Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Herr Legat, kürz­lich waren sie als Trainer beim Ver­bands­li­gisten SV Vor­wärts Korn­hapen im Gespräch.

Das ist richtig, ja.

Warum hat es nicht geklappt?

Ich hätte es gerne gemacht, wenn es zustande gekommen wäre. Seit Sommer letzten Jahres hab ich mir die Mann­schaft ange­guckt, und Frank Weber (Vor­stands­vor­sit­zender, Anm. d. Red.) hat immer wieder zu mir gesagt: Nächste Woche bist du Trainer.“ Das hab ich jetzt ein halbes Jahr mit­ge­macht, und jetzt, wo es akut werden sollte, hat man mir gesagt, wir haben zu wenig Geld, wir müssen eine Not­lö­sung finden. Jetzt ist halt Hans Bruch Trainer, der vorher Co-Trainer war. Ich bedaure das sehr, denn in der Mann­schaft steckt viel Poten­zial. Ich denke, die Auf­gabe wäre für mich lösbar gewesen, mit meiner Kom­pe­tenz hätte man das geschafft.



Hätten sie es nicht auch für weniger Geld machen wollen?

Das ist keine Frage. Ich kenne Frank Weber schon über Jahre. Ich hab schon selber mit der A‑Jugend 1985 oder 1986 dort gespielt. Ich kenne diesen Platz und das Umfeld. Des­wegen hätte ich es auch für weniger getan, aber es wurde nicht mehr mit mir ver­han­delt.

Ver­lieren Sie langsam die Hoff­nung, dass es mit der Trai­ner­kar­riere noch klappt?

Es ist eben nicht alles so ein­fach im Leben. Ich muss kleine Bröt­chen backen. Aber ich habe viele Erfah­rungs­werte, zwar noch nicht genü­gend, aber ich kann sie noch auf­pu­shen, wenn ich dieses Jahr im Sommer noch was kriegen sollte. Die Haupt­sache ist doch, mal wieder ein biss­chen im Blick­punkt zu stehen, damit man weiß: Da ist noch jemand.

Gibt es denn Inter­esse von Ver­einen? Stehen sie in Kon­takt mit irgendwem?

Also, ich hab momentan zwei Anfragen, wo even­tuell im Sommer was pas­sieren könnte. Ich möchte da aber jetzt nichts mehr hin­zu­fügen.

Sie haben vor knapp fünf Jahren ihre A‑Lizenz erworben. Woran liegt es, dass sie keinen Trai­nerjob bekommen?

Ich hab ja als Trainer gear­beitet. Unter anderem zwei­ein­halb Jahre in Bremen, wo ich vor Ort die ganzen Lizenz­scheine gemacht habe. Ich bin da invol­viert worden, ich war U15-Co-Trainer, ich hab mit Dieter Eilts die U19 als Co-Trainer trai­niert und dann habe ich ein drei­viertel Jahr mit Thomas Wolter (Ama­teur­trainer) zusammen gear­beitet.

Aber da waren sie eher in der Trai­ner­lehre, als dass sie haupt­ver­ant­wort­lich Trainer waren.

Ja, aber mal ganz ehr­lich: Wel­cher Trainer nimmt das nicht in Kauf? Wenn man in einem renom­mierten Klub arbeitet, wo alles auf höchstem Niveau pas­siert, lässt man sich doch gerne was bei­bringen. Ich bin der Mei­nung, wenn du da vor Ort warst, qua­li­fi­ziert dich das dazu, Ver­bands­liga oder Ama­teur-Ober­liga zu trai­nieren. Oder sogar höher. Selbst wenn jemand eine Fuß­ball­lehrer-Lizenz hat und höher qua­li­fi­ziert ist, heißt das noch nichts.

Ist ihr Image ein Han­dicap?


Nein, über­haupt gar nicht. Das ist alles Lari­fari. Ich habe mir jetzt nichts zu schulden kommen lassen, und ich habe immer das Optimum aus meiner Mann­schaft und aus jedem ein­zelnen Spieler raus­ge­holt. Da lass’ ich mir auch nichts nach­sagen. Ich möchte alles, was in der Ver­gan­gen­heit war, jetzt mal ruhen lassen. Irgend­wann muss mal Fei­er­abend sein. Ich blicke jetzt in die Zukunft, und alles andere ist für mich indis­ku­tabel. Ich habe einige Fehler gemacht, gut, aber das ändert jetzt nichts mehr. Wenn man das alles noch mal auf­wäscht, dann muss ich mir doch eine Frage stellen: Ist denn jeder rein, der heute Trainer ist? Irgend­wann wird die Sonne auch wieder für mich scheinen. Dann kann ich zeigen, was ich drauf habe und welche Qua­li­täten ich besitze.

