet, aber wenig davon umgesetzt. Und dann haben wir die Quittung dafür bekommen. Das war schade, denn wir hatten mit Christoph Daum gerade einen Trainer bekommen, der für ordentlich frischen Wind gesorgt hat. Aber wir sind einfach zu spät aufgewacht. Und als wir endlich aufgewacht waren, kam auch noch unglaubliches Pech hinzu. Es gab ein Spiel gegen die Bayern…
Das 1:1 drei Spieltage vor Schluss.
Genau. Es stand 1:0, Theofanis Gekas trat auf der Linie über den Ball, im Gegenzug bekamen wir den Ausgleich. Beim Spiel in Bremen hatten wir ein Chancenverhältnis von 7:2 und spielten auch nur 1:1. Hoffenheim haben wir an die Wand gespielt und 0:1 verloren. Auch in Wolfsburg waren wir nah an einem Dreier, spielten aber nur Remis. Wir haben zu viele Punkte blöd liegengelassen. Für den Verein war das eine Katastrophe. Du musst ein immenses finanzielles Risiko eingehen, um direkt wieder aufzusteigen. Und es gibt ja genug Beispiele, bei denen das nicht geklappt hat.