Nach einer ernüchternden Saison in der Oberliga Niedersachsen wollen die Fans des 1. SC Göttingen 05 etwas verändern. Durch die Faninitiative „Glotze aus, Stadion an“ sollen die Stadien des Amateurfußballs mehr Besucherzulauf erhalten. Wir sprachen mit Gründungsmitglied Dirk Mederer.
Dirk Mederer, die Fans von Göttingen 05 wollen durch Ihre Initiative „Glotze aus, Stadion an“ mehr Zuschauer in die Stadien des Amateurfußballs locken. Gehen damit Event und Maskottchen an der Seitenlinie einher?
Nein, auf keinen Fall! Wir wollen mehr Zuschauer für den Amateurfußball gewinnen. In unserem Fall ist das die Oberliga. Früher war es keine Frage, dass man zu den Spielen seines Heimatvereins ging, wenn man Fußball sehen wollte. Doch das ist mittlerweile nicht mehr so.
Als Schuldigen sehen Sie die Fernsehanstalten, die die potentiellen Zuschauer durch Übertragungen des Profifußballs an die Couch binden.
Ganz genau. Nach einem ziemlich hässlichen Jahr in der niedersächsischen Oberliga mit Spielausfällen und Wettbewerbsverzerrungen haben wir uns in der vergangenen Woche überlegt, dass wir zum Saisonstart etwas bewegen müssen. In der Studentenstadt Göttingen wissen viele Bürger gar nicht, dass man auch guten Fußball an der nächsten Ecke sehen kann. Darauf wollen wir aufmerksam machen.
Die Aktion „Glotze aus, Stadion an“ hat sich in den letzten Tagen als Selbstläufer entwickelt.
Wir haben zumindest eine ungeahnt hohe Resonanz verspürt. Zuerst wollten wir uns nur mit den Kollegen aus Celle und Lüneburg austauschen, aber nach dem Start unseres Blogs am Wochenende hat sich unser Anliegen bereits bis nach Meppen und Leipzig rumgesprochen. Das Thema scheint sich überregional auszubreiten. Das können wir natürlich nur begrüßen.
Wie lauten die genauen Ziele der Faninitiative?
Wir sehen uns als dezentrale Anlaufstelle für die Fangruppierungen im Amateurbereich. Auf Anfrage können die Interessenten ein Logo in den jeweiligen Vereinsfarben, und eine Vorlage für T‑Shirts und Banner bei uns bekommen. Welche einzelnen Aktionen rund um das Thema anschließend organisiert werden, wollen wir den lokalen Gruppierungen überlassen. Die Fans scheinen auf eine solchen Anstoß gewartet zu haben.
Was kann darüber hinaus geschehen?
Wir haben festgestellt, dass die Probleme der Oberligavereine bereits so signifikant sind, dass wir das Gespräch mit den Verbänden suchen wollen. Bei einem guten Start der Initiative denken wir über die Gründung einer zentralen Amateur-Lobby nach, die auf Augenhöhe agieren kann.
Wie können die potentiellen Zuschauer langfristig für Oberliga-Fußball begeistert werden?
Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass die direkte Erfahrung von Live-Fußball und Support nicht mit dem Fernseher zu vergleichen sind. Das ist etwas ganz anderes und bindet.
Konkret: Wofür benötigt ein Oberligaklub mehr Zuschauer? Die klassischen Vereinsliebhaber sitzen ja bereits im Stadion.
Zum einen macht es einfach wenig Spaß, wenn in unserem ehemaligen Zweitliga-Stadion für 15.000 Personen nur 150 Besucher kommen. Das kann nur begeistern, wenn man seinen Klub liebt, denn wir können durch Choreographien die Stimmung nur begrenzt anheizen. Wir wollen deshalb das Erlebnis Stadionbesuch wiedergewinnen.
Und zum anderen?
Die Regional- und Oberligavereine sind auf das Geld der Zuschauer angewiesen und müssen hier knallhart kalkulieren. Mehr Eintrittsgelder können in diesen Spielklassen, wo die Nerven des Schatzmeisters immer angespannt sind und die Budgets der Vereine stark abweichen, enorm viel ausmachen.