Denken sie oft dar­über nach, wie sie einen Trai­nerjob angehen würden? Schließ­lich hat sich der Fuß­ball seit ihrer aktiven Zeit sehr ver­än­dert.

Wissen sie, meine ganzen Kom­pe­tenzen, die ich erworben habe in der Zeit als Bun­des­li­ga­spieler, in den Lehr­gängen und den Semi­naren beim DFB und in einem renom­mierten Klub wie Werder Bremen, all das zeigt doch, dass ich auf dem Lau­fenden bin. Ich weiß immer, was neu auf dem Markt ist. Ich sitze wie auf einem Pul­ver­fass. Ich warte nur auf den Moment, in dem ein Verein anruft, und dann bin ich da. Wenn das pas­siert, dann ver­setze ich mich in die Lage des Ver­eins, und dann kann man dar­über nach­denken, wie man das angeht. Das ist ja immer unter­schied­lich.

Zucken sie zusammen, wenn eine Trai­ner­po­si­tion vakant wird und denken: Ja, das könnte mein Verein werden“?

Ja, natür­lich hat man Träume. Es gab schon Ver­eine, da hätte ich mir gewünscht, dass die mich mal anrufen. Aber es ist ja so heut­zu­tage: Man hofft, man spe­ku­liert, und es kommt doch immer wieder anders. Ich denke, es ist eine Art Bestim­mung, welche Mann­schaft man trai­niert.

Welche Rolle spielt das Geld dabei?

Die Ver­eine sind ja wirt­schaft­lich nicht mehr so gerüstet, und man muss ein wenig pokern. Aber ich bin nicht abge­neigt auch mal unter die Hälfte runter zu gehen. Ist doch ganz klar, man muss auch mal mit dem zufrieden sein, was man bekommt.

Können sie sich auch eine andere Funk­tion inner­halb eines Ver­eins vor­stellen, zum Bei­spiel als Berater, Manager oder Scout?

Man darf sich natür­lich nicht nur auf eine Posi­tion ver­steifen. Ich bin defi­nitiv bereit, irgendwo mal als sport­li­cher Leiter oder ins­be­son­dere auch als Scout zu arbeiten. In diesem Bereich könnte ich in Zukunft durchaus was machen. Aber lieber noch als Trainer, denn da hab ich meine Stärken und mein Talent.

Wo sehen sie denn ihre Stärken als Trainer?


Zum einen bringe ich viel Erfah­rung mit. Aber durch die ganzen Lehr­gänge habe ich auch sehr gute tak­ti­sche Kom­pe­tenzen erworben. Und ich bin ein ehr­li­cher Mensch, der die Jungs auf den rich­tigen Weg bringen könnte.

Haben sie jetzt Kon­takt zu Ver­einen, können Sie auf Vit­amin B hoffen?


(lacht) Also, ich denke mal, Vit­amin B hab’ ich genü­gend. Ich steh’ in Kon­takt, ich hab’ auch einige Optionen, aber sie wissen ja selber, wie es ist. Was soll man machen, wenn der Verein abspringt? Ich muss da mal ganz vor­sichtig die Antennen aus­fahren. Man muss ja auch höl­lisch auf­passen, was man sagt.

Aber wenn Rudi Assauer auf Schalke noch was zu sagen hätte, dann hätte der ihnen bestimmt schon einen Job ver­schafft, oder?


Ganz ehr­lich, wenn Rudi Assauer mich anrufen würde, dann würde ich alles für diesen Men­schen tun. Er hat mich damals aus Stutt­gart weg­ge­holt, und dafür bin ich ihm Zeit meines Lebens dankbar. Für mich ist Rudi Assauer ein Idol und ein Denkmal.

Wel­cher Trainer hat sie am meisten geprägt?

