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Glück­wunsch, Marc Pfitzner: Mit 44 Punkten aus den ersten 19 Spielen hat Ein­tracht Braun­schweig sein pri­märes Sai­son­ziel Klas­sen­er­halt schon vor Jah­res­frist erreicht.
Danke. Dass wir im zweiten Jahr als Auf­steiger so eine gute Rolle spielen, hat uns alle über­rascht. Irgendwie kann ich es immer noch nicht so richtig glauben. Es ist wie im Film.

Die Ansprüche der Mann­schaft dürften nach dieser Hin­runde sicher­lich gestiegen sein.
Jeder will jetzt hören, dass wir so gut wie auf­ge­stiegen sind. Aber das ist quatsch. Dafür reicht ein Blick in die ver­gan­gene Saison: For­tuna Düs­sel­dorf domi­nierte zwar die Hin­runde, ret­tete sich am Ende aber mit Ach und Krach auf einen Rele­ga­ti­ons­platz.

Wie lautet also die Ziel­set­zung für die Rück­runde?
Wer selbst mal Fuß­ball gespielt hat, weiß, dass es nicht wirk­lich reiz­voll ist, um die gesi­cherten Mit­tel­feldränge mit­zu­spielen. Wir werden unseren Platz an der Sonne nicht frei­willig räumen.

Sollte es tat­säch­lich zum Auf­stieg rei­chen, hätten Sie per­sön­lich einen ebenso bei­spiel­losen wie fast schon unglaub­li­chen Durch­marsch voll­endet – von der Kreis­liga bis ins deut­sche Fuß­ball-Ober­haus.
Das ist richtig. In meinem ersten Her­ren­jahr lief ich noch als A‑Jugendlicher für den TSV Tim­merlah in der Kreis­liga Braun­schweig auf. Zu dem Zeit­punkt war für mich der Traum des Pro­fi­fuß­balls bereits aus­ge­träumt. Ein Jahr zuvor hatte ich die B2-Jugend­mann­schaft von Ein­tracht Braun­schweig ver­lassen, weil mir der Leis­tungs­fuß­ball ein­fach zu viel geworden war. Allein die Anreise zum Sta­dion dau­erte 45 Minuten, wir wurde das auf Dauer zu anstren­gend. Außerdem war ich in einem Alter, in dem man plötz­lich andere Inter­essen hat: Freundin, Freunde, Spaß. Außerdem wollte ich mehr Zeit in die Schule inves­tieren.

Wie ging es weiter?
Nach dem Jahr in der Kreis­liga habe ich zwar den Bezirk über­sprungen, aber ab der Landes- bis zur 2. Bun­des­liga in allen Klassen gespielt. Nachdem ich mich zwei Jahre beim SV Broitzem bewährt hatte, folgte in der Spiel­zeit 2004/05 der Schritt in die Nie­der­sach­sen­liga zu den Freien Tur­nern Braun­schweig, nach der Ein­tracht die Nummer Zwei in Braun­schweig. Dort lief es so gut, dass sich Uwe Hain, damals Trainer von Ein­tracht II, bei mir mel­dete.

Und Sie sagten gleich begeis­tert zu?
Zunächst war das eine komi­sche Situa­tion. Ich hatte schließ­lich mit dem Traum vom Profi-Fuß­ball abge­schlossen und längst einen anderen beruf­li­chen Weg ein­ge­schlagen. Als sich Hain bei mir mel­dete, befand ich mich im letzten Jahr meiner Aus­bil­dung bei einer Ver­si­che­rung. Die Ent­schei­dung ist mir lange Zeit sehr schwer gefallen: Sollte ich es noch einmal wagen? Denn für mich war eines klar: Sollte ich zu Ein­tracht II wech­seln, konnte das Ziel nur die erste Mann­schaft sein. Glück­li­cher­weise kam mir mein Arbeit­geber ent­gegen und ermög­lichte es mir, an den Trai­nings­ein­heiten teil­zu­nehmen. Letzt­end­lich nahm ich die große Her­aus­for­de­rung an. Plötz­lich war ich wieder mit­ten­drin. Und um mich herum viele frü­here Kol­legen, die dem Fuß­ball jah­re­lang alles unter­ordnet hatten – wäh­rend ich mich ja eigent­lich schon ver­ab­schiedet hatte.

