Vasile Miriuta, kennen Sie eigent­lich die Anek­dote von Ernst Hap­pels erstem Trai­ning beim Ham­burger SV?
Nein.

Er soll sich am ersten Tag wortlos drei Bälle auf die Straf­raum­kante gelegt, alle drei gegen die Latte gezim­mert und danach nur gesagt haben: Nach­ma­chen.“ Bis auf Franz Becken­bauer gelang das nie­mandem. Muss man sich heute noch mit sol­chen Maß­nahmen Respekt ver­schaffen?
Nein. Mit sol­chen Wild­west-Aktionen würde man sich heute nur lächer­lich machen. Respekt ver­schaffst du dir nur mit Qua­lität. Fuß­baller merken schon beim ersten Trai­ning, ob ein Trainer es drauf hat oder eben nicht.

Muss man ein guter Fuß­baller gewesen sein, um ein guter Trainer zu werden?
Nicht unbe­dingt. Aber es hat den Vor­teil, dass man sich schon vor dem ersten Trai­ning Respekt in der Mann­schaft ver­schafft. Nehmen Sie Stefan Effen­berg. Der war als Spieler ein ganz Großer, die Hälfte seiner Pader­borner Mann­schaft hatte ihn ver­mut­lich früher als Poster an der Wand kleben.

Sie waren zu aktiven Zeiten selbst ein Idol in Cottbus, Ihre Art Fuß­ball zu spielen begeis­terte. Wie wichtig ist Ihnen schöner Fuß­ball, der die Zuschauer von den Sitzen reißt?
Jeder möchte diesen Fuß­ball sehen. Aber schöner und erfolg­rei­cher Fuß­ball ist das Pro­dukt von langer und harter Arbeit. Im Moment gebe ich mich also auch mit häss­lich erspielten Punkten zufrieden. (Lacht)

Sie nennen als Vor­bild Ihren ehe­ma­ligen Trainer Eduard Geyer. Was war er für ein Typ?
Nach außen hat er stets den harten knor­rigen Geyer gemimt. Aber wenn du dir seinen Respekt erar­beitet hat­test, dann war er unglaub­lich lie­bens­würdig, für­sorg­lich, fast lie­be­voll. Ede Geyer war für uns damals wie ein Vater, er hat auf uns auf­ge­passt, hat uns geschützt – aber im rich­tigen Moment auch in den Hin­tern treten können.

Die Mann­schaft als große Familie. Ist das mög­lich?
Ich denke schon.

Wie stellt man das als Fami­li­en­ober­haupt an?
Das muss die Familie schon selber schaffen. In Cottbus hatten wir damals, zumin­dest zeit­weise, so einen Zustand. Einmal in der Woche trafen wir uns beim Ita­liener, da saß die gesamte Mann­schaft mit Anhang zusammen, aß, plau­derte, lachte und hatte einen wun­der­baren Abend. Das hatte durchaus etwas sehr Fami­liäres.

Wie hat sich das mit Ihren Hobbys ver­tragen: Cham­pa­gner trinken und Zigarre rau­chen?
(lacht) Oh, sehr gut sogar. Meine Mit­spieler und ich lebten schließ­lich nicht immer ent­haltsam.

War Eduard Geyer damals auch mit dabei?
Nein, ein Trainer hat in so einer Runde nichts ver­loren.

Geyer galt als Dis­zi­plin­fa­na­tiker, wie war das mit so einem Abend ver­einbar?
Er wusste ganz genau, wie wichtig solche Aktionen für den Zusam­men­halt einer Mann­schaft sind. Und er ver­traute uns. Wir miss­brauchten dieses Ver­trauen nicht, son­dern kos­teten es aus. Und falls mal jemand doch zu tief ins Glas geschaut hatte, wurde er eben am nächsten Tag extra hart ran­ge­nommen. Auch dafür hatte Geyer ein Auge (lacht).