Souleyman Sané war bei der SG Wattenscheid 09 Goalgetter und Publikumsliebling. Vor dem heutigen Duell zwischen Wattenscheid 09 und Rot-Weiss Essen sprachen mit ihm über die legendäre Bratwurst im Lohrheidestadion und Siege gegen den Erzrivalen VfL Bochum.
Souleyman Sané, was würden Sie an der Lohrheide verändern, wenn Sie könnten?
Das Stadion ist meiner Meinung nach nicht richtig fertig. Es müsste eine Überdachung für alle Plätze geben. Viel wichtiger ist aber, dass die SG 09 sportlich wieder Fuß fasst. Es muss ja nicht die Bundesliga sein, aber Dritte Liga wäre super.
In Fan-Kreisen ist das Stadion für die Bratwurst vom Holzkohlegrill bekannt. Haben Sie zu aktiven Zeit da auch mal zugeschlagen?
Natürlich, ich habe bei jedem Spiel eine Wurst gegessen. Wenn man jeden Tag trainiert, wird das Fett schnell verbrannt. Das macht überhaupt nichts. Sie können mir glauben, dass die Spieler heute auch vieles essen, was eigentlich nicht gut für sie ist. Man darf es eben nicht übertreiben. Den Trainern war das auch solange egal, wie ich meine Leistung gebracht habe.
Sie können also bestätigen, dass es in Wattenscheid die beste Stadionwurst gibt?
Für uns ist es natürlich die beste. In Bochum oder auf Schalke sehen das die Fans vielleicht anders. Die Wurst ist aber das Markenzeichen von Wattenscheid 09.
Wie haben Sie sich in der Lohrheide auf die Heimspiele vorbereitet? Hatten Sie ein Ritual?
Ich bin immer als Letzter aus der Kabine gegangen und habe versucht, nie als Erster den Platz zu betreten. Einen richtigen Grund gab es dafür gar nicht, ich habe es mir einfach angewöhnt.
In der Saison 1992/93 hat es Glück gebracht. Sie schossen beim 2:0‑Heimspielerfolg gegen den VfL Bochum beide Tore. Was passierte nach dem Spiel?
Ein Sieg gegen den Erzrivalen, den großen Favoriten, ist für die Mannschaft und die Fans natürlich etwas ganz besonderes. Ich erinnere mich sehr gut an diesen Tag. Da wurden es in der Kabine nachher schon ein, zwei Bier mehr. Die Kollegen haben für mich auch ein paar Runden geschmissen.
Andere große Erfolge, etwa zwei Siege gegen den FC Bayern München, feierten Sie wegen der geringen Kapazität in der Lohrheide im Bochumer Ruhrstadion. Waren Sie als Spieler darüber verärgert, die großen Heimspiele nicht in Wattenscheid austragen zu können?
Für Spiele gegen Dortmund, Schalke oder die Bayern mussten wir aus Sicherheitsgründen umziehen. Die Fans waren natürlich nicht begeistert. Für mich persönlich aber waren das tolle Erfahrungen. In einem reinen Fußballstadion ist alles viel enger. Man hört jedes Wort. Vielleicht war das für uns gegen die großen Vereine ein besonderer Ansporn.
Wie kann man sich die Umkleide in der Lohrheide vorstellen?
Die Kabinen sind heute noch wie zu meiner Profizeit. Schlichte, enge, aber ausreichende Umkleiden. So wie in Schulen. Spieler anderer Vereine haben sich wahrscheinlich gefragt: „Was ist denn das?“ Vielleicht hat es beim einen oder anderen den Spaß am Fußball eingeschränkt zu wissen, dass es nach Abpfiff wieder in diese Umkleide geht.
Heute stehen den Spielern der SG 09 ein Massagebereich, eine Sauna und ein Whirlpool zur Verfügung.
Wir waren damals in der Bundesliga ähnlich ausgerüstet. Ich habe aber meistens nur den Whirlpool genutzt und auf die Sauna verzichtet.
Mussten die jüngeren Spieler warten, bis die älteren Stars fertig waren?
Nein, die flachen Hierarchien waren eine unserer großen Stärken. Wir haben zusammengehalten und uns mit Respekt behandelt. Ich konnte nicht in die Kabine kommen und sagen: „Hier kommt Samy, macht den Whirlpool frei.“ Da hatten die Älteren keine Vorteile. In Wattenscheid war das immer ganz locker, wie eine Familie.
Wo saßen Sie als Spieler auf der Tribüne, wenn Sie nicht im Kader waren?
Wir hatten keine festen Plätze, sondern sind einfach ins Stadion gegangen und haben geschaut, wo noch etwas frei ist.
Besuchen Sie heute noch regelmäßig Spiele der SG 09?
Ich wohne in Wattenscheid nur fünf Minuten Fußweg vom Lohrheide-Stadion entfernt. Immer wenn ich Zeit habe, gehe ich auch zu den Spielen.
Wo sitzen Sie am liebsten?
Bei den Spielen sitze ich immer mittig auf einer der Tribünen an der langen Geraden. Da hat man einfach die beste Sicht, vor allem, wenn man die Taktik beurteilen möchte.
Nach all den Jahren haben Sie keinen Stammplatz?
Nein, so was ist mir nicht wichtig. Mir fällt auch nur unser Präsident Klaus Steilmann ein, der in der Lohrheide einen Stammplatz hatte. Er saß immer auf der Haupttribüne am linken Rand. Das war ungewöhnlich, weil die Präsidenten der anderen Vereine meist in der Mitte auf der Haupttribüne saßen.
Ein Foto Ihrer Mannschaft hängt in der Geschäftsstelle. Was verbinden Sie mit diesem Ort?
Einerseits mussten wir als Spieler natürlich in die Geschäftsstelle, wenn es mal nicht so gut lief. Das ist nicht schön gewesen, aber letztlich Teil des Geschäfts. Andererseits haben wir dort häufig gemeinsam im VIP-Raum gefrühstückt. Auf dem Tresen war das Essen schon vorbereitet, wenn wir kamen. Diese gemeinsamen Mahlzeiten haben viel zur guten Stimmung in der Mannschaft beigetragen.