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Marko Pan­telic hat vor­her­ge­sagt, dass Hertha in der Rück­runde 14 Spiele gewinnt und am Ende 70 Punkte holt. Ist das der typi­sche Ber­liner Grö­ßen­wahn?

Wenn es sich einer leisten kann, so zu tippen, dann er. Pan­telic bringt es ja auch. Ansonsten ist Hertha leider zu unkon­stant. In einem Moment kann man richtig ansehn­liche Spiel­züge bestaunen und im nächsten ver­ka­cken sie gna­denlos. Aber irgendwie finde ich das ganz sym­pa­thisch. Ich erwarte ja auch nicht, dass sie Meister werden. Obwohl ich schon seit langem wieder auf einen Cham­pions-League-Platz hoffe. Ich würde gerne mal wieder einen Verein wie den FC Bar­ce­lona im Olym­pia­sta­dion sehen.



Nach der Rück­runde hat die Mann­schaft an Boden ver­loren.

Jetzt läuft es so wie in den Jahren zuvor. Eigent­lich haben sie sich ja regel­mäßig für den UEFA-Cup qua­li­fi­ziert, und sind dann relativ schnell wieder raus­ge­flogen (lacht). Seit Mar­cel­inho weg ist, hat sich viel ver­än­dert. Aber ein gesunder Bas­türk ist ohnehin wert­voller für die Mann­schaft. Außerdem spielt mit Marko Pan­telic seit langem mal wieder ein richtig guter Stürmer in Berlin.

Was macht für Sie den Reiz der Hertha aus?

Was soll ich sagen, Hertha ist der größte Verein in der Stadt. Außerdem finde ich gut, dass bei dem Klub im Moment viele junge Ber­liner spielen. Und ich bin nun mal Ber­liner. Warum sollte ich auf Köln abfeiern? Das macht ein­fach keinen Sinn. Man muss ein­fach Fan des Ver­eins aus der Hei­mat­stadt sein.

Leider han­deln in Berlin nicht alle nach dieser Maxime. Die Hertha kriegt das Olym­pia­sta­dion selbst in erfolg­rei­chen Zeiten selten voll. Warum hat der Verein in der Stadt so ein schlechtes Image?

Ich weiß nicht, ob Hertha ein schlechtes Image hat. Aber eine zeit­lang hat sie es sich bei den Ber­li­nern ziem­lich ver­scherzt: Alles wirkte so irre piefig und der Verein wurde etwas halb­seiden geführt. Außerdem war es das Grauen, in Zweit­li­ga­zeiten mit 8000 Leuten im Olym­pia­sta­dion zu sitzen. Auch heute ist das Sta­dion eines der Pro­bleme des Ver­eins. Ich ver­stehe gar nicht, warum angeb­lich so viele Leute die Schüssel so toll finden. Zum Fuß­ball­gu­cken ist das Olym­pia­sta­dion voll ungeil: Man ist ein­fach nicht nah dran am Spiel­feld. Noch dazu sind die Ber­liner von Natur aus nör­gelig und das schlägt dann schnell in Nicht­be­geis­te­rungs­fä­hig­keit um. Ich gehe beim Fuß­ball gerne ab, und wenn ich wäh­rend eines Spiels auf­springe, rufen die Meisten gleich: Nu setz dich mal wieder hin! Ich ant­worte dann immer: Steh du doch auch auf, du Depp! Aber so ist halt Berlin. Ohne die Fan­kurve wäre da gar nichts los.

Sie gehen also in voller Fan­montur ins Sta­dion.

Nein, aber ich erzähle jedem, der es wissen will, dass ich Hertha-Fan bin. Ehr­lich gesagt habe ich nur ein Frank­reich- und ein Bar­ce­lona-Trikot. Die sind so schön…

Den spie­le­ri­schen Zauber holen Sie sich also außer­halb Ber­lins.


Klar, ich bin auch Bar­ce­lona-Anhänger. Wahr­schein­lich weil meine Mutter dort auf­ge­wachsen ist. Auch weil der Klub zur Franco-Zeit eine sub­ver­sive Kultur gepflegt hat und bis heute so stolz ist, dass sie keine Tri­kot­wer­bung tragen. Ich fand schon als Kind die Farben und die Namen der Spieler toll. Und das Nou Camp ist ein­fach ein geiles Sta­dion. Da passen mehr Leute rein als in Berlin, aber alle sitzen trotzdem so nah dran, dass sie Ronald­inho beim Ein­wurf den Ball weg­nehmen könnten.

Was fas­zi­niert Sie am Fuß­ball?

Ich fand immer das Grün des Rasens toll, wenn die Glotze anging. Rein ästhe­tisch ist das ein­fach edel. Wenn man dann mal im Sta­dion ist und mit­er­lebt, wie es dort abgeht, kommt man vom Fuß­ball nicht mehr los.

Waren Sie selbst mal aktiv?

Ja. Als ich bei Hansa 07 in Kreuz­berg spielte, hatten wir einen richtig guten Trainer, von dem wir viele Fuß­ball-Basics gelernt haben: Hin­ter­laufen, Ver­schieben… Dinge, die man auch in der Bun­des­liga sieht. Gerade wenn man das alles kennt, hat das Spiel immer eine Fas­zi­na­tion – auch wenn es nicht 5:1 aus­geht. Außerdem ist es ein­fach beein­dru­ckend, wie gut die Profis Fuß­ball spielen.

Weniger beein­dru­ckend ist Ihr fuß­bal­le­ri­sches Können im Video zu Riddim No. 1“. Als Ranz e.V.“ kickt die Band gegen dicke Frauen im Schlamm – und geht unter.