Geprägt haben mich beson­ders zwei Trainer. Der­je­nige, der mich erkannt und auf die Erfolgs­spur geführt hat, war Her­mann Ger­land. Aber ich hatte viele fach­kom­pe­tente Trainer in meiner Lauf­bahn, und zum Schluss, man mag es nicht glauben, ist es Huub Ste­vens gewesen. Der hat eine beson­dere Art an sich gehabt. Der hat nicht nur Fuß­ball zele­briert und ver­mit­telt, er war auch Mensch. Er hat die Men­schen, auch wenn sie Pro­bleme hatten, geför­dert, und er wollte aus jedem Spieler das Optimum her­aus­holen.

Haben sie sich etwas von Ste­vens Art bewahrt?

Ja, ich denke, ich habe von ihm etwas mit­ge­nommen. Das, was er den Jungs ver­mit­telt hat war schon sen­sa­tio­nell. Was Huub Ste­vens aus seinen Mög­lich­keiten gemacht hat bis heute, das spricht allein schon für ihn, da braucht man nicht mehr viel zu sagen.

In Bremen haben sie noch mit Thomas Schaaf zusam­men­ge­spielt. Hat sich damals schon ange­deutet, dass er das Poten­zial zu einem Erfolgs­trainer hat?

Was mich so fas­zi­niert an Thomas Schaaf ist seine Ruhe. Er war schon als Spieler sehr ruhig, hat immer seine Leis­tung gebracht. Und als Trainer ver­mit­telt er genau das, was er aus der aktiven Zeit mit­ge­bracht hat. Er setzt das sehr gut um. Er ist für mich… naja, noch nicht wie Otto Reh­hagel, aber er steckt schon in dessen Fuß­stapfen und ist auf dem besten Weg dorthin.

Ist diese Ruhe etwas, was auch Sie von Thomas Schaaf lernen könnten?

Ja, unter anderem, klar. Meine erste Trai­ner­tä­tig­keit ist natür­lich ein biss­chen hek­tisch ver­laufen, aber mit den Jahren wird man ruhiger und geht mehr in sich. Man kann ruhig trai­nieren und man kann auch mal schreien. Die rich­tige Mischung, das ist es.

Was genau meinen sie mit hek­tisch?

Ich habe ein­drei­viertel Jahre in Werne trai­niert. Das ist der Ort, in dem ich auf­ge­wachsen bin. Das sind Umstände gewesen, darauf will ich jetzt nicht genauer ein­gehen. Aber wenn viele zusammen kommen und alle meinen, sie müssten es besser wissen, dann bin ich dort fehl am Platze. Ich habe trotzdem ver­sucht meine Linie durch­zu­ziehen, aber es ging zu weit. Und wenn gewisse Leute an der Ehre des Trai­ners kratzen, dann muss man die Kon­se­quenzen ziehen.

Könnten sie sich in einem Pro­fi­club denn besser unter­ordnen? Oder brau­chen sie die Frei­heit, ihre Linie durch­zu­ziehen?

Also mal eins vorweg: Wenn du unter pro­fes­sio­nellen Bedin­gungen trai­nierst, hast du deine Linie und deine Kon­zept, das du vor­legen kannst. Und wenn es Miss­ver­ständ­nisse gibt, dann muss man sich aus­tau­schen. Das ver­stehe ich unter einem pro­fes­sio­nellen Ver­hältnis. Aber wenn dann Meister Pom­mes­bude“ ankommt oder ein Geschäfts­führer oder ein Sponsor, die über­haupt keine Ahnung von Fuß­ball haben, dir aber rein­reden oder irgendwas vor­schreiben wollen, dann würd’ ich Tschüß“ sagen.

Sie wirken auf­ge­bracht. Spüren sie noch die Beses­sen­heit und die innere Unruhe, die sie früher aus­ge­zeichnet hat? Wie kana­li­sieren sie die heute?

Tja, wie kann ich das kana­li­sieren? Ich spiele noch aktiv in der Tra­di­ti­ons­mann­schaft vom VfL Bochum. Mit Herz sogar, weil ich ja Bochumer bin. Soll jetzt keiner miss­ver­stehen, weil ich ja viele Ver­eine hatte, aber mein Herz schlägt für Bochum. Ich hab Spaß an der Freud’, finde dort meine innere Ruhe und schaffe es, meine Aggres­sionen auf dem Feld zu lassen.

