Beim Spiel zwischen Köln und Hoffenheim blieben die Ultras draußen. Warum war die Stimmung dennoch gut?
Uwe Heinbach, sind Sie ein talentierter Sänger?
Nein, gar nicht.
Beim Spiel zwischen Köln und Hoffenheim haben Sie und andere Mitglieder des Fanvereins „FC Fründe Mai98“ versucht, mit E‑Gitarre und Mikrofonanlage für Stimmung zu sorgen. Sind Sie zufrieden mit Ihrer Performance?
Ja, ich bin trotz meines fehlenden Talents zufrieden. Vor allem, weil ich total aufgeregt war. Der mitreißende Spielverlauf hat uns allerdings auch in die Karten gespielt.
Normalerweise sorgen die Ultras auf der Südtribüne für Stimmung. Wegen der Blocksperre durch den DFB und einer Protestaktion gegen die Sanktionen blieb der organisierte Support aber aus. Warum haben Sie Initiative ergriffen?
Wir wollten in die Bresche springen und dafür sorgen, dass die Mannschaft trotz der Sanktionen unterstützt wird. Also fragten wir beim Verein nach und erhielten eine Genehmigung. Was mir dabei wichtig ist: Wir wollten nicht die Ultras ersetzen. Die machen seit 18 Jahren einen richtig guten Job.
Welche Lieder haben Sie gespielt?
Zuerst haben wir Kölner Lieder gespielt. Die Boxen waren allerdings nicht laut genug und deshalb hat die Band irgendwann aufgehört, zu spielen. Ich habe dann nur mehr die Gesänge von den anderen Tribünen übernommen und versucht, mit dem Mikrofon zum Mitsingen aufzufordern. Capo werde ich mit meinen 59 Jahren sicherlich nicht mehr. (lacht)
In Kölner Fan-Foren wird Ihre Aktion belächelt und teilweise auch als Provokation verstanden. Was sagen Sie dazu?
Ich habe bisher noch keine Reaktionen mitgeteilt bekommen. Pfiffe habe ich im Stadion auch keine gehört. Aber ich denke schon, dass es ein wenig auch unser Verdienst war, dass die Stimmung besser als bei den Spielen davor war. Wir freuen uns aber auf jeden Fall, wenn die Ultras wieder da sind. Ich bin dankbar für jeden einzelnen Ultra, der Stimmung macht, sich aber an die Regeln hält.
Timo Horn hat nach dem Spiel gesagt: „Die Fans haben uns richtig nach vorne gepeitscht.“ Wie war denn die Stimmung am Sonntag nun?
Sie war gut. Besser als in den drei Spielen zuvor (die Ultras waren bei diesen Partien im Stadion, haben den Support aber weitgehend verweigert, d. Red). Allerdings nicht so gut wie mit Ultras.
Sie sind sehr bemüht, das zu betonen. Ist das Thema solch ein Minenfeld?
Ja, das ist definitiv ein heißes Eisen. Es gibt unterschiedliche Auffassungen innerhalb der Fanszene. Letztlich ist es wichtig, dass alle FC-Fans zusammenstehen.
Finden Sie die Kollektivstrafe vonseiten des DFB gerechtfertigt?
Hier muss ich sagen: Wir sind auch von der Blocksperre betroffen. Wir sind mit 570 Mitgliedern einer der größten Fanvereine des 1. FC Köln und einige unserer Mitglieder haben auch Dauerkarten im gesperrten Block. Diese Leute sind noch nie aus der Reihe getanzt und wurden trotzdem bestraft. Die Kollektivstrafe finde ich deshalb nicht gut. Grundsätzlich muss man mit Sanktionen rechnen, da Platzstürme und Pyrotechnik nun einmal verboten sind.
Was muss jetzt passieren?
Der Verein und die Ultras müssen sich zusammensetzen – ohne ihre Unterstützung geht es nicht. Die meisten Fans, mit denen ich gesprochen habe, sagen: „Mensch, die fehlen im Stadion.“
Uwe Heinbach, werden Sie beim nächsten Heimspiel gegen Leverkusen wieder als Vorsänger im Block stehen?
Nein, das war definitiv einmalig.