Kurio­ser­weise waren Sie es, der als Ein­ziger den Schritt ins Profi-Team schaffte.
Für mich kam das völlig über­ra­schend. Bei unserer ersten Mann­schaft lief es in der Saison 2007/08 alles andere als rund. Der dama­lige Trainer Benno Möhl­mann suchte nach Alter­na­tiven. Nachdem er unser Ober­li­ga­spiel bei Han­nover 96 II beob­achtet hatte, lud er aus­ge­rechnet mich zum Trai­ning ein. Ich war immerhin schon 23 Jahre alt. Aber es hat gepasst. Als Profi habe ich mich damals übri­gens noch nicht gefühlt.

Wieso?
Es war die letzte Saison vor der Ein­füh­rung der Dritten Liga, eine ganz harte Zeit. Wir standen kurz vor dem Abstieg in die vierte Liga. Wäre es soweit gekommen, hätte alles keinen Sinn mehr gehabt. Dann hätte ich end­gültig mit dem Pro­fi­fuß­ball abge­schlossen und wäre ich wieder normal“ arbeiten gegangen. Gott sei Dank kam alles anders. Unter der Regie unseres neuen Trai­ners Torsten Lie­ber­knecht schafften wir am letzten Spieltag den Sprung auf die Qua­li­fi­ka­ti­ons­plätze. Was in den fol­genden Jahren pas­sierte, ist ein­fach unglaub­lich.

Wie gelang es Ihrem Trainer, inner­halb weniger Jahre aus einem Fast-Viert­li­gisten einen Herbst­meister der 2. Bun­des­liga zu formen?
Der Kern des Kaders ist in all den Jahren zusam­men­ge­blieben. Unserem Trainer ist es gelungen, die Spieler jedes Jahr besser zu machen. Dem­zu­folge sind wir natür­lich ein­ge­spielt. Das ist unser großes Plus.

Und Sie sind mit dabei.
Ich spe­ku­lierte in den zwei Jahren als Ober­li­ga­spieler zwar immer auf eine Chance in der ersten Mann­schaft, aber gerechnet habe ich damit nicht. Den­noch gelang es mir erneut, mich schnell an das neue Niveau zu gewöhnen. Erst in der Regio­nal­liga, dann in der 3. Liga und jetzt in der 2. Bun­des­liga. Jedes Mal habe ich gemerkt, dass ich als Spät­zünder mit­halten kann.

Sollte Ihr Durch­marsch von der Kreis- in die Bun­des­liga gelingen, hätten Sie sogar Andreas Lumpi“ Lam­bertz abge­hängt. Der wurde bekannt­lich dadurch berühmt, dass er als Viert­li­ga­spieler star­tete und jetzt in der Bun­des­liga kickt.
Natür­lich kenne ich seine fas­zi­nie­rende Geschichte, eine abso­lute Aus­nahme im Pro­fi­fuß­ball. Neben Lam­bertz fällt mir nur noch Miroslav Klose ein, der einen ähn­li­chen Wer­de­gang vor­zu­weisen hat. (Klose star­tete einst seine Kar­riere als Her­ren­spieler in der Bezirks­liga, d. Red.) Als gebür­tiger Braun­schweiger die Ein­tracht nach 28-jäh­riger Abs­ti­nenz in die Bun­des­liga zu führen – das wäre zu schön, um wahr zu sein. Wenn das klappen sollte, freue ich mich beson­ders auf das große Derby…

Meinen Sie nicht die großen Derbys“? Immerhin spielen mit Han­nover 96 und dem VfL Wolfs­burg zwei direkte Lokal­ri­valen in der Bun­des­liga.
Nein. Wolfs­burg zählt nicht. Für uns Braun­schweiger gibt es nur ein echtes Derby: und das ist das Spiel gegen Han­nover 96!