Das hatte mit Fuß­ball erst einmal nichts zu tun. Den dazu­ge­hö­rigen Song wollten wir nicht als Single her­aus­bringen – die Plat­ten­firma aber unbe­dingt. Wir fanden Riddim
No. 1“ ein­fach nicht so geil und so wurde es ein Ver­wei­ge­rungs­video: Irgend­etwas Bescheu­ertes, aber bloß nichts, das jetzt richtig fett aus­sieht.

Dafür haben Sie aber wenigs­tens einen Inte­gra­ti­ons­preis der FIFA gewonnen.

Um Gottes Willen. Hört mir auf mit der FIFA.



Warum?

Als wir bei der WM-Eröff­nungs­feier in Mün­chen gespielt haben, hatten wir nur Stress mit der FIFA. Wir durften noch nicht einmal unser Band-Logo anbringen. Außerdem hatten wir über­haupt keinen Ein­fluss darauf, wie der Auf­tritt rüber­kommt. Ich fand ihn eher doof. Solche Events haben die Deut­schen ein­fach nicht so richtig drauf.

Wie man an der großen Show der Trach­ten­leute sehen konnte.

Das fand ich ja noch gut. Aber dass bei uns diese Break­dancer mit auf­treten mussten… So nach dem Motto: Schaut mal her, das ist unsere Jugend. Voll die Stra­ßen­kultur – die tanzen auf’m Kopf, fast so gut wie in den USA. Die Schuh­plattler mit ihren Glo­cken waren noch am besten, auch wenn es natür­lich das totale Bayern-Kli­schee abge­bildet hat. Aber die haben wenigs­tens ordent­lich was los gemacht. Ich will aber nicht alles durch den Dreck ziehen. Ich fand es schon cool, dass die ganzen Ex-Welt­meister am Start waren. Wir standen da neben Bebeto und den Argen­ti­niern von 78 und haben mit ihnen Fotos gemacht. Aber die Auf­nahmen dürfen wir auf­grund der obskuren FIFA-Regeln natür­lich nie­mandem zeigen…

Sie haben es nach der Show dem Kaiser vor­ge­macht und sind zu Ihrem nächsten Auf­tritt gejettet.

Vom Kaiser kann ich noch eine viel gei­lere Story erzählen. Ich war mit einem Kumpel auf dem Weg zum Vier­tel­fi­nal­spiel gegen Argen­ti­nien. Wir sind zwei Stunden vor Anpfiff mit seinem Motorrad los­ge­fahren, aber wegen der Fan­meile war in Berlin absolut kein Durch­kommen. Dann ist ori­ginal Kaiser Franz samt Poli­zei­es­korte durch den Stau an uns vor­bei­di­ri­giert worden. Wir haben es zufällig gesehen und haben uns dran­ge­hängt. Franz per­sön­lich hat uns also zum Sta­dion durch­ge­boxt – das war der Knaller. Ohne ihn und seine Motorrad-Eskorte wären wir nicht recht­zeitig zum Anstoß gekommen.

Noch einmal zurück zum direkten Flug von Mün­chen nach Berlin. Ihr habt am Tag der Eröff­nungs­feier noch ein Kon­zert im Trep­tower Park gespielt.

Nach dem Auf­tritt in Mün­chen, von dem wir eher ent­täuscht waren, war das natür­lich geil. Wir hatten eine Pri­vat­ma­schine nur für uns und kamen uns vor wie Graf Koks.
Wir sind genau über unsere Bühne und die Leute im Trep­tower Park geflogen und wussten: Wir haben das Beste noch vor uns!

In der WM-Zeit wurden ins­be­son­dere Xavier Naidoo und die Sport­freunde Stiller bis zum Erbre­chen rauf und runter gespielt. Können Sie Dieser Weg“ und „’54, 74, 90, 2006“ noch hören?

Den Sport­freunde-Song finde ich doof. Und der Xavier-Naidoo-Song ist ganz okay, wenn auch arg über­stra­pa­ziert.

Sie sind also nicht nei­disch, dass Jürgen Klins­mann auf die IPods der Natio­nal­spieler keinen Seeed-Track gespielt hat.

Klins­mann hat den Spie­lern Songs auf deren IPods gepackt? Nicht schlecht. Gerald Asa­moah hat in einem Inter­view einmal gesagt, dass in der Kabine auch Seeed lief. Von uns passte aber kein Song so gut wie Dieser Weg“ – das ist ein­fach mal Fakt. Nei­disch bin ich also über­haupt nicht.

Was halten Sie dann von Frank Zan­ders Hymne für die Hertha?

Das ist der per­fekte Sta­di­on­song. Beim Fuß­ball muss das auch nicht ein wahn­sinnig cooler Song sein, da ist so ein Gröhl-Lied schon in Ord­nung. Kom­pli­zierte Dop­pel­reime braucht man nicht.

Frank Zander hat gesagt, er könne sich vor­stellen, mit Seeed gemeinsam einen neuen Hertha-Song auf­zu­nehmen.

Hat er? Aha.

Würden Sie denn mit ihm zusammen eine Fuß­ball­hymne ein­spielen?

Wir haben mal gesagt, dass wir einen Song machen, wenn Bas­türk bleibt. Um ihn zu halten, würde ich einiges tun. Aber ehr­lich gesagt haben wir genug zu tun. Man müsste schon eine gute Idee haben, ganz anders als andere Fuß­ball­lieder, damit wir es auch mit vollem Herzen per­formen könnten. Es muss emo­tional klingen, darf nicht doof sein und auch nicht pseu­do­kri­tisch. Das ist nicht ein­fach. Ich finde den Song von Frank Zander wirk­lich voll okay.