Jo Maidhof, begegnen Sie dem Thema Kutten“ der­zeit eher mit Trüb­sinn oder Enthu­si­asmus?
Die Kutten ver­schwinden mehr und mehr aus den Sta­dien, den Ver­fall finden wir natür­lich bekla­gens­wert. Mit unser Ver­ei­ni­gung steuern wir nun dagegen, des­halb reagiere ich letzt­lich eher eupho­risch – bei uns in Fürth geht es mit der Kutte bergauf. Dar­über freuen wir uns, denn die Kutte ist fuss­ball­tech­ni­sches Kul­turgut.

Dem Sie mit der Grün­dung einer Ver­ei­ni­gung hul­digten. Wie ist es um das Ver­eins­leben bestellt?
Wir treffen uns in einer kleinen Runde nicht nur regel­mäßig im Sta­dion, son­dern auch bei Zuhause und tragen die neusten Auf­näher zusammen. Ich bin aller­dings der Ein­zige, der nähen kann.

Dann wün­schen wir Ihnen nicht, dass der Verein wächst. Sonst müssten Sie in Fabri­ka­tion gehen.
(lacht) Glück­li­cher­weise kann man die meisten Sprüche auf­ge­bü­geln. Sonst müssten wir die Per­so­nal­si­tua­tion über­denken.

Apropos über­denken: Warum hat das Trikot die Kutte als liebstes Fan-Acces­soir über­haupt abge­löst?
In der heu­tigen Zeit zählen Life­style-Pro­dukte. Dem wird das Klub­trikot eher gerecht als die Kutte. Außerdem ist die Ver­eins­zu­ge­hö­rig­keit bei einem Trikot schneller fest­zu­stellen.

Der Fan muss mit dem Kauf eines Tri­kots heut­zu­tage weder pro­duktiv noch kreativ sein.
Und genau das ist wie­derum das Schöne an Kutten: Mei­nung, Humor, poli­ti­sche Gesin­nung… Man kann alles auf seine indi­vi­du­elle Art zum Aus­druck bringen. Ohne, dass es zu ernst genommen wird.

»> Die schönsten Kutten der Kurve in der Bil­der­ga­lerie «<


Wie­viele Auf­näher hat eine gute Kutte?
Viele.

Zählt also Quan­tität vor Qua­lität?
Das nun auch wieder nicht. Die Qua­lität, also Design und Humor der Auf­näher, muss stimmen. Gerade, wenn man die Kutte wieder in der deut­schen Fan-Land­schaft ver­an­kern will.

Können Sie uns eine Kost­probe des Kutten-Humors geben?
Ich weiß nicht, ob man das so auf­schreiben kann. (lacht) Gene­rell funk­tio­nieren die Sprüche ja über eine Anti-Hal­tung, das Sti­cheln gegen andere Ver­eine. Meist auch mit­tels sehr ein­fa­chen Humors.

Wie fühlt man sich denn beim Tragen einer Fürth-Kutte in einer sport­lich beschei­denen Saison wie der ver­gan­genen?
Das sind wir ja gewohnt. Mit dem großen 1. FC Nürn­berg in der Nach­bar­schaft bist du immer der Kleine und bekommst als Zweit­li­gist auf den Senkel.

Wie rea­lis­tisch ist die Rück­kehr der Kutte?
In Fürth ist sie zumin­dest durchaus denkbar: Wir wurden nicht aus‑, son­dern eher ange­lacht und haben her­vor­ra­gendes Feed­back bekommen. Kleine Jungen, Hipster, Mecker-Rentner und Otto-Normal-Fans zeigen sich inter­es­siert. Manche wollten sogar wissen, wo man sowas kaufen kann.

Und? Wo kauft man seine Kutte?
(ver­ächt­li­ches Schnauben) Die stellt man selbst her!