Im beschaulichen Fürth wurde kürzlich die „Kuttenvereinigung Fürth 1903 n.e.V.“ aus der Taufe gehoben. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden Jo Maidhof über den Verbund, der die Jeans-Devotionalie wiederaufleben lassen will.
Jo Maidhof, begegnen Sie dem Thema „Kutten“ derzeit eher mit Trübsinn oder Enthusiasmus?
Die Kutten verschwinden mehr und mehr aus den Stadien, den Verfall finden wir natürlich beklagenswert. Mit unser Vereinigung steuern wir nun dagegen, deshalb reagiere ich letztlich eher euphorisch – bei uns in Fürth geht es mit der Kutte bergauf. Darüber freuen wir uns, denn die Kutte ist fussballtechnisches Kulturgut.
Dem Sie mit der Gründung einer Vereinigung huldigten. Wie ist es um das Vereinsleben bestellt?
Wir treffen uns in einer kleinen Runde nicht nur regelmäßig im Stadion, sondern auch bei Zuhause und tragen die neusten Aufnäher zusammen. Ich bin allerdings der Einzige, der nähen kann.
Dann wünschen wir Ihnen nicht, dass der Verein wächst. Sonst müssten Sie in Fabrikation gehen.
(lacht) Glücklicherweise kann man die meisten Sprüche aufgebügeln. Sonst müssten wir die Personalsituation überdenken.
Apropos überdenken: Warum hat das Trikot die Kutte als liebstes Fan-Accessoir überhaupt abgelöst?
In der heutigen Zeit zählen Lifestyle-Produkte. Dem wird das Klubtrikot eher gerecht als die Kutte. Außerdem ist die Vereinszugehörigkeit bei einem Trikot schneller festzustellen.
Der Fan muss mit dem Kauf eines Trikots heutzutage weder produktiv noch kreativ sein.
Und genau das ist wiederum das Schöne an Kutten: Meinung, Humor, politische Gesinnung… Man kann alles auf seine individuelle Art zum Ausdruck bringen. Ohne, dass es zu ernst genommen wird.
»> Die schönsten Kutten der Kurve in der Bildergalerie «<
Wieviele Aufnäher hat eine gute Kutte?
Viele.
Zählt also Quantität vor Qualität?
Das nun auch wieder nicht. Die Qualität, also Design und Humor der Aufnäher, muss stimmen. Gerade, wenn man die Kutte wieder in der deutschen Fan-Landschaft verankern will.
Können Sie uns eine Kostprobe des Kutten-Humors geben?
Ich weiß nicht, ob man das so aufschreiben kann. (lacht) Generell funktionieren die Sprüche ja über eine Anti-Haltung, das Sticheln gegen andere Vereine. Meist auch mittels sehr einfachen Humors.
Wie fühlt man sich denn beim Tragen einer Fürth-Kutte in einer sportlich bescheidenen Saison wie der vergangenen?
Das sind wir ja gewohnt. Mit dem großen 1. FC Nürnberg in der Nachbarschaft bist du immer der Kleine und bekommst als Zweitligist auf den Senkel.
Wie realistisch ist die Rückkehr der Kutte?
In Fürth ist sie zumindest durchaus denkbar: Wir wurden nicht aus‑, sondern eher angelacht und haben hervorragendes Feedback bekommen. Kleine Jungen, Hipster, Mecker-Rentner und Otto-Normal-Fans zeigen sich interessiert. Manche wollten sogar wissen, wo man sowas kaufen kann.
Und? Wo kauft man seine Kutte?
(verächtliches Schnauben) Die stellt man selbst her!