Können sie ihre Erfolgs­be­ses­sen­heit und den Ehr­geiz auch als Trainer ent­wi­ckeln?

Ja, selbst­ver­ständ­lich. Ich hab da schon einige Sachen mit­ge­nommen aus meiner bis­he­rigen Trai­ner­tä­tig­keit. Die innere Ruhe, das ist natür­lich ein ganz wich­tiger Aspekt, auf den ich in Zukunft auch noch hin­ar­beiten werde. Mit Gewalt kannst du nie was errei­chen. Viele Pro­bleme kann man mit dem Kopf lösen, und das ist das Wich­tigste über­haupt.

Gibt es einen Verein, dessen Angebot sie in jedem Fall aus­schlagen würden?

Nein. Ich denke, da spreche ich vielen Trai­nern aus der Seele. Wenn es ein guter Klub ist, kann man sowieso nicht aus­schlagen. Gibt es einen Klub, der Hilfe benö­tigt, der jetzt in der Krise ist, muss man über­legen. Aber ich würde auch das gerne machen, weil sich gerade in schlechten Phasen zeigt, wie viel Kom­pe­tenz ein Trainer hat. Ich bin nicht abge­neigt, einen Verein in schlechter Ver­fas­sung zu über­nehmen.

Wie sieht’s auf lange Sicht mit dem Aus­land aus?

Trainer müssen kreativ sein. Ich bin nicht abge­neigt, irgend­wann mal ins Aus­land zu gehen. Ich über­lege schon, ob ich nicht bei irgend­wel­chen Bera­tern im Aus­land mal anfragen sollte. Aber ich bin noch zu jung. 39 ist nicht wirk­lich jung, aber ab vierzig fängt die Trai­ner­kar­riere erst richtig an.

Womit beschäf­tigen sie sich der­zeit tag­täg­lich?


Mit meiner Familie. Meine Familie ist da A und O. Ohne die wäre ich wahr­schein­lich ganz woan­ders (lacht).

Spielt der Fuß­ball neben der Familie denn noch die größte Rolle? Oder gibt es auch einen Not­fall­plan, wenn es mal nicht klappen sollte mit einem Trai­nerjob?

Ach wissen sie, da mach ich mir im Moment über­haupt keine Gedanken drüber. Am Finan­zi­ellen wird es in der Familie nie schei­tern. Aber es wäre zu traurig, wenn es nicht klappt. Ich geb’ die Hoff­nung nicht auf, aber wenn es soweit kommen sollte, hab ich ja immer noch meine Familie. Und ich könnte mich auch ander­weitig umhören, was für einen Job es gibt.

Aber einen kon­kreten Plan gibt es nicht?

Ganz ehr­lich, ich habe schon viele Kon­zepte auf dem Schreib­tisch liegen, wenn nicht alles so läuft, wie ich es mir vor­stelle. Ich habe ver­schie­dene Alter­na­tiven, aber man muss natür­lich gucken, ob es dafür reicht. Ich lasse da alles offen.

Wie sieht es eigent­lich mit ihren beiden Söhnen aus? Sind die genauso talen­tiert wie der Vater?

Sehen sie, ich weiß ja, wie ich zum Fuß­ball gekommen bin. Ich möchte meinen Kin­dern das auch so ver­mit­teln. Ohne Druck und mit Spaß. Ich sehe Talent, aber man muss sagen, wenn sie irgend­wann den Absprung nicht schaffen, dann ver­sauern solche Kinder. Und wenn der rich­tige Zeit­punkt da ist, dann werde ich einige Leute anspre­chen. Die sollen sich das dann mal angu­cken und dann ent­scheiden. Ich nie­mals.

Haben die beiden denn etwas von ihrem Ehr­geiz mit­ge­kriegt?

Ja, natür­lich. Das sind aller­dings zwei unter­schied­liche Cha­rak­tere. Der eine ist so ein Boll­werk, der rennt und rennt und kämpft wie ein Pferd. Der andere hat die Schnel­lig­keit und schießt aus sol­chen Situa­tionen wie ich in frü­hesten Tagen. Das ist ein gutes Gemisch. Wenn die irgend­wann sagen: Papa, hilf mir“, dann mach ich das natür­lich, aber ansonsten will ich meine Kinder nicht unter Druck setzen.