Weil ihm Jürgen Klopp „auch menschlich“ gefiel, wechselte Otto Addo 2006 von Borussia Dortmund zum FSV Mainz. Vor dem Aufeinandertreffen seiner Ex-Vereine spricht der HSV-Jugendcoach über Vertragsgespräche mit Kloppo und die Krise in Hamburg.
Otto Addo, wie hat Sie der damalige Mainzer Trainer Jürgen Klopp 2006 davon überzeugen können von Borussia Dortmund zum FSV Mainz zu wechseln?
Otto Addo: Neben dem sportlichen Aspekt kam er auch menschlich unheimlich gut rüber. Er ist ein Trainer, der einen guten Charakter hat und sich für die Spieler interessiert. Für mich war der Wechsel damals aber auch eine große Chance, immerhin war ich davor lange verletzt.
So viel Überzeugungsarbeit war also gar nicht nötig?
Otto Addo: Zu dem Zeitpunkt hatte ich ein Jahr und drei Monate kein Fußball mehr gespielt! Für mich war es einfach eine gute Möglichkeit, nach meinem dritten Kreuzbandriss noch einmal Fuß zu fassen. Ich habe beim Wechsel darauf geachtet, dass das Umfeld passt. Wenn der Trainer auf mich einen anderen Eindruck gemacht hätte, dann wäre ich zu einem anderen Verein gegangen.
Sie sind heute selber Trainer, arbeiten als Chefcoach der A‑Jugend vom Hamburger SV. Gibt es Sachen, die Sie sich bei Jürgen Klopp abgeschaut haben?
Otto Addo: Man schaut sich von allen Trainern, die man hatte, das Beste ab. Bei ihm war es seine Vorbildfunktion für die Mannschaft: Er wollte immer, dass die Spieler die Leidenschaft zeigen, die er ihnen vorgelebt hat.
Was müssen Ihre Spieler mitbringen, um sich auch in der Bundesliga durchzusetzen?
Otto Addo: Natürlich fußballerische Qualitäten, eine gewisse Laufbereitschaft und am Besten keine Starallüren. Gerade Dortmund und die Nationalmannschaft haben das umgesetzt und daran orientiere ich mich bei meiner eigenen Arbeit.
Zurzeit werden in der Bundesliga viele Vereine von jungen Trainern trainiert. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Otto Addo: Die jungen Trainer versuchen natürlich auch neue Methoden reinzubringen. Das fällt Älteren meist ein bisschen schwerer, aber es kommt nicht unbedingt aufs Alter an. Man muss ein gewisses Wissen mitbringen, das ist klar. Das Wichtigste ist, dass man als Trainer ein Typ ist. Wenn man sich nicht durchsetzen kann, nützt das größte Wissen nichts. Der „Kloppo“ ist ein Typ und Thomas Tuchel auch.
Diese jungen Trainer scheinen immer ganz nah an der Mannschaft zu sein. Wie schafft man als Trainer Distanz zu seinen Spielern?
Otto Addo: Diese Balance ist natürlich die größte Schwierigkeit. Dass die Spieler Vertrauen haben und auch eine gewisse Nähe, ohne dem Trainer auf der Nase rumzutanzen. Das macht Klopp hervorragend indem er seine Spieler respektvoll behandelt. Respekt funktioniert immer in zwei Richtungen.
Wie kamen Sie selbst zum Trainerberuf? Sie haben ein abgeschlossenes Sportmanagement-Studium, hätten also durchaus auch etwas anderes machen können.
Otto Addo: Ich wollte nach meiner Karriere wieder zurück nach Hamburg. Ich hätte nach Mainz noch in der zweiten Liga spielen können, aber es gab die Chance für die zweite Mannschaft des HSV zu spielen, mit der Option dem Verein auch noch nach meiner Karriere zu helfen. Dietmar Beiersdorfer fand die Idee damals toll.
Wie bekommen Sie die derzeitigen Unruhen beim HSV mit?
Otto Addo: Es ist eine schwierige Situation. Es ist normal, dass Unruhe herrscht, wenn ein Traditionsverein so weit unten steht. Ich habe das selber als Profi auch mitgemacht, als wir in Dortmund 2000 gegen den Abstieg gespielt haben. Das ist für mich nichts Neues. Natürlich ist es schade und überraschend, dass der HSV jetzt da unten drin steht, aber ich bin mir sicher, dass wir da auch wieder rauskommen werden.
Haben Sie als Nachwuchstrainer eine Idee, wie das klappen könnte?
Otto Addo: Ich denke, jeder hat da seine eigene Idee, aber der Vorstand um Frank Arnesen wird die richtigen Entscheidungen treffen. Im Fußball geht so was unheimlich schnell. Man gewinnt zwei Mal und dann ist man unten raus. Ich mache mir keine Sorgen, es ist noch sehr viel Zeit.
Am Wochenende spielt Mainz gegen Dortmund. Sie sind für beide Vereine aufgelaufen. Wem drücken Sie eher die Daumen?
Otto Addo: Das ist schwer. Mainz hat ein überragendes Publikum, das unheimlich fair mit der gegnerischen Mannschaft umgeht. In Dortmund bin ich sechs Jahre gewesen, habe sportlich viel erreicht. Ein Unentschieden wäre nicht verkehrt.